Mit dem Best-Off-Festival wollten die Organisatoren jungen Künstlern aus der Region die Möglichkeit bieten, sich einem größeren Publikum zu präsentieren. Nach der Premiere verbuchen es die Veranstalter als vollen Erfolg.

Esslingen - Bevor sie die Besucher in den Saal lässt, erkundigt sich die Conférencière Jana Kastner, ob jemand Probleme mit der Dunkelheit habe oder gar unter Klaustrophobie leide. Auch den Toilettengang möge man doch bitte vorher erledigen. Niemand und nichts soll Jan Jedenaks Performance stören oder gar deren Abbruch verschulden. Es sind nicht nur die Konzerte oder Theaterstücke selbst, sondern auch diese kleinen Momente, die die erste Ausgabe des Esslinger Best-Off-Festivals am Samstag zu etwas Besonderem gemacht haben. Mit dem Gemeinschaftsprojekt der Württembergischen Landesbühne (WLB) und dem Jugendhaus Komma wollten die Organisatoren jungen Künstlern aus der Region die Möglichkeit bieten, sich einem größeren Publikum zu präsentieren.

 

Der Saal am Blarerplatz ist komplett abgedunkelt. Auf der schwarzen Bühne stehen ein ebenso schwarzer Tisch samt Stuhl und ein altes Tonbandgerät. Mehr braucht der Künstler Jan Jedenak nicht für seine „Seance“, wie sein Stück betitelt ist.

Nur 20 Minuten dauerte die Performance. Wer sich darauf einließ, erlebte allerdings 20 intensive Minuten, in denen der Künstler mit den Sinnen und der Wahrnehmung der Zuschauer spielte. Diese waren über weite Teile nur Zuhörer, denn Jedenak ließ sie oft nur Sequenzen sehen, die nicht länger als einen Wimpernschlag dauerten. Dazwischen hüllte er den Raum in absolute Dunkelheit, in der nur die kratzigen Töne aus einem Tonbandgerät zu hören waren und das gruselige Flüstern des Künstlers, der dem Wahnsinn verfallen schien. Am Ende blieb die Frage: Ist etwas, nur weil man es nicht sieht, auch wirklich nicht da?

Nicht jeder Künstler hatte Glück

So düster ging es nicht überall zu. Doch auch nicht jeder Künstler hatte das Glück, viele Zuschauer vor sich zu haben. Nur wenige Gehminuten vom Blarerplatz entfernt gab am frühen Abend das Feierabendkollektiv zwei Vorstellungen in der Alten Spinnerei. Die erste mit dem Singer/Songwriter Max Francois fiel dem parallel stattfindenden Poetry Slam im Podium 1 der WLB zum Opfer. Denn während Max Francois vor nur fünf Gästen seine basslastige Stimme ertönen ließ, strömten viele Besucher zum Poetry Slam. Nicht alle fanden in dem nur 60 Plätze bietenden Podium 1 einen Stuhl und mussten daher weiter ziehen.

Auch den Organisatoren der WLB und dem Jugendhaus Komma, die dem Festival als Spielstätten dienten, war der Platzmangel bewusst. „Viele Theaterstücke oder Konzerte, etwa das der Gruppe Anklang, waren restlos dicht“, sagt Sven Seuffert-Uzler vom Öffentlichkeitsteam. Tatsächlich sei man doch etwas überrascht von der Zahl der Besucher, auch wenn man natürlich vorher auf viele Leute gehofft habe.

Schlechter Vorverkauf, viele spontane Besucher

Dabei waren im Vorfeld gerade einmal 60 Karten verkauft worden. Noch bei der Eröffnung um 17 Uhr im Hof des Komma beruhigte sich die Festivalkoordinatorin Daniela Urban mit den Worten: „So ist die Generation heute eben.“ Man entscheide sich spontan und halte sich angesichts der vielen parallel laufenden Veranstaltungen, wie etwa den Konzerten auf der Burg, bis zuletzt alles offen.

Doch viele Ziele wurden erreicht. Final zählte man immerhin 400 Besucher. Und am Ende feierten die Künstler und Besucher im Komma gemeinsam zu elektronischer Musik des DJ-Kollektivs Raumatik. Denn alle Beteiligten zu vernetzen war ein weiteres Ziel der Festival-Organisatoren. „Ich denke, das ist uns gut gelungen“, resümiert Seuffert-Uzler. Damit habe sich die ganze Arbeit der vorangegangenen eineinhalb Jahre gelohnt. Für alle Beteiligten war das Best-Off ein Zusatzprojekt, das es neben dem Berufsalltag zu stemmen galt. „Ob und in welchem Turnus es eine Wiederholung gibt, erörtern wir in den nächsten Wochen“, sagt Seuffert-Uzler.