Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

  So negativ wie manche Mitbewohner vermag Komizas Bürgermeisterin Tonka Ivcevic die Entwicklung des Orts trotz aller Probleme nicht zu sehen. Es lebten sicher noch mehr als tausend Personen in der Stadt, versichert die 41-Jährige. Als frühere Armeebasis sei Vis bis 1989 für ausländische Besucher jahrzehntelang eine verbotene Insel und relativ isoliert gewesen, so Ivcevic: „Lange hatten wir nicht die Möglichkeit, unsere Insel touristisch zu entwickeln. Aber das ist nun unser Vorteil. Andere Inseln wurden eher planlos zugebaut. Wir versuchen nun, einen nachhaltigen Tourismus entwickeln.“  

 

Die Zahl privater Ferienwohnungen nimmt nicht nur auf Vis seit Jahren zu. Doch die Einnahmen aus dem Tourismus können den Verlust der Arbeitsplätze in der fischverarbeitenden Industrie und den Exodus der Bewohner nicht kompensieren. Vom Saisongeschäft des Tourismus allein könne man in Komiza kaum leben, räumt Ivcevic ein: „Hier beschäftigen sich die Leute mit allem: Fischerei, ein wenig Oliven-Anbau. Und dann unterhält man vielleicht noch zwei, drei Ferienwohnungen.“  

Der Transport mit der Fähre macht alle Waren teurer

Das Problem der Inseln sei vor allem deren Anbindung zum Festland, klagt die Bürgermeisterin. Zwar hätten Inselbewohner bei der Überfahrt Recht auf den halben Preis. Doch die Fähren seien für den Auto- und Lastwagenverkehr noch immer teuer: „Und das ist der Grund, dass hier jede Ware und jede Investition 20 Prozent mehr kosten als auf dem Festland.“ Sie fordert, in den Wintermonaten, wenn die Fähren halb leer seien, die Fahrtkosten für Lkw komplett zu streichen: „Das würde die lokale Wirtschaft enorm beleben.“  

Nicht nur den Inseln, sondern dem ländlichen Raum insgesamt mache die Abwanderung in die Großstädte zu schaffen, sagt die Bürgermeisterin zum Abschied. Doch irgendwann, hofft sie, werde es zur „Umkehr“ kommen: „Wir leben in einem globalen Dorf. Es ist nicht mehr nötig, in der Großstadt zu wohnen, um seiner Arbeit nachzugehen.“ In Komiza sitze man nicht nur im Auto, „um die Kinder irgendwohin zu bringen oder abzuholen“. Hier habe man noch Zeit für die Familie. „Und gibt es genug Platz für jeden, der gute Ideen hat und in einer ruhigen Umgebung leben will.“