Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Die wohlgenährte, ziemlich dreiste Ratte, die bei einer weiteren Busam-Führung – diesmal über die „Schwarze Lies“ – über den Marktplatz hoppelt und schaut, ob es unter den Gastro-Tischen etwas zu holen gibt, hat Busam nicht eigens einbestellt. In die Zeit der Lies passt der Nager, den die Führungsgäste mit einer Mischung aus Belustigung und Schaudern beäugen, aber bestens. Lies, mit vollständigem Namen Elisabetha Gaßner, lebte und starb im 18. Jahrhundert. Sie wurde geköpft. „Allerdings nicht auf hier dem Marktplatz“, berichtet Busam. „Hier köpfte man nur Soldaten. Mit einem transportablen Kniegalgen.“ Die Landwirtschafts-Saisonarbeiterin und Baumwollstrumpf-Strickerin Gaßner wurde mit dem Schwert enthauptet. Sie hatte in der Hofkapelle dem Reichsgrafen Franz Ludwig Schenk von Castell 1700 Gulden geklaut – eine Magd im Schloss verdiente damals 25 Gulden im Jahr. Zwar gab die Lies beim Prozess an, schwanger zu sein, weshalb die Urteilsvollstreckung verschoben wurde. Doch als neun Monate später kein Kind auf die Welt kam, war ihr Schicksal besiegelt. Nicht alle von Busams Geschichten sind so verbürgt wie diejenige der Lies. Historische Fakten und Orte wie das frühere Zucht- und Waisenhaus in der Schorndorfer Straße oder den Galgenberg verknüpft sie meist mit Märchen und Mythen. „Alle haben aber ein Fünkchen Ludwigsburger Wahrheit“, verrät Busam.

 

Für dieses Jahr sind alle über die Stadt angebotenen Führungen mit Xenia Busam ausgebucht, im Frühjahr 2019 gibt es aber Termine mit freien Plätzen. Info über www.ludwigsburg.de, Telefonnummer 0 71 41 /9 1022 52 oder über weitere Führungen auf der Homepage von Xenia Busam, www.maerchenklang.de.

Wie bei „Don Giovanni“

Das mit dem Kopfkino funktioniert jedenfalls: „Die Geschichte mit Karl Alexander“, vertraut eine Teilnehmerin Xenia Busam später an, „war wie bei Don Giovanni, als der Komtur anklopft.“ Wohin das steinerne Denkmal den Schwerenöter in der Mozart-Oper befördert, dürfte bekannt sein: Direkt ins Höllenfeuer.