Der Anteil der Unternehmen, die Mütter einstellen wollen, ist in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen - und das, obwohl sich die Beschäftigungsverhältnisse insgesamt verbessert haben und nach Expertenmeinung weiter verbessern werden. Zwar beabsichtigt jedes zweite Unternehmen in Deutschland, seine Belegschaft aufzustocken, doch nur jede dritte Firma will mehr Mütter einstellen. Im Vorjahr war es fast die Hälfte. Zu diesen Ergebnissen kommt Regus, Anbieter von mietbaren Büros, Konferenzräumen und Videokonferenzstudios. Für die Studie wurden mehr als 10 000 leitende Angestellte in 78 Ländern befragt, ausgewertet wurde auch länderspezifisch.

Arbeitgeber befürchten eingeschränkte Flexibilität bei Müttern

In Deutschland befürchten die Arbeitgeber eine möglicherweise eingeschränkte Flexibilität der Mütter und weniger deren Fähigkeiten, die möglicherweise nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen. "Wenn Unternehmen erkennen, dass die Anforderungen berufstätiger Mütter an ihren Arbeitsplatz nicht außergewöhnlich sind und sich flexible Arbeitsbedingungen sogar auf die gesamte Belegschaft anwenden lassen, können sie die Produktivität steigern, Betriebskosten senken und die Mitarbeitermotivation fördern", sagt Michael Barth, Deutschland-Geschäftsführer von Regus. In Deutschland war der Rückgang am Interesse berufstätiger Mütter übrigens stärker als im weltweiten Durchschnitt.

Dass eine familienfreundliche Personalpolitik ein Image- und Wettbewerbsvorteil ist, zeigt beispielsweise die Top-Job-Studie der Universität St. Gallen. Und laut Bundesfamilienministerium sehen 90 Prozent der Arbeitnehmer zwischen 25 und 39 Jahren Familienfreundlichkeit bei der Arbeitgeberwahl als mindestens genau so wichtig an wie das Gehalt. Viele würden sogar den Arbeitgeber zugunsten von mehr Familienfreundlichkeit wechseln.

"Wenn ich zufrieden bin, geht es auch meinem Sohn gut"

Sonja Hornberger hat genau das getan. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre stieg sie in der Personalabteilung eines Unternehmens ein und arbeitete sich hoch bis zur Teamleiterin. Dann kam ihr Sohn zur Welt, und die Mutter war drei Jahre als freiberufliche Personalberaterin tätig, "um den Anschluss an den Job zu halten". Anschließend wechselte sie als Personalleiterin in Vollzeit ins Angestelltendasein zurück. Im April 2008 kam dann das Angebot von Geze. "Hätte ich nicht angenommen, wäre ich wohl eine schlechte Mutter gewesen. Ich brauche das Geld und arbeite nämlich gerne." Wenn sie zufrieden sei, gehe es auch ihrem Sohn gut.

Sonja Hornberger hat zwei Nachmittage in der Woche frei, besser gesagt, sie ist dann nicht in der Firma. Denn am Handy ist sie erreichbar, und abends, wenn der Sohn im Bett ist, liest und beantwortet sie E-Mails. "Führung, Organisation und Vertretung sind die wichtigsten Regeln, die eingehalten werden müssen, damit Management in Teilzeit funktioniert." Qualifizierte Mitarbeiter, ausgestattet mit den notwendigen Kompetenzen und festen Zeiten, zu denen man nicht im Büro ist, nennt sie als Beispiele.