Seit die Wildkatze auch im Kreis Esslingen wieder auf der Pirsch ist, tummeln sich mehr Zweibeiner im Wald, als gut für die Tiere ist.

Ohmden - Im Wald bei Ohmden geht es zurzeit drunter und drüber: Spaziergänger stapfen quer durch den Wald und stören seine Bewohner. Der Grund dafür ist eines der Tiere - die lange als ausgestorben geltende Wildkatze. Vor drei Jahren wurde sie in dem Forst entdeckt. Alfred Haas ist damals passiert, was einem Jäger nicht alle Tage vergönnt ist: Er hatte eine Sau gesucht und eine ausgestorbene Katze gefunden. Der 46-jährige Jagdpächter von Ohmden gerät ins Schwärmen, wenn er an sein Erlebnis zurückdenkt. Auf der Pirsch sei er gewesen, um sich einen Überblick über den Wildschweinbestand zu verschaffen, berichtet er, "da saß sie plötzlich in sechs bis sieben Metern Höhe auf dem Ast einer Eiche und starrte mich an."

Im ersten Moment habe er gar nicht realisiert, dass es sich bei dem prächtigen Tier um eine Wildkatze handeln könnte, erzählt Haas weiter. Doch sie habe ihn die ganze Zeit angestarrt und beim Zurückstarren sei im klargeworden, dass auf dem Ast keine gewöhnliche Hauskatze sitze. "Wir haben bei unserer Ausbildung ja gelernt, wie man Haus- und Wildkatze voneinander unterscheidet." Auf dem Papier klinge das alles wenig beeindruckend, "aber wenn man so ein Tier tatsächlich sieht, das vergisst man nie."

Die Kamera immer parat


Ein Erinnerungsfoto und zugleich einen Beweis für die seltene Begegnung konnte Alfred Haas allerdings nicht schießen, denn seine Digitalkamera hatte er zu Hause liegen lassen. Darüber ärgert er sich noch heute. Seit damals hat der Jäger die Kamera stets parat, wenn er durch sein Revier streift. Das Schießen von Katzen hat er streng verboten. Zu leicht, so fürchtet er, könne ein übereifriger Kollege nachts statt einer wildernden Hauskatze den seltenen Gast erwischen.

Dass sich bei Ohmden tatsächlich eine Wildkatze versteckt, haben Mitarbeiter der Wildforschungsstelle Aulendorf und des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (Bund) mittlerweile zweifelsfrei bewiesen. Die Forscher aus Aulendorf hatten von Haas eigentlich nur wissen wollen, wie es mit dem Waschbärenvorkommen in seinem Forst aussehe. Die possierlichen Einwanderer breiten sich auch dort immer weiter aus.