Der Bezirksvorsteher hat die Wahl zum Ersten Bürgermeister gewonnen.

Plieningen/Birkach - Eine halbe Stunde mussten die Kandidaten draußen warten, auf dem Schorndorfer Marktplatz. Das war bereits kurz vor Sonnenuntergang am vergangenen Dienstagabend. Dann waren die Stimmzettel ausgezählt, die die Gemeinderäte zuvor in geheimer Abstimmung abgegeben hatten. Schließlich stand fest: Edgar Hemmerich, der Bezirksvorsteher von Birkach und Plieningen, wird neuer Erster Bürgermeister der rund 40 000 Einwohner zählenden Stadt an der Rems. Er hatte sich knapp mit 17 zu 16 Stimmen gegen den Schorndorfer Stadtkämmerer Thorsten Englert durchgesetzt. „Da fällt eine riesige Anspannung ab“, sagt Hemmerich.

 

Es war bereits der dritte Anlauf für ein höheres politisches Amt für Hemmerich. „Diesmal hat es geklappt“, sagt er. „Beharrlichkeit zahlt sich aus.“ 2011 hatte er sich in Wendlingen als Bürgermeister beworben – gegen den amtierenden Bürgermeister, wohlgemerkt. Diesen hatte er auch weit hinter sich gelassen, unterlag aber schließlich mit 39,2 zu 50,5 Prozent einem Konkurrenten. Bereits 2010 war er zudem in Eislingen angetreten, er zog seine Bewerbung nach dem ersten Wahlgang und dem ernüchternden Ergebnis von 13,1 Prozent jedoch zurück.

Im Jahr 2007 war Edgar Hemmerich der Bezirksvorsteher von Birkach und Plieningen geworden. Die sechs Jahre auf der Filderebene will er nicht missen. „Dieser Ort wird mir immer in guter Erinnerung bleiben, weil ich hier auch Freunde habe“, sagt er. „Und hier habe ich auch das eigentliche Laufen gelernt.“

„Ich muss den Fokus darauf legen, ein sauberes Haus zu hinterlassen“

Nun also Schorndorf. Dort wird Hemmerich vom 1. August an Erster Bürgermeister sein und damit Stellvertreter des Oberbürgermeisters Matthias Klopfer. Er wird unter anderem für die Finanzen, Schulen, Sport und Kitas sowie für das Ordnungsamt und die Feuerwehr zuständig sein. Gerade Letzteres „freut mich natürlich, ich komme aus einer Blaulichtorganisation“, sagt er. Seine Karriere begann er bei der Polizei (siehe Kasten). An seinem neuen Amt freue ihn zudem die Aufgabenvielfalt. „Und die vielen, neuen Begegnungen sind überhaupt das Spannendste.“

In Stuttgart beginnt damit die Suche nach einem Nachfolger. „Wir werden umgehend eine Ausschreibung vorbereiten“, sagt Stuttgarts Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle. Aus den Bewerbungen wird die Verwaltung passende Kandidaten auswählen. Der Bezirksbeirat wird um eine Stellungnahme gebeten, letztlich entscheidet aber der Gemeinderat.

Jeder Kandidat sollte Verwaltungserfahrung mitbringen, etwas von Mitarbeiterführung verstehen und gut mit Bürgern umgehen können. „Er muss ein Allrounder sein und ist gut beraten, sich überparteilich aufzustellen“, sagt Wölfle. Denn das Parteibuch wird bei der Entscheidung keine Rolle spielen. „Das ist eine hauptamtliche Stelle, und da geht es nur um Fähigkeiten“, sagt Wölfle. In den fünf Bezirken in der Innenstadt ist das anders. Weil es sich bei den dortigen Bezirksvorstehern um Ehrenamtliche handelt, werden die Posten entsprechend des Wahlergebnisses bei der Kommunalwahl besetzt.

Für den Erfolg in Schorndorf beglückwünscht sich Hemmerich nicht mit ein paar Urlaubstagen, sondern mit zusätzlicher Arbeit. „Ich muss den Fokus darauf legen, ein sauberes Haus zu hinterlassen“, sagt er. Auch wenn er sich nebenher schon mit seinem neuen Amt befasst, will er in Birkach und Plieningen präsent sein. „Ich gehe am Mittwochabend hier weg und fange am Donnerstag in Schorndorf an.“