Harte Kritik kann die zarte Schreiberseele schon mal zermürben. Darauf brauche ich erst mal Entspannung. Aus dem Leben einer Filmstudentin.

14a. WOHNZIMMER         INNEN/ NACHT

 

"Die Kolumne ist mir zu weinerlich." "Entspann dich mal." "Du klingst so gestresst in deinen Texten, obwohl doch gar nichts Anstrengendes passiert." 

Feedback kann schmerzhaft sein. 

                       MR. BIG

            Jetzt guck nicht wie n Pferd. Ist niemand gestorben. Das sind subjektive Meinungen. ENTSPANN DICH MAL!

                       ICH

             Jetzt fängst du auch schon an!

                      MR. BIG

              Vielleicht solltest du wirklich mal ein wenig positiver schreiben. 

                     ICH (weinerlich)

             Und wie soll ich das bitte anstellen?

                     MR. BIG

               Fahr halt mal weg. Mach Urlaub. Denk positiv. Dann klappt das schon.

14b. PARKPLATZ/ WELLNESSHOTEL          AUSSEN/  TAG

Ich komme bei einem Wellness-Hotel an. Gelbe Sonne. Schwarzer Wald. Brunnengeplätscher. Vogelgezwitscher. Die Perfekte Idylle. 

Und dann: ein Knall.

Ich habe beim Einparken ein anderes Auto angefahren. Ist klar. 

Jetzt ganz cool bleiben. Positiv denken!

Ich steige aus und gucke mir das Malheur an. Bis auf ein paar klitzekleine Kratzer ist nichts passiert. Ich blicke mich um. Hat mich jemand gesehen? 

Nichts regt sich. 

Na bitte. Geht doch. 

14c. WELLNESSHOTEL             INNEN/ TAG

Mein Zimmer ist kleiner als erwartet. Egal. Ich brauche ja nicht viel. Positiv denken!

In der Begrüßungskarte lese ich, dass Internet extra kostet und zwar viel Geld. Und dass es keinen Handyempfang gibt. Ich checke mein iPhone. Es ist tot. 

Auch gut. Dient der Entspannung!

Die nächsten Tage vergehen wie im Flug. Ich schlafe. Ich gehe wandern. Ich schwimme. Ich lasse mich massieren.

Ein Traum. Die Entspannung kommt. Und die positiven Gedanken! Von nun an wird alles anders!

Das rede ich mir zumindest die ganze Zeit ein. Zum Beispiel während beim Wandern mein Rucksack kaputt geht und ich ihn den ganzen Rückweg in der Hand tragen muss. Oder während sich im Whirlpool meine Chlorallergie meldet. Oder während die Massagefrau mir die komplette halbe Stunde, die ich mit ihr habe, ohne Unterlass erzählt wie entspannend doch so ein Wellness-Urlaub ist.

14d. REZEPTION   INNEN/TAG 

Dann ist der Urlaub vorbei. Und ich ziehe ein Fazit: Ich bin ein Trottel und ein Pechvogel noch dazu und wehleidig sein ist einfach mein Ding. Aber wenigstens habe ich ein Ding. Bei dieser Erkenntnis kann ich endlich zum ersten Mal entspannt lächeln.

Bis ich die Rechnung in den Händen halte. Diese Erkenntnis hätte ich auch billger haben können. Nun gut. Ich will ja nicht meckern.

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