Eine Ausstellung im Bietigheim-Bissinger Stadtmuseum zeigt, wie es im Mai 1514 zur Bewegung des „Armen Konrads“ kam. Der Bauernaufstand kämpfte gegen hohe Abgaben – und für politische Mitbestimmung.

Bietigheim-Bissingen - Für die einfachen Leute sah die Lage kurz nach dem Jahr 1500 alles andere als rosig aus. Nach Missernten und politischen Umbrüchen fehlte es den Bauern und weniger wohlhabenderen Bürgern im Herzogtum Württemberg an allen Ecken. Als Herzog Ulrich dann auch noch Steuern auf Fleisch, Wein und Getreide einführte, um sein Leben auf großem Fuß bezahlen zu können, hatten die Bauern genug. Im Mai 1514 formierte sich offener Widerstand gegen die Obrigkeit.

 

Wie es dabei zu der als „Armer Konrad“ bekannt gewordenen Bauern- und Bürgerbewegung kam und wie diese nach vier Monaten niedergedrückt wurde, zeigt eine Ausstellung, die von Sonntag an bis Ende September im Bietigheimer Stadtmuseum Hornmoldhaus läuft. Zahlreiche, zum Teil für die Ausstellung vertonte Originaldokumente sowie Fundstücke aus dem bäuerlichen Leben sollen nach Auskunft von Professor Peter Rückert die Sichtweise der Armen zeigen. Der Kurator der Ausstellung sagt: „Ich sage nicht, sie mussten rebellieren, aber man kann doch gut nachvollziehen, warum sie es taten.“ Bietigheim war eines der Zentren der Bewegung und das Hornmoldhaus ein wichtiger Treffpunkt. Aus historischen Dokumenten wird deutlich, wie auch in Bietigheim Misstrauen gegen „die da oben“ herrschte.

Man wollte die hohen Herren aus dem Rathaus vertreiben, den Vogt Johann Hess gar ermorden. Immer selbstbewusster formulierten die Bauern ihre Forderungen gegen die Steuer und später für politische Teilhabe. Rückert erklärt, wie der Herzog zunächst Respekt vor der geballten Kraft der armen Leuten bekam und wie er sie dann doch austrickste: „Er gaukelte ihnen vor, dass ihre Anliegen bei einem Landtag gehört würden.“ Den verlegte er dann allerdings heimlich nach Tübingen, während die Bauern vergeblich in ihrer Hochburg Stuttgart warteten.

Schließlich schloss Ulrich einen Deal mit der Ehrbarkeit, den Patriziern im Landtag, der sich im Tübinger Vertrag äußerte. „Mit ihrer Unterstützung konnte er gegen die Bauern vorgehen.“ Zehn von 35 Orten im Herzogtum hatte der „Arme Konrad“ zuvor ohne Blutvergießen eingenommen, nun wurden seine Anhänger verhaftet oder hingerichtet. Von geschätzten 2000 Menschen, die dem „Armen Konrad“ ihre Treue geschworen hatten, ergab sich die Hälfte freiwillig. Zu einem richtigen Krieg war es nie gekommen. Kurz darauf eskalierte die Lage dann trotzdem: mit dem Beginn des Deutschen Bauernkriegs 1525.