Der Backnanger Traumpalast verspricht ab sofort Kino in der vierten Dimension. In zwei Sälen kann man sich in sogenannten D-Box-Seats gegen Aufpreis gut abgestimmt auf die Filmhandlung durchschütteln lassen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Wenn der Endzeitheroe Kyle Reese alias Jai Courtney durch Los Angeles rast und gegen wild gewordene Mutantenroboter kämpft, geht das nicht ohne Blessuren ab. Wie ein Pingpong-Ball wird sein Fahrzeug im Rahmen der mittlerweile bei Teil fünf angelangten Terminator-Saga wahlweise gerammt, geboxt oder durch die Luft geschleudert. Links und rechts seiner Fahrspur kracht und explodiert es wie bei einem ambitionierten Silvesterfeuerwerk. Im Backnanger Traumpalast kann man das  – ohne Verletzungen befürchten zu müssen – jetzt hautnah miterleben. Das Kino ist seit Donnerstag mit sogenannten „D-Box-Motion-Seats“ ausgestattet, komfortablen Kinosesseln, die sich dank kleiner Elektromotoren bewegen lassen. Abgestimmt auf die Filmhandlung können sich die Besucher gegen einen Aufpreis von fünf, beziehungsweise sieben Euro durchrütteln und -schütteln lassen, die gewünschte Intensität kann an der Stuhllehne ausgewählt werden. Bis zu 42 spürbare Effekte verspricht der Hersteller dank verschiedener Kombinationen der Grundbewegungsarten vor-zurück, rechts-links, hoch-runter mit unterschiedlichen Vibrationen.

 

Investition für rund 100 000 Euro

Insgesamt 15 Sitze verteilt auf zwei Säle hat der Kinobetreiber Heinz Lochmann in seinem Backnanger Traumpalast installieren lassen, acht davon in der „VIP-Variante“ mit Lederbezug und elektrisch ausfahrbarer Fußstütze. Rund 100 000 Euro hat die Investition seinen Angaben zufolge gekostet. Lochmann behauptet mit der Technik im Kinoformat Pionier in der Region zu sein. Lediglich 17 Kinos in ganz Deutschland seien bisher überhaupt mit derlei Sitzen ausgestattet, nur zwei wie im Backnanger „Blue-Star“-Saal in Kombination mit 3D und Dolby-Atmos. Letzteres ist ein besonderes Raumklangerlebnis für das in dem Backnanger Kino insgesamt 72 Lautsprecher einzeln angesteuert werden.

Nicht alle Filme sind für die Rüttelsitze geeignet, Voraussetzung ist, dass sie von einem „Motion-Designer“ mit den der Handlung entsprechenden Bewegungen programmiert wurden. Am besten passen natürlich Actionfilme wie der Terminator-Streifen oder der frisch angelaufene Maze Runner. Aber auch Kinderfilme wie die Minions oder aktuell Hotel Transsilvanien seien in 4D erlebbar, sagt die Marketingbeauftragte der Lochmann-Filmtheaterbetriebe, Carolin Arnolds.

Warum Backnang? „Irgendwo muss man ja anfangen“

Das Lochmann-Imperium umfasst mittlerweile nicht nur Kinosäle in Schorndorf, Waiblingen, Esslingen, Nürtingen, Biberach und demnächst in Leonberg, sondern auch in Hamburg und Berlin. Warum kommt da Backnang in den Genuss der neusten Technik? „Irgendwo muss man ja anfangen“, sagt Heinz Lochmann und grinst verschmitzt. Es habe sich dort so ergeben, weil die technischen und räumlichen Voraussetzungen für die Sitze passend gewesen seien. Ob sich das 4D-Kino durchsetze, müsse sich noch herausstellen, sagt Lochmann, sicher sei aber, dass sich die Kinos etwas einfallen lassen müssten. „Filme kann man sich mittlerweile überall anschauen“, sagt Lochmann. Kino muss sich verändern und mehr bieten als das heimische Wohnzimmer, wenn es seine Klientel behalten wolle. Eine große Leinwand allein reiche dazu nicht mehr aus. Die Kombination der bewegten Sitze mit Dolby Atmos sei zurzeit „der letzte Kitzel“ in Sachen Erlebniskino. „Mein Sohn hat das Ganze in Baden-Baden ausprobiert und gesagt: Papa das brauchen wir auch.“ Also habe er die Sessel gekauft, sagt Heinz Lochmann. Schließlich solle sein Sohn einmal die Kinogruppe übernehmen.