Der Pferdemarkt bietet dieses Jahr eine Neuheit: die „Turneydrachen“ bieten ein mittelalterliches Lager und spektakuläre Turniervorführungen.

Bietigheim-Bissingen - Jürgen Kessing hat schon mal einen Olympiasieger gestreichelt! „Wer kann das schon von sich behaupten?“, sagt Klaus Dieterich, Vorsitzender des Reitervereins Bietigheim-Bissingen und strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Beim Springreitturnier des Pferdemarkts 2010 siegte ein Turnierpferd, das daraufhin Streicheleinheiten von Oberbürgermeister Kessing erhielt. Zwei Jahre später wurde das Tier an einen Top-Reiter verkauft – und holte olympisches Gold.

 

Stolz ist Dieterich auf diese Episode vor allem deshalb, weil sie zeigt, dass der Pferdemarkt auf dem Festplatz am Viadukt, der am Freitag beginnt, weit mehr ist als ein Volksfest mit zigtausend Besuchern. Der Große Preis, der am Sonntag ausgetragen wird, zähle zu den Top-Terminen für den Reitsport im Lande und darüber hinaus. Mit 146 Meldungen sei die Teilnehmerzahl dieses Jahr so hoch, dass man kurzfristig gar erwogen habe, bereits am Donnerstag mit den Wettkämpfen zu beginnen. „Aber das war zu schwierig“, sagt Klaus Dieterich.

„Das wird die Menschen faszinieren!“

Im Vordergrund des diesjährigen Pferdemarkts stehen aber zwei Jubiläen: 650 Jahre Stadtrechte für Bietigheim und die 80. Feier des Bietigheimer Pferdemarkts. Zur Feier der Jahreszahlen wird eine Besonderheit geboten: ein Ritterlager unterm Viadukt soll zeigen, wie die vermeintlich hohen Reiter vor 650 Jahren campiert haben. Zudem bietet die Gruppe „Turneydrachen“ Vorführungen von Ritterturnieren und Reit-, Wurf- und Kampfübungen im Mittelalter. Laut den Veranstaltern ist die Gruppe eine der besten ihres Fachs bundesweit. „Das wird die Menschen faszinieren“, versichert der OB Jürgen Kessing.

Auch sonst zeigt man sich im Organisationsteam selbstbewusst. Auf dem Festplatz und im Vergnügungspark gebe es „lauter Vorzeigebetriebe, die man sonst nur bei großen Festen findet“, sagt Karl Maier, Organisator und Wirt im Göckelesmaier-Zelt. Bei „Hexentanz“, „Alex Airport“ und „Monster-Schaukel“ könnten sich die Besucher auf höchstem technischem Niveau gepflegt in alle Richtungen durchschütteln lassen. Das Mega-Fahrgeschäft hätte dieses Jahr eigentlich „High Energy“ der Schaustellerfamilie Kaiser werden sollen. Doch aufgrund des Gefälles auf dem Festplatz habe man sich entschieden, die Kaisers wieder wegzuschicken, sagt Karl Maier. „Das war schade, aber es gilt: Sicherheit geht vor.“

Wer blau ist, bleibt draußen

Laut dem OB Jürgen Kessing gilt das auch für das Thema Alkohol. Zwar hat er grundsätzlich nichts gegen Bierkonsum einzuwenden, weshalb er am Freitagabend den großen Fassanstich zelebrieren will. Doch setze die Stadt seit Jahren auf ein gemeinsam mit der Polizei erarbeitetes Sicherheitskonzept. Laut Thomas Höfel, dem Leiter des Ordnungsamts, gibt es beim großen Festzelt Einlasskontrollen, nach dem Motto: „wer blau ist, bleibt draußen“. Auch achte das Sicherheitspersonal darauf, dass niemand hochprozentigen Alkohol ins Zelt mitbringt. Die Polizei sei zudem mit Jugendschutzkontrollen präsent.

Positiv auf die Sicherheitslage wirken sich auch die vergleichsweise frühen Sperrzeiten aus. Freitag und Samstag ist um 1 Uhr morgens Schluss, ansonsten gibt es nach Mitternacht nichts mehr zu trinken. Zum Vergleich: beim Schäferlauf Markgröningen wird teilweise bis zu 3 Uhr morgens gefeiert und getrunken. „Mit steigendem Alkoholpegel wächst die Bereitschaft, körperliche Auseinandersetzungen zu suchen“, sagt Peter Widenhorn, Sprecher der Polizeidirektion Ludwigsburg. Aus Sicherheitsgründen gelte daher: je früher Schluss mit dem Ausschank sei, desto besser.