Küchenabfälle und Nahrungsreste werden in Geislingen zu Biogas verarbeitet. Im Gewerbepark Schwäbische Alb sorgen EnBW und EVF nun dafür, dass das Gas zum Kunden kommt.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Mit dem symbolischen Spatenstich sind gleich zwei weitere Ansiedlungen im Gewerbepark Schwäbische Alb in Geislingen-Türkheim auf den Weg gebracht worden. Der Energiekonzern EnBW baut eine Aufbereitungsanlage für Bioerdgas, das aus Abfällen der Nahrungsmittelproduktion sowie Speise- und Küchenabfällen entsteht. Der Begriff besagt, dass das Gas nach der Veredelung Erdgasqualität besitzt. Die Energieversorgung Filstal (EVF) baut die dazugehörige Einspeiseanlage für das Gasnetz.

 

Das umwelttechnologische Profil Geislingens schärfen

„Das ist Wirtschaftsförderung pur“, sagte Wolfgang Amann selbstbewusst, denn eine Reinvestition könne die Kommune über Grundstückserlöse allein nicht erwarten. Der Oberbürgermeister von Geislingen freute sich über die beiden Neuansiedlungen im Gewerbepark. Mit der EnBW und der EVF haben sich zwei namhafte Unternehmen angesiedelt, und Geislingen kann weiter das umwelttechnologische Profil in der Großen Kreisstadt schärfen.

Kompetenzzentrum Energiewirtschaft geplant

Amann sieht mit diesem Schwerpunkt viele mögliche Synergieeffekte, denn neben den Wirtschaftsunternehmen böte auch die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt mit ihrem Lehrangebot zu Energie- und Ressourcenmanagement sowie zum nachhaltigen Produktmanagement viel fachliches Spezialwissen. Amann schwebt für die Zukunft am Standort Geislingen ein Kompetenzzentrum Energiewirtschaft sowie für alternative Antriebe in der Automobilwirtschaft vor.

EVF speist Biogas von 2014 an ins Netz

Welche Chancen in der Neuausrichtung der Energiewirtschaft hin zu regenerativen Energiequellen liegen, erläuterte Martin Bernhart. Der Geschäftsführer des Göppinger Energieversorgers EVF erklärte, wegen der großen Speicherkapazität der Gasnetze seien die Herausforderungen der Energiewende leichter zu meistern. Als Gasnetzbetreiber sei die EVF gesetzlich verpflichtet, das in Türkheim entstehende Gas einzuspeisen, so Bernhart. Für die EVF ist es die erste Anlage dieser Art. Mit dem Einstieg ins Biogasgeschäft erziele der regionale Energieerzeuger einen zweiprozentigen Anteil beim Gas aus regenerativen Quellen und investiere vier Millionen Euro. Beim Stromvertrieb liege das Unternehmen immerhin bei 100 Prozent regenerativen Quellen, wenn man den Strom aus der Kraft-Wärme-Kopplung mitrechne, so Peter Naab von der EVF-Technikabteilung.

Die EnBW veredelt das Gas des Nachbarbetriebs

Die EnBW engagiert sich mit drei Millionen Euro beim Bau der Aufbereitungsanlage. Hier wird das Rohbiogas der benachbarten Anlage der Gesellschaft Schradenbiogas durch Reinigung zu Bioerdgas mit einem höheren Brennwert veredelt. Damit könnten Verbraucher mit dem Klimaschutz im eigenen Heizungskeller beginnen, sagte der EnBW-Vorstand Dirk Mausbeck. Der Karlsruher Energieversorger verkauft bis jetzt rund 32 000 Megawattstunden Bioerdgas jährlich in seinem Vertriebsgebiet. Das in Geislingen erzeugte Gas soll vom kommenden Frühjahr an den Kunden zur Verfügung stehen. Die Menge deckt den Jahresbedarf von rund 1600 Einfamilienhäusern.