Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Zugegeben: es geht hier um Luxusprobleme. Weder Parkplatznot noch verstopfte Straßen rühren an den Kern des menschlichen Daseins. Doch genau deshalb ist es erfreulich, dass in Bietigheim-Bissingen so ausführlich über diese vermeintlichen Problemchen diskutiert wird. Der Austausch über mögliche negative Auswirkungen einer neuen syrisch-orthodoxen Kirche in Bissingen ist letztlich nur ein Spiegel unseres Rechtsstaats.

 

Nun steht bei Bürgerinitiativen dieser Machart stets der Verdacht im Raum, dass in Wahrheit latenter Fremdenhass dahinter steckt. Dieser Verdacht hat sich in Bissingen bislang nicht erhärtet. Mitglieder der Kirche sahen sich genötigt, öffentlich zu erklären, dass viele Gemeindemitglieder einen deutschen Pass haben. Das ist bedauerlich. Es ist aber auch bedauerlich, dass Stadträte, die gegen den Bebauungsplan zum Kirchenbau stimmen, sich in der Sitzung genötigt sahen zu betonen, dass sie die Neubaupläne durchaus befürworten. Noch bedauerlicher ist, dass die Stadtverwaltung bislang keine allzu gute Figur macht. Es genügt nicht, sich hinter Vorschriften zur Mindestzahl der Parkplätze und Höchstzahl der Autos auf Straßen zu verschanzen. Es ist dem Rathausteam offenbar nicht gelungen, zu moderieren und den Anwohnern zu zeigen, dass ihre (Luxus-)Probleme ernst genommen werden. Wenn ein Gutachten besagt, dass 600 Besucher nach einer Veranstaltung maximal 65 zusätzliche Fahrzeuge bringen, dann ist das zumindest erklärungsbedürftig. Hier sind zu viele Fragen offen geblieben. Das hat Vertrauen beschädigt. Schade, dass das ausgerechnet bei einem Kirchenbau so lief.

von Markus Klohr