Der Schulleiter der Bismarckschule, Gerald Mandl, hat den Antrag gestellt, die Feuerbacher Werkrealschule zum Schuljahr 2016/2017 zur Gemeinschaftsschule umzuwandeln. Der örtliche Bezirksbeirat unterstützt Mandls Vorstoß mehrheitlich.

Feuerbach - Die zuständigen Ämter halten sich bisher vornehm zurück. Lässt man die Bismarckschule am langen Arm verhungern? Fest steht: „Die Zeit wird immer knapper“, sagt Rektor Gerald Mandl. Er hat im Oktober des vergangenen Jahres den Antrag gestellt, die Werkrealschule zum Schuljahr 2016/2017 zur Gemeinschaftsschule umzuwandeln. „Wir sind im Stadtbezirk stark vernetzt und betreiben eine intensive und qualifizierte Berufsvorbereitung in enger Kooperation mit den Berufsschulen und ihren Bildungspartnern aus Industrie, örtlichem Handwerk und sozialen Einrichtungen“, hat der Schulleiter in der Begründung geschrieben. Eine Umwandlung der jetzigen Werkrealschule in eine Gemeinschaftsschule wäre aus Sicht von Mandl eine „konsequente Weiterentwicklung des gemeinsamen Lernens und eine Stärkung des Netzwerks aller vorhandenen berufsbezogenen Kooperationen“. Ein weiterer Pluspunkt sei die Nähe zu den beiden Gymnasien.

 

Antrag für eine Gemeinschaftsschule liegt bei den Behörde

Doch Mandls Bemühungen verpufften und versandeten. Die für die Genehmigung zuständigen Behörden verhalten sich abwartend. Politische Rückendeckung kann da nichts schaden, dachte sich die SPD-Bezirksbeiratsfraktion und unterstützt nun ihrerseits in einem eigenen Antrag den Antrag der Werkrealschule zur Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule. „Die Sache ist dringlich“, findet SPD-Bezirksbeiratssprecher Martin Härer. Bald könnte sie noch an Dringlichkeit zunehmen: „Nachdem künftig auch an Realschulen der Hauptschulabschluss erworben werden kann, benötigt die Bismarckschule ein neues Angebot, um auch künftig als Schulstandort bestehen zu können“, sagt Härer.

„Die Eltern schicken ihre Kinder nicht mehr zu uns“

Mandls Befürchtung ist: „Wir warten und warten bis die erforderlichen Schülerzahlen ausbleiben.“ Spätestens in vier Jahren könnte die zuletzt für mehrere Millionen Euro erweiterte Schule zum Auslaufmodell werden: „Bis 2019 soll die Bismarckschule als Werkrealschule erhalten bleiben. Das klingt zwar im ersten Moment gut. Aber die Realität überholt uns“, sagt Mandl. Denn seit dem Wegfall der Grundschulempfehlung geht der Trend ganz massiv in Richtung Gymnasium und Realschule: „Die Eltern schicken ihre Kinder nicht mehr zu uns.“

Rektorin Susanne Heß vom Neuen Gymnasium versteht ebenso wie Herwig Rust, Schulleiter der Feuerbacher Realschule, das Ansinnen von Mandl. Auf der anderen Seite stellt Rust auch in aller Deutlichkeit klar: „Wir wollen Realschule bleiben und haben kein Interesse Gemeinschaftsschule zu werden.“ Eine funktionierende Gemeinschaftsschule brauche neben einem Drittel Werkrealschüler aber auch jeweils ein Drittel Realschüler und potenzieller Abiturienten: Dieser Mix sei absolut notwendig, weil die Gymnasiasten durch ihr Lernverhalten die anderen mitziehen, sagt Rust. Doch wo soll diese Klientel angesichts der Feuerbacher Campus-Pläne herkommen? „Ich habe da Bauchschmerzen“, sagt CDU-Bezirksbeiratssprecher Dirk Teichmann. Er sehe bei einer Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule die Gefahr, dass Schüler aus anderen Schultypen abgezogen würden. Er beantragte daher, dass erst einmal die prognostizierten Schülerzahlen für Feuerbach erhoben und dem Gremium vorgelegt werden.

Schülermix für die Gemeinschaftsschule fehlt

Gabriele Heise (FDP) betonte gegenüber Mandl, sie schätze die Arbeit der Bismarckschule sehr. Sie habe aber den Eindruck, dass das Modell der klassischen Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg in der Praxis nicht richtig funktioniere: Für den passenden Schüler-Mix werde ein starker gymnasialer Zweig benötigt und dafür fehle schlichtweg die Nachfrage: „Ich glaube nicht, dass es gelingt, eine klassische Gemeinschaftsschule in Feuerbach zu implementieren“, so Heise.

Grünen-Sprecher Reiner Götz hob hervor, dass die Existenz der Schule gefährdet sei, wenn die Schülerzahlen weiter sinken: „Die Grünen werden dem Antrag der SPD zustimmen.“ Auch Roland Saur (SÖS-Linke-Plus) unterstützt den Vorstoß in Richtung Gemeinschaftsschule: „Viele Schüler der Bismarckschule wollen den Realschulabschluss machen.“ Durch den Zuzug von Flüchtlingskindern entstehe ein weiterer Bedarf für höhere Bildungsabschlüsse. Am Ende der Diskussion fand der SPD-Antrag bei sieben Ja-Stimmen, vier Ablehnungen und einer Enthaltung eine Mehrheit.