Auch die erfolgsverwöhnte VW-Tochter Audi bekommt die Folgen der Dieselaffäre zu spüren. Zudem zeigte der Absatz in den USA im Januar erste Bremsspuren.

Ingolstadt - Vor allem wegen der Kosten für die Dieselaffäre musste die erfolgsverwöhnte VW-Tochter Audi 2015 einen spürbaren Gewinnrückgang hinnehmen. Um gut sechs Prozent auf 4,8 Milliarden Euro ist das operative Ergebnis des wichtigsten VW-Gewinnbringers gesunken, wie Audi-Chef Ruppert Stadler bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Ingolstadt bekannt gab. Um 228 Millionen Euro wurde der Profit wegen der Zusatzkosten zur Bewältigung des Abgasskandals geschmälert. Die Summe verteilt sich auf die technische Nachrüstung betroffener Dieselfahrzeuge, Rechtskosten und zusätzlichen Marketingaufwand. Das betrifft aber nur Europa. In den USA rechnet Audi allein für die technische Umrüstung der mit einer Betrugssoftware bestückten Wagen mit Kosten von weiteren 50 Millionen Euro.

 

Was der dortige Imageschaden für die Verkaufszahlen in den USA bedeutet und was dort noch an Rechtskosten auf Audi zukommen könnte, ist bislang nicht finanziell erfasst. Einen Hinweis gibt der US-Absatz im Januar 2016. Um knapp drei Prozent auf knapp 12 000 Fahrzeuge sind die Audi-Verkäufe dort nur noch gestiegen. Das gesamte Vorjahr, in dem sich die Dieselaffäre noch kaum ausgewirkt hatte, brachte Audi ein US-Absatzplus von gut elf Prozent auf über 200 000 Autos. „In den USA werden wir wieder mit dem Diesel kommen“, beteuerte Vertriebschef Dietmar Voggenreiter. Auch Stadler verteidigte den Selbstzünder als hocheffizient und wichtig. Nachfragen zum Abgasskandal blieben unbeantwortet. So ließ der Audi-Chef offen, wann er selbst vom Betrug erfahren hat, ob er persönlich in den USA mittlerweile von sich betrogen fühlenden Kunden verklagt werde und ob er Audi eher als Opfer oder als Täter sehe.

Die meisten Audi-Dieselmotoren wurden von VW entwickelt

Die meisten Dieselmotoren, die niedrige Abgaswert nur vorgegaukelt haben, wurden von der Konzernmutter VW entwickelt und von Audi lediglich in eigene Modelle verbaut. Einige Motoren hat Audi selbst entwickelt. Alle Fragen zum Skandal würden Ende April bei der verschobenen VW-Bilanzveröffentlichung beantwortet. Lediglich einen Verkauf der Audi-Töchter Lamborghini oder Ducati zur finanziellen Bewältigung des Dieselskandals schloss Stadler kategorisch aus.

Die Abgasaffäre war aber nicht das einzige Problem für Audi im Vorjahr. Zum einen hat eine Rückrufaktion für fehlerhafte Airbags weitere 70 Millionen Euro extra gekostet. Zum anderen ist der Audi-Absatz im wichtigsten Einzelmarkt China 2015 erstmals nach einer langen Phase deutlich zweistelliger Wachstumsraten um 1,4 Prozent auf gut 570 000 Fahrzeuge geschrumpft. Der dortige Gesamtmarkt ist dagegen um knapp acht Prozent gewachsen. Gut liefen die Verkäufe in Deutschland (plus sechs Prozent auf gut 270 000 Autos) sowie in anderen europäischen Ländern.

Audi fällt hinter BMW und Mercedes zurück

Das brachte unter dem Strich zwar einen neuen Rekordabsatz von gut 1,8 Millionen Fahrzeugen (plus 3,6 Prozent). Aber andere Premiumhersteller, allen voran der Stuttgarter Rivale Daimler, sind schneller gewachsen. Im Rennen um die globale Führerschaft der Premiumautobauer ist Audi deshalb 2015 hinter BMW und Mercedes auf Rang drei zurückgefallen. Relativ stark legte der Umsatz mit fast neun Prozent auf den neuen Rekordwert von gut 58,4 Milliarden Euro zu. Dabei profitierten die Ingolstädter aber auch stark von günstigen Währungseffekten.

Für 2016 wagt Stadler keine exakte Prognose. Umsatz und Absatz sollen global moderat zulegen, hieß es lediglich. Im Managerjargon bedeutet das üblicherweise ein Plus von bis zu fünf Prozent. Bei der operativen Gewinnmarge peilt Audi unverändert den Korridor von acht bis zehn Prozent an. Voriges Jahr war diese Kenngröße von 9,6 auf 8,3 Prozent geschrumpft. Nicht leiden soll das Personal unter der Dieselaffäre, versprach Stadler. Weder die Zahl der Stammkräfte, die 2015 um 7500 auf global 84 435 gewachsen ist, noch die der Leiharbeiter werde verringert. 2016 wolle man vielmehr allein in Deutschland weitere 1600 Stellen aufbauen, nachdem hierzulande schon im Vorjahr rund 4000 neue Jobs entstanden waren.