Eine erotische Lesung, eine Schokoladen-Verkostung und noch manch anderes hat der Benefizabend „Sinneskitzel“ zu bieten, bei dem am 1. Dezember in Waiblingen Geld für das Projekt „Flügel“ gesammelt wird. Es berät Hilfesuchende bei sexualisierter Gewalt.
Waiblingen - Ein Abend für alle Sinne soll es werden, noch dazu in der besinnlichen Vorweihnachtszeit. Und so lädt die Beratungsstelle Profamilia also auf den 1. Dezember zur Veranstaltung „Sinneskitzel“ in das Waiblinger Kulturhaus Schwanen ein. Teil des Programms sind eine erotisch-witzige Lesung, eine Schokoladen-Verkostung und ein Verkaufsstand einer erotischen Boutique, die einige ihrer Waren zeigt. „Normalerweise veranstalten wir ja Fachvorträge, nun hatten wir aber die Idee, dass wir unser Hauptthema Sexualität auch mal sinnlicher besetzen könnten“, sagt Christine Hofstätter von der Beratungsstelle in Waiblingen.
Spenden für ein unterfinanziertes Projekt
Die Idee: ein wie es im Fachjargon heißt „niederschwelliges Angebot“, das etwas für alle Altersklassen und Geschlechter zu bieten hat. „Man kann sich auch einfach nur berieseln lassen“, sagt Hofstätter über den Abend, der ein abwechslungsreiches Programm bietet und dessen Einnahmen dem im Jahr 2010 ins Leben gerufenen Projekt „Flügel“ zugute kommen sollen. Dessen Sinn und Zweck ist es, Frauen zu beraten, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Allerdings verfügt „Flügel“ längst nicht über die finanziellen Mittel, die es braucht, sondern ist notorisch unterfinanziert. Mit dem vom Kreistag für das Jahr 2017 genehmigten Budget von 15 000 Euro lässt sich nur eine 20-Prozent-Stelle finanzieren, was laut der Profamilia-Leiterin Oranna Keller-Mannschreck acht Stunden pro Woche bedeutet. Wenig Zeit, wenn man bedenkt, dass die Berater auch zahlreiche Telefonate, beispielsweise mit Anwälten, führen müssen.
Nötig wäre eigentlich eine 50-Prozent-Stelle, so Christine Hofstätter. Daher ist „Flügel“ zudem auf Spenden angewiesen, umso mehr, als Profamilia das Angebot künftig ausdehnen und auch eine Beratung für Männer anbieten will, die immer öfter angefragt wird.
„Die Beratungszahlen haben sich von 2016 auf 2017 von 199 auf mehr als 300 erhöht“, sagt Christine Hofstätter. Schon in den Vorjahren hatte Profamilia steigenden Bedarf registriert, 2016 verdoppelte sich die Zahl der Beratungen gegenüber 2015 .
Dass die vor mehr als einem Jahr geplante Veranstaltung „Sinneskitzel“ just zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem sexuelle Übergriffe und Gewalt ein großes Thema sind – siehe der Fall des US-Regisseurs Harvey Weinstein – das sei vielleicht sogar ganz gut, finden die Veranstalter, die die Aufmerksamkeit „auf die guten und positiven Seiten unserer Sinnlichkeit“ lenken wollen.
Erotisch-witzige Lesung
Die bringen beispielsweise Martina Ferro und Marc Rother, beide sind Mitarbeiter von Profamilia, zutage: Am 1. Dezember geben sie bei einer erotischen Lesung Texte zum besten, die das Thema Sexualität und Erotik auf ästhetische oder auch humorvolle Weise behandeln. Die Buchhandlung Osiander stellt einen Büchertisch bereit – voll bepackt mit ausgewählter Literatur. Romane, Gedichte, aber auch Fotobände und Fachliteratur hätten sie und ihre Kollegen ausgewählt, sagt Christine Hofstätter.
Sigrid Andres, die den Laden „Sinnlichkeit in Schokolade“ betreibt, bietet an dem Abend eine Schokoladen-Verkostung an, außerdem dürfen sich die Besucher auf Kostproben von Harfenmusik und Comedy freuen. „Um die Brücke zu schlagen zwischen Fantasie und Körperlichem“, so sagt Christine Hofstätter, habe man auch noch Frau Blum eingeladen. Die erotische Boutique mit Sitz im Stuttgarter Westen hat sich auf all das spezialisiert, was zu einem freudvollen Liebesleben beitragen kann. Der Abend endet dann mit einer Disco, Schwerpunkt Motown-Musik. „Das geht für alle Altersgruppen“, sagt Hofstätter, die betont, alle Geschlechter seien beim Sinneskitzel willkommen.