„So ist das Gesetz“ lautet einer der Sätze, die in seinen Büchern immer wieder vorkommen, und meistens heißt das dann nichts Gutes für die Betroffenen, egal ob es in „Die Kathedrale des Meeres“ um das Recht des Lehnsherren auf die erste Nacht mit seinen weiblichen Untergebenen geht oder um die schlechte Behandlung von Minderheiten. „Das Gesetz kommt immer zu spät für die Betroffenen“, sagt Falcones, der in seinem früheren Leben eigentlich seine Zukunft im Reitsport sah und mit 17 spanischer Jugendmeister im Springreiten war. Doch der Tod seines Vaters vereitelte diese Pläne. Damals fing er an, als Ausrufer in einem „Bingo“ zu arbeiten, einem jener Glücksspieltempel, die damals, als Spanien noch vom Diktator Franco beherrscht wurde, zu der verruchten, halbseidenen Seite der Hafenstadt gehörten. „Da siehst du wirklich alles Vorstellbare, meine Kindheit war mit einem Schlag zu Ende“, erzählt der Autor, dessen Schilderungen des Allzumenschlichen manchmal drastisch ausfallen. „Aber ich musste meine Familie unterstützen, meine Mutter war Hausfrau, und ich hatte drei Geschwister.“

 

Wahrscheinlich hat er sich auch bei diesem Job reingehängt, „tatsächlich fasziniert es mich, was Menschen, wenn sie sich anstrengen, aus ihrer Situation machen können, wie sie auch gegen Ungerechtigkeit angehen können“, sagt der Sohn kastilischer Einwanderer. So wie Arnau in „Die Kathedrale des Meeres“, der vom Sohn eines geflüchteten Bauern in der Stadt zum Geschäftsmann aufsteigt. Oder wie Hernando in „Die Pfeiler des Glaubens“, in dem sich Falcones mit den Konflikten zwischen Christen und Muslimen im Andalusien des 16. Jahrhunderts beschäftigte. Und so wie die freigelassene Sklavin Caridad und die Zigeunerin Milagros in dem jetzt in Deutschland erschienenen Roman „La reina descalza“, („Die barfüßige Königin“), das man wahrscheinlich wegen der Wiedererkennbarkeit der Genitivkonstruktion mit „Das Lied der Freiheit“ betitelte.

„Ich schreibe zur Unterhaltung“

„Ich wollte von der Entstehung des Flamenco in Sevilla und später in Madrid erzählen und habe diese Figuren erfunden, um den Schmerz, die Leidenschaften, die Gefühle zu vermitteln, die seine Entstehung in der für diese Minderheiten sehr harten Zeiten begleiteten.“ Beide Frauen erleiden wie viele seiner weiblichen Figuren sexuelle Gewalt von Männern, „das ist in der Geschichte und bis heute eine Tatsache in unserem Land“, sagt er.

Für die Arbeit an „Das Lied der Freiheit“ ist Falcones öfter in den Süden seines Landes gereist. So spannend sein Plot auch diesmal wieder ist, so nahe gerät er im Detail öfter in die Nähe von Klischees, als „katalanische Gotik“ haben Spötter – oder Neider? seinen nicht überaus eleganten Stil bezeichnet. Was den jetzt erfolgsverwöhnten Autor aber nicht groß anficht. „Ich schreibe zur Unterhaltung“, sagt Falcones, „und meine Bücher werden auch von vielen Menschen gelesen, die ansonsten gar nicht lesen würden. Das macht für mich den Wert meiner Arbeit aus. Ich sehe nicht, was schlecht daran sein soll.“ Zu 25 Prozent Rechtsanwalt, zu 75 Prozent Schriftsteller sei er inzwischen, er wolle aber die Kanzlei nicht aufgeben. „In der Welt der Literatur und der Kultur begegnen mir viele Leute, die sehr weit weg sind von dem, was ich das wirkliche Leben nennen würde“, erklärt der Experte für Zivilrecht. „Als Autor kann ich alles möglich machen, als Jurist stoße ich oft bei kleinen Problemen an meine Grenzen.“