Die Beschicker des Weihnachtsmarkts in Stuttgart fürchten nach dem Anschlag in Berlin weniger Besucher als erhofft an den letzten Markttagen. Den Markt selbst halten sie aber im Großen und Ganzen für sicher.

S-Mitte - Bedrückt und besorgt – so haben die Beschicker des Stuttgarter Weihnachtsmarkts auf den Anschlag in Berlin reagiert, als sie gegen 9 Uhr am Dienstagmorgen begannen, ihre Stände mit frischer Ware zu befüllen. Den Markt selbst halten sie für sicher. Dennoch rechnen manche Verkäufer mit einem Einbruch der Besucherzahlen in den letzten Markttagen.

 

Noch ganz geschockt waren Gudrun und Bert Weeber, die in ihrem Stand auf dem Schlossplatz vor dem Königsbau Crèpes und Waffeln anbieten. Sie haben selbst drei Stände auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin, ihre Tochter ist dort und kümmert sich darum. Die Stände sind allerdings nicht an der Gedächtniskirche, wo der Anschlag verübt wurde, sondern beim Einkaufszentrum Alexa am Alexanderplatz. „Die haben sofort geschlossen und die Trucks an die Zufahrten gestellt“, erzählt Bert Weeber, der am Montagabend gleich Kontakt mit seiner Tochter aufnahm. Auf den Stuttgarter Weihnachtsmarkt werden die Geschehnisse in Berlin ihrer Meinung nach kaum Auswirkungen haben. „Ich glaube nur, dass ein paar weniger Leute kommen“, sagt Gudrun Weeber.

Hier geht es zum Liveticker am Tag nach dem Anschlag

Anja und Michael Zehntmaier, die auf dem Schillerplatz Gemüsehobel verkaufen, wollen gar nicht viel zu dem Thema sagen. „Es ist schlimm“, sagt Michael Zehntmaier. „Ich warte jetzt einfach ab, was das für hier bedeutet.“

„Den Weihnachtsmarkt lassen wir uns nicht nehmen“

Andy Bürkle ist seit 31 Jahre Beschicker des Stuttgarter Weihnachtsmarkts und verkauft in seinem Stand an der Kirchstraße Geschenkartikel. „Der Weihnachtsmarkt hier ist viel verwinkelter als der in Berlin“, sagt er. Außerdem sei die Präsenz von Sicherheitspersonal und Polizei in diesem Jahr deutlich sichtbar. „Das machen sie super, da gibt es gar nichts.“ Er hat in den vergangenen Weihnachtsmarktwochen festgestellt, dass insgesamt weniger Touristen zwischen den Ständen unterwegs sind, als in den vergangenen Jahren. „Offenbar gab es in den USA eine Warnung, deutsche Weihnachtsmärkte zu besuchen“, hat Bürkle gehört. „Es sind weniger Briten da, aber vor allem weniger Menschen aus den USA.“ Für die letzten Markttage vor Weihnachten ist er eher zuversichtlich: „Die Gefahrenlage ist schon lange hoch. Ich habe eher den Eindruck, dass viele sagen: „Das ist unser Weihnachtsmarkt, den lassen wir uns nicht nehmen.“

Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, ist gering

Martin Wilhelm, der auf dem Schlossplatz Glühbier anbietet, hatte am Morgen sogar befürchtet, dass der Markt aus Pietätsgründen geschlossen bleiben wird. Er ist sicher, dass bis Freitag weniger Besucher als erhofft kommen werden. Und er sagt auch: „Das haben wir jetzt von dem unkontrollierten Zustrom.“

Für Andreas Sowa hängt der restliche Verlauf des Stuttgarter Weihnachtsmarktes ganz von den Sicherheitsvorkehrungen ab, die jetzt getroffen werden. „Ich habe hier keine Angst, die Wahrscheinlichkeit, dass einem auf einem Weihnachtsmarkt etwas passiert ist gering“, sagt er beim Einräumen seines Standes mit Ölen und Senf auf dem Marktplatz. Er wünscht sich aber vor allem an den Zufahrtsbereichen sichtbare Maßnahmen der Stadt und der Polizei, damit die Besucher sich sicherer fühlen. Sonst fürchtet auch er einen Besucherrückgang an den letzten Markttagen.