Am Schulzentrum wird vom kommenden Schuljahr an ein Schwerpunkt in Geldwirtschaft gelehrt. Das neue Profil Finanzmanagement ist das erste in der Region Stuttgart – und wird wohl von Anmeldungen überrannt werden.

Bietigheim-Bissingen - Die Grenzen des Wachstums sind erreicht. Das gilt in ganz direkter Form für das Berufliche Schulzentrum (BSZ) im Ellental. Die Bietigheimer Schule führt zum kommenden Schuljahr einen neuen, sechsten Profilschwerpunkt in ihr Bildungsportfolio ein. Als erstes Wirtschaftsgymnasium in Baden-Württemberg lehrt die Schule alles rund ums Geld im Profil Finanzmanagement. Die nächst gelegenen Schulen mit diesem Angebot sind in Crailsheim, Schwäbisch Hall und Tauberbischofsheim.

 

Doch nun ist Schluss mit Wachstum. Das BSZ hat nur sechs Eingangsklassen für das Technische- und Wirtschaftsgymnasium. Mehr Spezialisierung sei auch räumlich kaum drin, sagt der Schulleiter Stefan Ranzinger bei einem Pressegespräch im BSZ. Er habe Verständnis dafür, dass der Kreis als Schulträger angesichts generell sinkender Schülerzahlen keinen Neu- oder Anbau finanzieren wolle. Da am BSZ aber 2300 Schüler unterrichtet würden, davon 665 Gymnasiasten, „haben wir unsere Kapazitätsgrenzen erreicht“, sagt Ranzinger. Es stehe zu erwarten, dass nur wenige Realschüler als Quereinsteiger aufgenommen werden können, da der erste schuleigene Jahrgang des sechsjährigen Technischen Gymnasiums in die Oberstufe komme.

Finanzjonglage auf dem Lehrplan

Dennoch freut sich Ranzinger über sein neuestes Schulprojekt. Im Profil Finanzmanagement sollen die Gymnasiasten zu absoluten Spezialisten für das Finanzparkett ausgebildet werden: die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank steht beispielsweise ebenso auf dem Stundenplan wie die Themen Anlageberatung, Liquiditätsplanung oder Eigen- und Fremdfinanzierung von Unternehmen. Die Gymnasiasten sollen laut der BSZ-Lehrerin Sonja Eggers lernen, „auch komplexe Anlageentscheidungen zu treffen“. Schüler lernen die Kunst der Finanzjonglage: das freut auch die Vorstandschefs zweier der größten Banken im Kreis, Heinz-Werner Schulte (Kreissparkasse) und Gerhard Schaaf (Volksbank Asperg-Markgröningen). Auch sie sind zum Pressegespräch gekommen, um das Curriculum zu loben. „Außerordentlich begrüßenswert“ findet Schulte die lehrtechnische Innovation. Es sei ein uraltes Anliegen der Kreissparkasse, die ökonomische Allgemeinbildung zu verbessern. „Wir haben oft mit Kunden zu tun, die wirtschaftlich unbedarft handeln.“

Das neue Profil erleichtere die Nachwuchsrekrutierung, glaubt Gerhard Schaaf. „Für unsere Dualen Studiengänge fehlt es den Bewerbern oft an ökonomischer Vorbildung.“ Wie gewohnt werde das neue, sechste Profil von einschlägig vorgebildeten Lehrern, etwa mit einem Hintergrund als Bankkaufmann, gelehrt. Rekordanmeldezahlen sind für Ranzinger mittlerweile Alltag. Allein beim Technischen Gymnasium sei die Schülerzahl in den vergangenen zehn Jahren von 220 auf 406 nach oben gegangen. Für das neue Profil brauche es mindestens 24 Anmeldungen. Doch in der Schule rechnet man mit einer doppelt so hohen Bewerberzahl – mindestens. Kein Wunder, findet Ranzinger: „Unsere Absolventen haben beste Jobaussichten.“