Auf der Blickfang-Messe präsentieren sich über 200 Jungdesigner aus Deutschland und ganz Europa. Wir stellen die fünf Stuttgarter Locals vor: dieses Mal sind Philipp Hinderer und Ina Woelk an der Reihe.

Stuttgart - Zum 21. Mal findet die Blickfang-Messe in der Liederhalle in Stuttgart vom 15. bis 17. März 2013 statt. Über 200 Jungdesigner aus Deutschland und ganz Europa präsentieren hier ihre neuen Ideen und zeigen ihr kreatives Potenzial. Wir stellen die fünf „Blickfang Locals“ – also Jungdesigner aus der Region – vor. Dieses Mal: Philipp Hinderer und Ina Woelk.

 

Auf welchem Weg sind Sie zum Design gekommen?
Die kindliche Neugier Dinge zu erforschen, zu verstehen, wie und woraus sie gemacht sind, und sie auf neue und kreative Weise zusammenzusetzen, haben wir uns beide bis heute erhalten. Dieser spielerische Umgang mit den Dingen ist für uns ein wichtiger Teil im Designprozess geblieben und war vielleicht maßgeblich für unseren Wunsch, Designer zu werden. Nach dem Abitur entwickelte sich bei uns beiden zeitgleich der Wunsch, eine praktische Ausbildung zu machen, um handwerkliche Fertigkeiten, Konstruktionswissen und den Umgang mit Material zu erlernen. Die Schreinerlehre bildete eine gute Grundlage für das gemeinsame Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Hier lernten wir eine andere, künstlerische und freie Herangehensweise an den Designprozess. Dinge zu hinterfragen, von einem anderen Standpunkt her zu betrachten und schließlich auch selbst gestalten und umsetzen zu können, ist prägend auf unserem bisherigen Weg als Designer gewesen.

Nennen Sie ein für Sie besonderes Produkt. Was macht es so außergewöhnlich?
Ein bestimmtes Möbelstück exemplarisch herauszugreifen fällt uns schwer. Es gibt so viele besondere Möbelstücke. Letztendlich unterscheiden sich doch die besonderen Dinge durch ihre Qualität, durch ihr Design aber auch durch ihren Charakter und ihre Symbolik von der Masse. Nicht die oberflächlichen Auffälligkeiten transportieren den besonderen Wert eines Gegenstands. Es sind vielmehr die im Inneren angelegten Konstanten wie Langlebigkeit, Materialeinsatz, sorgfältige Verarbeitung und schöne Details, die das Wesen eines Gegenstandes prägen und ihn in Würde altern lassen. Darin erst wird für uns gutes Design erkennbar, das leider viel zu oft mit oberflächlichem Styling verwechselt wird.

Was macht Stuttgart für Jungdesigner so attraktiv?
Wir sind beide für das Studium nach Stuttgart gekommen und hatten so von Anfang an Kontakt sowohl zur Kunst- und Kulturszene als auch – durch verschiedene Kooperationsprojekte – zum schwäbischen Mittelstand. In Stuttgart vermischen sich Kultur und Wirtschaftskraft oft sehr gut und bieten jungen Designern eine gute Plattform.

Nach welchen Kriterien designen Sie? Welche Philosophie kommt in Ihren Möbelstücken zum Ausdruck?
Für uns gibt es keinen festen Katalog aus allgemeinen Gestaltungskriterien. Im Design gibt es keine Patentrezepte. Denn letztlich ist jedes Projekt anders, jedes Produkt wird anders gehandhabt und benutzt. Design ist für uns mehr als Gegenständen eine äußere Hülle zu verleihen. Unser Ziel ist es, Dinge zu erschaffen, die von ihrem Besitzer wertgeschätzt werden und zu Habse(e)ligkeiten werden. Im Zentrum unserer Gestaltungsphilosophie stehen deshalb: Authentizität, Ehrlichkeit, Qualität und Langlebigkeit, die sich in den Produkten unserer Wegwerfgesellschaft leider nur noch selten wiederfinden. Die wahre Qualität der Dinge zeigt sich darin, dass sie ihren Benutzer für lange Zeit begleiten und nicht schon nach kurzem Gebrauch entsorgt werden. Somit sind bei uns gute Gestaltung, materialgerechte Konstruktion, sorgfältige Herstellung und handwerkliche Details die Basis jedes Entwurfs.

Welches Designobjekt präsentieren Sie auf der Blickfang-Messe? Was ist das Besondere daran?
Wir stellen Stuhl und Bank unserer Sitzmöbelfamilie aus heimischem Eschenholz vor. Die Möbel orientieren sich konstruktiv an bewährten Massivholzverbindungen, bieten aber gleichzeitig eine formale- und fertigungstechnische Neuinterpretation. Unser Esstisch aus Bronze und Räuchereiche und weitere Habse(e)ligkeiten wie Stoffdackel, Schmuck und Bierkrug werden ebenfalls zu sehen sein.

Warum präsentieren Sie sich auf der Blickfang-Messe? Welche Erwartungen haben Sie?
Wir freuen uns darauf, im Rahmen der Blickfang-Messe die Chance zu bekommen, unsere Produkte erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren zu können. Wir sind gespannt auf den Austausch mit anderen – Kollegen wie Interessenten – und hoffen auf positive Resonanz.