Feiern in der Zwischenzeit: die Weihnachtsbäume sind abgeräumt, die Silvesterraketen verschossen. Wer bis zur Faschingszeit nicht still sitzen kann, darf in der Alten Reithalle feiern. Das Disco-Urgestein Boa bittet dort zum Tanz – und feiert die siebte Auflage seiner 30. Geburtstagsparty.

Stuttgart - Der König ist tot. Es lebe der König. Beim traditionellen Neujahrsantrunk an Dreikönig waren es sogar sieben Regenten, zumindest für den Vormittag. Sieben Gastgeber grüßten in den randvollen Saal beim Sonderbund in der Azenbergstraße. Primus inter Pares: der Backnanger Bürgermeister Frank Nopper, der den nicht ganz ernst gemeinten Empfang vor mehr als 20 Jahren mit Referendarskollegen aus der Taufe gehoben hatte.

 

Eine Art Klassentreffen

Souverän kündigte er die Sternsinger an, küsste die Schornsteinfegerin und sprach über Wolfgang Schuster, als dessen potenzieller Nachfolger im OB-Amt der CDU-Mann kurzzeitig gehandelt worden war. Schusters Abschiedsempfang in der Liederhalle sei kurzweiliger gewesen als so manch anderer, den er in seiner Funktion als Schultes habe besuchen dürfen. Sein nettestes Erlebnis: er begegnete an der Bar seinem früheren Sportlehrer aus der Abiklasse am Wilhelmsgymnasium in Degerloch. Der heißt Winfried Hermann, hat den Schuldienst aufgegeben und ist heute der grüne Verkehrsminister im Land. Hermanns Kommentar laut Nopper: „Jetzt treffe ich schon meine Schüler hier.“

Den Antrunk charakterisierte treffend Kamran Ehsani, umtriebiger Unternehmer und Vater der Gastgeberin Shirin: „Worum es hier geht? Um gar nichts. Wahrscheinlich ist es deswegen so voll.“

Die Boa-Party macht glücklich

Der Sinn der alljährlichen Boa-Party Anfang Januar in der Alten Reithalle dürfte sich in ähnlichen Dimensionen bewegen. Gestartet war die Veranstaltung als Geburtstagsfest zum Dreißigsten des Disco-Urgesteins Boa. Am Samstag steigt die seit Wochen ausverkaufte siebte Auflage, die Karten sind von Jahr zu Jahr schneller weg. „Die Boa-Party macht einen so zufrieden“, sagt eine verheiratete Frau in den besten Jahren, die lieber anonym bleibt. „Hier sieht man die immer noch Suchenden und die schon wieder Suchenden. Da weiß man, dass man alles richtig gemacht hat.“

Der Boa-Boss Werner Find nennt noch einen Grund für den Erfolg: „Es ist das letzte Großereignis vor Fasching.“ Der beginnt dieses Jahr besonders früh. Die Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Zigeunerinsel als gesellschaftlicher Höhepunkt der Saison findet am 2. Februar in der Liederhalle statt. Im Häs auf dem Podium: Ehrenpräsident Find. Tschä hoi!

Torte um Mitternacht

Erst aber noch regnet’s um Mitternacht Papphütchen und die Torte wird angeschnitten. Mit dabei viele alte Gesichter, Stammgäste, Türsteher, DJs. Der Musikmanager Andreas Läsker stand einst wie ein Bär am Eingang zur Disco, Bernd Heidelbauer, Gastrosoph und OB-Kandidat in der Runde vor Fritz Kuhn, ging hier ebenso ein und aus wie der legendäre Big Tom Yardley, dessen Name meist größer war als sein Gewand.

Der DJ der ersten Stunde feiert mit

Ein „Unikum“ (Find) ist Wolf-Rüdiger Horlacher alias Lupus, DJ der ersten Stunde. Als die Schlange erwachte, blickte Lupus bereits auf eine beachtliche Karriere zurück. Er hatte in den 70ern im Conny in Bad Cannstatt aufgelegt. „Der Mittwoch war der absolute Renner“, erinnert sich Find, „da liefen die alten Woody-Woodpecker-Filme“. Der Helmspecht lässt grüßen.

Auch der Schauspieler Otfried Fischer will heute dabei sein. Ein Barhocker steht für den an Parkinson erkrankten „Bullen“ wie voriges Jahr bereit. Nach Stuttgart kommt er häufig: Er ist befreundet mit Hanna Kaplan, der Inhaberin der Gerüchteküche im Westen. Die Wirtin hat Fischer als Maskenbildnerin beim Bayerischen Fernsehen kennengelernt. Auch sein Kollege Erol Sander hatte vor, zur Boa-Sause zu kommen, er ist aber anderweitig unterwegs. Wobei der schöne Mime wohl eh nicht zu den Suchenden zählt.

Wie es weitergeht? Versuche britischer Forscher haben ergeben, dass die Boa ihr Opfer so lange würgt, bis sie keinen Herzschlag mehr spürt.