Der 55-Jährige, der am Donnerstag mutmaßlich den Gashahn im Keller des Hauses seiner Familie aufgedreht hat, ist jetzt wegen versuchten Mords und des Herbeiführens einer Explosion angeklagt.

Bietigheim-Bissingen - Die Bilder des Großeinsatzes wirken nach: 50 Feuerwehrleute, teils mit Gasmasken und Schutzanzügen ausgestattet, dazu Polizisten mit Gewehren, die die Straße sperren und ein Haus, bei dem es die Fenster samt Rahmen nach außen gesprengt hat. Die Ermittlungen zu der Gasexplosion am Zedernweg in Bissingen am Donnerstagnachmittag dauern weiterhin an. Der mutmaßliche Täter, der 55-jährige Hausbesitzer, wurde am Freitagnachmittag dem Haftrichter vorgeführt.

 

Der Haftbefehl wurde erlassen wegen „des Herbeiführens einer Explosion und versuchten Mords“ an seiner Ehefrau und seiner 13-jährigen Tochter. Der Mann will sich nach wie vor nicht dazu äußern. Die Kriminalpolizei ermittelte indes weiter. Kriminaltechniker und ein Sachverständiger des Landeskriminalamtes untersuchten den Tatort. Sie kamen zu dem Schluss, dass der Mann im Keller seines Hauses die Gasleitung aufgeschraubt haben muss. Wie es dann zur Explosion kam, ist immer noch unklar. „Das kann alles mögliche gewesen sein, abhängig von der Gaskonzentration im Keller“, sagt Peter Widenhorn, der Polizeisprecher in Ludwigsburg.

Der Sachschaden wird auf 300 000 Euro geschätzt

Durch die Wucht der Explosion wurde der Dachstuhl des Reihenhauses angehoben, sämtliche Fenster wurden aus dem Rahmen geschleudert. Einer ersten Schätzung zufolge entstand ein Sachschaden von 300 000 Euro. Die Ehefrau und die Tochter konnten sich vor der Explosion in Sicherheit bringen. Der Tatverdächtige selbst wurde knapp fünf Stunden nach der Explosion in einem Waldstück am Rande von Bietigheim-Bissingen gefasst – mit Verbrennungen an Kopf und Händen. „Das legt nahe, dass er sich zum Zeitpunkt der Explosion noch im Haus aufgehalten hat“, sagt Widenhorn. Der mutmaßliche Täter soll in ein Vollzugskrankenhaus eingeliefert werden.

Die Nachbarhäuser wurden nicht beschädigt. Die Feuerwehr hatte überprüft, ob dort auch Gas entweicht, was nicht der Fall war. „Eine weitere Explosion war also nicht zu befürchten“, sagt Frank Wallesch, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Bietigheim-Bissingen. Der Brand war nach einer halben Stunde gelöscht. „Für uns war das dann ein normaler Kellerbrand“, sagt Wallesch.

Die Familie muss in ein Obdachlosenheim

Für die Familie ist es indessen eine Tragödie. „Das ist ein tragischer Fall für uns alle“, sagt Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt. Bis der Mann gefasst wurde, standen die Frau und die Tochter unter Polizeischutz. Jetzt werden sie von der Stadt einen Platz in einer Obdachlosenunterkunft zugewiesen bekommen, denn ihr Haus ist nicht mehr bewohnbar.

Als Motiv für die Tat sehen die Ermittler die bevorstehende Trennung der Ehefrau von dem 55-Jährigen an. Bereits im April musste der psychisch auffällige und angetrunkene Mann von der Polizei festgenommen werden, als er in seinem Haus seine Frau und zwei Kinder mit einer Waffe bedroht hatte. Damals sprach die Polizei einen Platzverweis aus, der allerdings nur für 24 Stunden galt. Nach Angaben der Stadt folgte darauf ein Hausverbot durch das Ordnungsamt, das auch am Tag der Tat noch in Kraft war, jedoch offenbar nicht kontrolliert wurde, denn die Polizei weiß davon nichts: „Der Mann hat regulär dort gewohnt“, sagt der Polizeisprecher Peter Widenhorn.