Eine neue Herausforderung seien die sogenannten Helikoptereltern. Zunehmend wollten Eltern bei der Beratung dabei sein und riefen sogar für ihre volljährigen Kinder an. Heute sei es so, dass man den Eltern die Grenzen zeigen müsse, sagt Kucher-Sturm. Zum Teil legten aber auch Studenten Wert darauf, dass die Eltern dabei sind. Allerdings seien manche Studierende aufgrund ihrer Studienverpflichtungen so eng getaktet, dass für eine Beratung kaum Zeit sei. „Wir haben schon Atteste ausgestellt, damit der Anwesenheitspflicht Genüge getan ist.“

 

Auch Kontaktschwierigkeiten machten Studenten zu schaffen. Stuttgart sei eine Heimfahrer-Uni und biete nicht so gute soziale Voraussetzungen wie etwa Heidelberg, Freiburg oder Tübingen. Zum Teil liege es auch an den fehlenden Sprachkenntnissen, insbesondere bei den Teilnehmern der englischsprachigen Masterstudiengänge. Es gebe zwar Wünsche nach einer englischsprachigen Beratung, aber die könne sie leider nicht erfüllen, so Kucher-Sturm.

Die Diplompsychologin teilt sich 1,8 Stellen mit ihrem Mann, beide sind für mittlerweile 55 000 Studierende an 13 Hochschulen zuständig. Eine Häufung der Problemfälle in bestimmten Studiengängen oder Hochschulen kann Kucher-Sturm jedoch nicht festmachen.

Etwas verwundert ist die Psychologin darüber, dass kaum noch Studierende Interesse an dem anderthalbtägigen Seminar „Effektiver lernen“ hätten. „Früher haben wir das zwei Mal pro Semester angeboten, und es war immer voll.“ Inzwischen gebe es nur noch einmal eines, Freitagnachmittag und Samstag. Das letzte Seminar habe man absagen müssen: Es gab nur sieben Anmeldungen. Wer hingegen einen Termin für die psychologische Beratung will, müsse in der Regel drei Wochen warten. Dafür wird das 45 bis 50 Minuten lange Beratungsgespräch über den Studentenwerksbeitrag finanziert und kostet nichts extra. „Die Behandlung von Lern- und Leistungsstörungen“, sagt Kucher-Sturm, „würde keine Krankenkasse bezahlen, weil das keine Krankheit ist“.