Bei den Turbulenzen an der Beamtenhochschule Ludwigsburg fühlten sich die Studenten von Ministerin Bauer im Stich belassen. Das und mehr beklagt der scheidende AStA-Chef in einer bitteren Bilanz. Die Krise sei noch nicht vorbei.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart / Ludwigsburg - Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sieht sich erneut mit massiver Kritik wegen ihrer Rolle bei der Führungskrise an der Beamtenhochschule in Ludwigsburg ausgesetzt. Der scheidende Vorsitzende der Studentenvertretung, Sebastian Kröber, wirft ihr in einer Bilanz seiner Amtszeit gravierende Versäumnisse vor. Weder habe Bauer wirkliche Aufklärung betrieben und Rechtsverstöße von Hochschulangehörigen geahndet, noch habe sie sich schützend vor die intern unter Druck gesetzten Studenten gestellt, rügt Kröber in einer öffentlichen Erklärung. Die Krise an der Verwaltungshochschule dauert aus seiner Sicht unverändert an. An die Landesregierung und den Landtag appelliert er daher, endlich einzuschreiten.

 

Nach seiner dreijährigen Amtszeit als AStA-Chef habe er „einen völlig neuen Blick auf den öffentlichen Dienst“, resümiert Kröber bitter. Kritisch äußert er sich insbesondere zum Umgang mit der früheren Rektorin Claudia Stöckle, die auf Empfehlung einer von Bauer eingesetzten Kommission abgelöst worden war. „Ich habe miterlebt, dass, wenn einem eine Führungskraft nicht passt, man einfach eine Straftat gegen diese Führungskraft konstruiert“, kommentierte er eine Strafanzeige gegen Stöckle, die freilich zu keinen Ermittlungen geführt hatte. Bei diesem Vorgehen handele es sich womöglich um eine Straftat, doch es sei ebenso wenig wie andere Rechtsverstöße verfolgt und geahndet worden.

„Klima der Angst und Unterdrückung“

Weshalb das Ministerium für die Aufarbeitung „simpler dienstrechtlicher Sachverhalte“ mehr als anderthalb Jahre benötige, sei für ihn nicht nachvollziehbar. Gerade eine Hochschule für Beamte brauche Führungspersonal mit Vorbildcharakter. Zudem berichtet Kröber von einem „Klima der Angst und der Unterdrückung“ an der Hochschule. Er habe miterlebt und auch selbst erfahren, dass Studenten von Professoren „bedroht“ und unter Druck gesetzt worden seien. Zuletzt sei es bei seiner eigenen Bachelorarbeit zu „Auffälligkeiten“ gekommen. Doch auch dies sei ohne Konsequenzen geblieben.

„Wir Studenten wurden in keiner Weise geschützt“, obwohl er dies von Ministerin Bauer wiederholt gefordert habe, beklagt der scheidende AStA-Chef. Am schlimmsten sei es für ihn, „dass niemand durch die Aufsichtsorgane zur Rechenschaft gezogen wird“. An der Hochschule sieht Kröber „mehr als genug engagierte Dozentinnen und Dozenten“, um die Krise zu überwinden. „Lediglich der Schutz von oben fehlt“, beklagt er. Er selbst habe stets versucht, sich in dem Konflikt neutral zu verhalten, sich dann aber „auf die Seite des meines Erachtens rechtskonformen Handeln gestellt“. Man habe seine Kritik offenbar „aussitzen“ wollen, bilanziert der Studentenvertreter mit Blick auf ein bisher unbeantwortetes Schreiben an Bauer.