Die Abos für Kneipen werden das zweite Jahr in Folge teurer. Der Gaststättenverband Dehoga, über den viele Wirte und Hotelliers den Bezahlsender rabattiert beziehen, will nun enscheiden, ob er weiter mit dem Münchner Unternehmen zusammenarbeitet.

München - Es ist kein normaler Bundesligastart. Wenn diesen Freitag das Auftaktspiel von Meister Bayern München gegen Wolfsburg angepfiffen wird, beginnt die „Liga der Weltmeister“. So zumindest propagieren es die Verantwortlichen des Bezahlsenders Sky, der wieder alle Partien live überträgt und sich das gut bezahlen lässt. Kräftig zur Kasse gebeten werden speziell deutsche Kneipiers. „80 Prozent aller Gewerbekunden müssen 30 Prozent mehr Abogebühr zahlen, wir haben massiven Ärger“, sagt ein Sprecher des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, über den viele Wirte und Hoteliers rabattiert Sky beziehen.

 

Nun steht die Kooperation auf dem Prüfstand. Bei ihrer Tagung im September will die Dehoga entscheiden, ob sie weiter mit Sky zusammenarbeitet. „Der Ausgang ist offen“, so der Dehoga-Sprecher. Schon im Vorjahr hat Sky die Preise für Kneipenabos im Schnitt um 40 Prozent erhöht. Binnen zweier Jahre summiert sich der Aufschlag damit für das Gros der Wirte auf rund drei Viertel. Das können viele Wirte nicht mehr refinanzieren. „Es hagelt Kündigungen“, weiß der Sprecher nach Rückmeldungen aus der Kneipenszene. Beziffern kann er sie nicht.

Sky begründet Aufschläge mit gestiegenen Kosten

Kündigungen seien durchaus im Kalkül von Sky, mutmaßen Kneipiers. Der Bezahlsender wolle Kneipengänger mit schwarzen Bildschirmen bei ihrem Wirt dazu bringen, Privatabonnent zu werden und unter dem Strich damit mehr Geld einzunehmen. Die Dehoga will sich diese Vermutung nicht zu eigen machen, findet es aber schon seltsam, dass Sky die satten Aufschläge mit gestiegenen Kosten begründet, aber Privatabonnenten davon komplett verschont.

Sky bezeichnet die vermeintliche Strategie, Kneipiers in Kündigungen zu treiben, um mehr Privatkunden zu bekommen, als Hirngespinst. Es sei vielmehr wirklich so, dass die Kosten steigen. Als Sky 2012 die Rechte für die Bundesligaspielzeiten bis 2016 erworben hat, wurde mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) vereinbart, dass sie Jahr für Jahr höher liegen, im Schnitt der Jahre bei 486 Millionen Euro pro Spielzeit. Das sind rund zwei Drittel mehr als in der vorangegangen Phase. Ablesen könne man das an den Sky-Ergebnissen. Defizitär ist der Sender schon immer gewesen. Aber bis zum Geschäftsjahr 2012/13, das neuerdings Anfang Juli endet, waren die Verluste wenigstens rückläufig. 2013/14 sind sie nach Steuern erstmals wieder leicht von 144 auf 150 Millionen Euro gestiegen.

Warum aber müssen dann nur Kneipenwirte mehr zahlen und Privatkunden nicht? „Hier haben wir einen anderen Hebel“, sagt ein Sky-Sprecher. Er meint damit das starke Abo-Wachstum von zuletzt gut 300 000 Neukunden pro Jahr. Für 2014/15 kalkuliert Konzernchef Brian Sullivan sogar mit einem Plus von bis zu 450 000 Abos auf dann insgesamt 4,3 Millionen zahlende Kunden. Diesen Zufluss, der pro Vertrag monatlich im Schnitt 34,52 Euro bringt, will der Sender nicht durch Preiserhöhungen an dieser Stelle ins Stocken bringen.

Bei den Privatkunden gibt es keine Preiserhöhung

Wirte könnten sich die üppigen Aufschläge dagegen leisten, behaupten die Münchner. 1,3 Millionen Fußballfans würden Sky-Fußballübertragungen im Schnitt wöchentlich in der Kneipe anschauen und dabei pro Person und Besuch 18,80 Euro für Getränke und Essen lassen. Bei im Schnitt 300 bis 500 Euro für ein monatliches Kneipenabo reiche das zur Refinanzierung. „Fußball in der Kneipe ist ein gesellschaftlicher Trend“, sagt der Sky-Sprecher. Der werde nicht abreißen. Das habe schon die Preiserhöhungsrunde für Wirte im Vorjahr gezeigt. Auch 2013 sei viel geschimpft und mit Kündigungen gedroht worden. De facto sei die Zahl der Kneipenabos bis heute aber binnen eines Jahres um zwölf Prozent gestiegen.

Wie diese Bilanz in einem Jahr aussieht, wagt man bei Sky allerdings nicht abzuschätzen. Es gebe aktuell mehr Kündigungen durch Kneipiers als normal, räumt man ein. Genau beziffern will Sky den Umfang aber nicht. Möglicherweise wird es demnächst kuschlig in Deutschlands Fußballkneipen, wenn sich die Nachfrage von Kneipengängern auf ein schrumpfendes Angebot konzentriert.