Nachrichtenzentrale: Nadia Köhler (nl)

Derart traumatisiert stürzt sich die junge Frau in ihre Arbeit. Die Münchner Otto-Falckenberg-Schule gab der Schauspielstudentin eine zweite Chance, obwohl Pola Kinski die Ausbildung mit 17 schon einmal hingeworfen hatte. „Die neue Ernsthaftigkeit meines Blickes hat sie beeindruckt. Darin sah man vielleicht, dass ich das regelmäßige Erscheinen und das Rollenspiel unbedingt wollte, um mich seelisch am Leben zu erhalten.“ Später arbeitet Pola Kinski unter anderen mit Peter Zadek, dreht einen Kinofilm mit Mel Ferrer, Claus Peymann will sie nach Stuttgart holen.

 

Es sind meist Frauen mit einem dunklen Geheimnis, die Pola Kinski spielen muss. Rollen, die der emotional verkrüppelten Frau zu schaffen machen. Und seitdem sie einen Jurastudenten kennengelernt hat, ihren heutigen Ehemann, gewinnt neben dem Beruf eine andere Komponente zunehmend die Oberhand: Liebe. Als sie weit weg dreht, lässt er sich krankschreiben, um ihr nachzureisen. „Er war liebeskrank. So etwas Tolles hatte ich noch nie erlebt“, erzählt sie, „und plötzlich wollte ich nur noch die Liebe und Zuwendung von diesem Menschen.“ Sie lehnt Projekte ab, bei denen ihr Freund sie nicht begleiten kann – eine Herzensentscheidung, die zum Karrierekiller wird.

Der Familienalltag ist bis heute manchmal „ein Kampf“

Doch die Innigkeit, mit der Pola Kinski heute noch den Namen ihres Mannes ausspricht, zeigt, er mag sie die Karriere gekostet haben, dafür hat er ihr aber vielleicht das Leben gerettet. Dennoch deutet sie an, dass man sich ihr Familienleben nicht allzu romantisch vorstellen darf. Der Alltag mit einer traumatisierten Frau, gesteht sie, sei manchmal „ein Kampf“. Und mit ihrem ausgeprägten Misstrauen habe sie als Mutter ihren Kindern bestimmt manchmal ein bisschen viel Angst gemacht.

Die Ängste hat Kinski durch eine Therapie in den Griff bekommen. „Mir war nicht klar, dass ich diese Ängste als Folge der Vergewaltigung produziere. Ich dachte, diese Zustände seien so eine Art Strafe Gottes.“ Denn bis heute kämpft sie mit Schuldgefühlen. „Ich musste erst lernen, mir nicht immer die Frage zu stellen, warum ich den Missbrauch zugelassen habe.“ Heute weiß sie, dass ihr Vater damals ihre emotionale Einsamkeit ausgenutzt hat, um sie psychisch von sich abhängig zu machen. Und trotzdem mache ihr „diese Hörigkeit“, die sie, wie viele andere Opfer sexuellen Missbrauchs, gegenüber ihrem Peiniger an den Tag gelegt hat, noch immer zu schaffen. Bis heute vermeidet sie alles, was ihr die Kontrolle über sich nimmt. Die Zähne etwa hat sie sich ohne Betäubung abschleifen lassen, und auch bei kleineren Operationen verweigert sie die Narkose: „Bei den Vergewaltigungen habe ich gelernt, mich so taub machen, dass ich nichts spüre.“

„So etwas Tolles hatte ich noch nie erlebt“

Derart traumatisiert stürzt sich die junge Frau in ihre Arbeit. Die Münchner Otto-Falckenberg-Schule gab der Schauspielstudentin eine zweite Chance, obwohl Pola Kinski die Ausbildung mit 17 schon einmal hingeworfen hatte. „Die neue Ernsthaftigkeit meines Blickes hat sie beeindruckt. Darin sah man vielleicht, dass ich das regelmäßige Erscheinen und das Rollenspiel unbedingt wollte, um mich seelisch am Leben zu erhalten.“ Später arbeitet Pola Kinski unter anderen mit Peter Zadek, dreht einen Kinofilm mit Mel Ferrer, Claus Peymann will sie nach Stuttgart holen.

Es sind meist Frauen mit einem dunklen Geheimnis, die Pola Kinski spielen muss. Rollen, die der emotional verkrüppelten Frau zu schaffen machen. Und seitdem sie einen Jurastudenten kennengelernt hat, ihren heutigen Ehemann, gewinnt neben dem Beruf eine andere Komponente zunehmend die Oberhand: Liebe. Als sie weit weg dreht, lässt er sich krankschreiben, um ihr nachzureisen. „Er war liebeskrank. So etwas Tolles hatte ich noch nie erlebt“, erzählt sie, „und plötzlich wollte ich nur noch die Liebe und Zuwendung von diesem Menschen.“ Sie lehnt Projekte ab, bei denen ihr Freund sie nicht begleiten kann – eine Herzensentscheidung, die zum Karrierekiller wird.

Der Familienalltag ist bis heute manchmal „ein Kampf“

Doch die Innigkeit, mit der Pola Kinski heute noch den Namen ihres Mannes ausspricht, zeigt, er mag sie die Karriere gekostet haben, dafür hat er ihr aber vielleicht das Leben gerettet. Dennoch deutet sie an, dass man sich ihr Familienleben nicht allzu romantisch vorstellen darf. Der Alltag mit einer traumatisierten Frau, gesteht sie, sei manchmal „ein Kampf“. Und mit ihrem ausgeprägten Misstrauen habe sie als Mutter ihren Kindern bestimmt manchmal ein bisschen viel Angst gemacht.

Die Ängste hat Kinski durch eine Therapie in den Griff bekommen. „Mir war nicht klar, dass ich diese Ängste als Folge der Vergewaltigung produziere. Ich dachte, diese Zustände seien so eine Art Strafe Gottes.“ Denn bis heute kämpft sie mit Schuldgefühlen. „Ich musste erst lernen, mir nicht immer die Frage zu stellen, warum ich den Missbrauch zugelassen habe.“ Heute weiß sie, dass ihr Vater damals ihre emotionale Einsamkeit ausgenutzt hat, um sie psychisch von sich abhängig zu machen. Und trotzdem mache ihr „diese Hörigkeit“, die sie, wie viele andere Opfer sexuellen Missbrauchs, gegenüber ihrem Peiniger an den Tag gelegt hat, noch immer zu schaffen. Bis heute vermeidet sie alles, was ihr die Kontrolle über sich nimmt. Die Zähne etwa hat sie sich ohne Betäubung abschleifen lassen, und auch bei kleineren Operationen verweigert sie die Narkose: „Bei den Vergewaltigungen habe ich gelernt, mich so taub machen, dass ich nichts spüre.“

„Einmal im Leben wollte ich keine Rücksicht mehr nehmen“

Die Veröffentlichung ihrer Geschichte ist für Pola Kinski ein weiterer wichtiger Schritt im Umgang mit ihrer Vergangenheit: „Einmal im Leben wollte ich keine Rücksicht mehr auf andere nehmen – nicht auf meine Mutter, nicht auf meinen Vater – sondern alles so darstellen, wie es wirklich war.“ Mit dem Gedanken, ein Buch zu schreiben, hat sie sich zwanzig Jahre lang getragen. Erst jetzt habe sie es geschafft, diesem Bedürfnis nachzugeben. „Vorher habe ich alle Kraft gebraucht, um seelisch durch den Tag zu kommen und für meine Familie da zu sein.“ Die Biografie hat alte Wunden neu aufgerissen. Etwa die Enttäuschung über die Mutter, die öffentlich behauptet, von all dem nichts gewusst zu haben. „Sie macht mir Vorwürfe, hat mir aber nicht ein einziges Mal gesagt, dass ich ihr leidtue“, sagt Kinski. Allerdings hat „Kindermund“ ihr auch Befreiung verschafft. „Jetzt ist klar, was mein Vater getan hat. Ich muss mich nun nicht mehr winden, wenn ich auf ihn angesprochen werde.“

Niemand wird nun mehr ihre Augen mit denen des „großen“ Klaus Kinski vergleichen. Es sind große Augen, die oft sanftmütig, manchmal kindlich blicken und die sich mit Tränen füllen, wenn sie ausspricht, was ihr trotz des beharrlichen Weitermachens noch immer nicht so recht gelingen will: „Ich hoffe immer noch, dass ich eines Tages unbeschwert leben kann. Das Positive in meinem Leben anzunehmen und mich fallen zu lassen, das ist mir nur in wenigen Momenten meines Lebens gelungen.“