Während ein Teil von „Es gärt“ die Anlage lieber in einem Gewerbegebiet sähe, freundet sich ein anderer Teil mit dem neuen Alternativstandort Steinbruch an.

Bietigheim-Bissingen - Die Bürgerinitiative „Es gärt“ in Bietigheim-Bissingen ist in der Frage um den möglichen neuen Standort der Biogutvergärungsanlage gespalten. Die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen hatten in der vergangenen Woche als möglichen zweiten Standort für die drei Hektar große Anlage den Steinbruch Fink ins Spiel gebracht, der zwischen Bietigheim und Bissingen liegt. Während ein Teil der Bürgerinitiative den zweiten Standort für vorteilhaft hält, findet ein anderer, dass auch dieser für das Vorhaben ungeeignet ist.

 

Für Eberhard Pfitzner von „Es gärt“ ist die Wahl zwischen dem ursprünglichen Standort am Waldhof (im Gewann „Maien“, siehe Karte) und dem Steinbruch Fink für den Gemeinderat eine „Wahl zwischen Pest und Cholera“. Denn in der Nähe des Steinbruchs sei eine dicht besiedelte Gegend; außerdem trage der Wind, der häufig von Westen komme, den Geruch der Anlage direkt in das Wohngebiet Kreuzäcker. Pfitzner findet: „Der Gemeinderat sollte generell sagen: Diese Anlage gehört in ein Gewerbegebiet.“ Er denkt dabei an den Gewerbepark Eichwald, den die Stadt zusammen mit Sersheim, Sachsenheim und Oberriexingen im Zweckverband entwickelt. Hinzu komme, dass generell nicht klar sei, wie die Betreiber der Anlage verhindern wollen, dass kleine Plastikteile im Biomüll mitverarbeitet und anschließend auf Felder aufgebracht würden. „Und mit dieser Auffassung bin ich nicht der einzige“, sagt er.

Am Steinbruch liegt keine Frischluftschneise

Anderer Meinung ist Diethelm Röger. Er ist wie Pfitzner Gründungsmitglied der Bürgerinitiative und hat sich von Anfang an gegen den Standort Waldhof eingesetzt. Mit einer Anlage im Steinbruch Fink „könnte ich leben“, sagt er und nennt die Argumente, die in seinen Augen dafür sprechen. Zum einen würden Kosten gespart, da die benötigten Anfahrtsstraßen schon vorhanden seien. Zum anderen käme die Anlage nicht in ein Naherholungsgebiet. Auch werde keine Frischluftschneise für die Stadt zugebaut und man müsse keine Angst haben, dass drumherum nachträglich ein ganzes Gewerbegebiet entwickelt werde. Von Vorteil sei auch, dass die Stadt ihren Häckselplatz dorthin verlegen will.

Nachdem die Stadtwerke den neuen möglichen Standort veröffentlicht hatten, hatte die Bürgerinitiative eine Pressemitteilung verfasst, in der sie den Alternativvorschlag „begrüßt“, aber gleichzeitig betonte, den Protest aufrecht zu erhalten, solange der Standort Waldhof nicht vom Tisch sei. Bei einem Treffen der Mitglieder von „Es gärt“ konnte man sich jedoch über den Standort Steinbruch nicht einigen.

Es ging von Anfang an darum, den Standort Waldhof zu verhindern

Den Vorwurf, dass ein Teil der Bürgerinitiative sich nun nach dem Sankt-Florians-Prinzip mit einem Standort fernab ihrer Haustür zufriedengibt, will Röger nicht auf sich sitzen lassen. Das sei „zu kurz gegriffen“, sagt er. „Als wir mit dem Protest anfingen, gab es noch gar keinen zweiten Standort.“ Die knapp 500 Unterstützer der Bürgerinitiative hätten sich zuvorderst gegen eine Anlage am Waldhof ausgesprochen. „Ich glaube nicht, dass unser Protest durch den zweiten Standort an Gewicht verliert“, sagt Röger.

Pfitzner sieht das anders: „Ich kann mir vorstellen, dass es jetzt auch an anderer Stelle gärt“, sagt er mit Blick auf die Anwohner in Bissingen und im Kreuzäcker. Bisher hätten hauptsächlich Anwohner im Norden von Bietigheim gegen die Anlage am Waldhof protestiert.