Die Grafikerin Aiga Rasch, die zuletzt in Leinfelden gelebt hatte, zeichnete für 89 Titelbilder der Reihe „Die drei ???“ verantwortlich. Bevor sie 2009 starb, ernannte sie einen Freund und Sammler aus Ludwigsburg zum Verwalter ihres Nachlasses. Ihre Werke sind nun in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen zu sehen.

Bietigheim-Bissingen - Als 19-Jähriger wählte Matthias Bogucki die Nummer von Aiga Rasch, um sich Bücher signieren zu lassen. Aus einem Gespräch wurde ein Briefwechsel und später eine Freundschaft zwischen dem Fan der Jugendbuchreihe „Die drei ???“ und der Illustratorin der deutschen Titelbilder. Rasch, die 2009 starb, machte den heute 34-Jährigen aus Ludwigsburg zum Verwalter ihres künstlerischen Nachlasses. So landete das Archiv der Künstlerin aus Leinfelden (Kreis Esslingen) im Landkreis Ludwigsburg.

 

Zum 50-jährigen Bestehen der drei Fragezeichen wandte sich Bogucki, der Lehrer am Ludwigsburger Mörike-Gymnasium ist, an die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen. Herausgekommen ist die Ausstellung „Die geheimen Bilder – Aiga Rasch und die drei ???“, die von Samstag an in Bietigheim zu sehen ist.

Die Künstlerin ließ der Fantasie ihren Raum

Wie prägnant die Bilder sind, wird gleich am Anfang der Ausstellung deutlich: Alle 89 Buchcover der Künstlerin sind nebeneinander an einer weißen Wand angebracht. Wie in einem Passepartout leuchtet das oft knallbunte, quadratische Bild im schwarzen Rahmen. Darüber der Titel in weiß, rot und blau. Dabei war man beim Kosmos-Verlag in Stuttgart zunächst der Meinung, dass sich das düstere Layout, das Rasch vorgeschlagen hatte, nicht für Kinder eignet. Schließlich hatte so etwas noch niemand gemacht. „Umso besser!“ befand die Künstlerin – und behielt Recht. Sie gestaltete den Titel, der bis heute ihrem Layout folgt, von 1970 bis zum Jahr 1999.

Wie unverwechselbar die deutschen Ausgaben der amerikanischen Serie sind, zeigt sich beim Blick auf die Bücher, die in anderen Ländern erschienen sind. Darauf sind im Zeichenstrich für Kinderbücher der 70er Jahre die handelnden Personen zu sehen. Aiga Rasch hingegen hat die Hauptpersonen Justus, Peter und Bob bewusst nicht gezeigt: Sie wollte der Fantasie ihren Raum lassen. Mit einer Ausnahme: Bei „Der Doppelgänger“ ist Justus zu sehen.

Ein gruseliges Phantom, das sich in den Wellen spiegelt

„Das hier war ihr Lieblingscover“, sagt der Nachlassverwalter und zeigt das Titelbild zu „Der Phantomsee“. Eine gruselige Gestalt mit irrem Blick reckt ihre knochigen Finger in die Höhe – die Silhouette wird in stilisierten Wellen gespiegelt. Wie so oft bei Aiga Rasch ist das Motiv stark herangezoomt, bei flächig aufgetragenen Farben und klaren Konturen.

Als Inspiration diente der Künstlerin oft der Alltag. Die Vorlage für „Die schwarze Katze“ lieferte etwa eine Anzeige für Katzenfutter. Am Rande der Reinzeichnungen gibt es in der Schau auch die Nachrichten der Künstlerin an die Drucker zu entdecken. „Belichtung etwas heller einstellen – für stärkeren Kontrast“, ist dort etwa zu lesen.

Der Mythos Hitchcock und „Die drei ???“

Auch Alfred Hitchcock darf in der Ausstellung nicht fehlen. Schließlich steht sein Name auf den früheren Ausgaben. „Das war aber nur ein Marketing-Gag“, sagt Matthias Bogucki. Robert Arthur, der Schöpfer der Geschichten, kannte Hitchcock schon von früheren Projekten und verwendete ihn als eine Art Herausgeber. Gelegentlich taucht der Regisseur auch als Figur in den Geschichten auf, die den jungen Detektiven Tipps gibt. In Neuauflagen fehlt der Vermerk zum Altmeister des Schreckens.

„Wir haben gleich Feuer gefangen, weil wir alle einen Bezug zu den „drei ???“ haben“, sagt Isabell Schenk-Weininger, die Leiterin der Galerie über die erste Schau mit Angewandter Kunst. Kindheitserinnerungen von Machern und Besuchern waren ein Argument, der lokale Bezug ein weiterer. „Außerdem hat uns der kreative Prozess gereizt“, sagt Schenk-Weininger. „Das ist gerade spannend, weil die Künstlerin frei gearbeitet hat und doch abhängig war.“