Der Extremsportler Bruno „Orca“ Dobelmann (53) hat am Dienstag seinen zweiten Versuch gestartet, ohne Neopren-Anzug durch den Bodensee von Bodman bis nach Bregenz zu schwimmen.

Bodman - Extremsportler Bruno „Orca“ Dobelmann (53) hat am Dienstag seinen zweiten Versuch gestartet, ohne Neopren-Anzug durch den Bodensee zu schwimmen. Um 8.38 Uhr stieg der 110-Kilo-Mann im Strandbad Bodman ins Wasser. „Also Jungs, bis Bregenz“, sagte er bei sonnigem Wetter und 18,5 Grad Wassertemperatur. Dobelmann rechnet damit, dass er für die 64 Kilometer lange Strecke rund 28 Stunden braucht. Den ersten Versuch hatte der als „Orca“ bekannte Schwimmer am 21. Mai wegen massiver Blasenprobleme abbrechen müssen.

 

Dick eingecremt und mit Messsonden versehen war Dobelmann über den Sand geschritten. „Ich versuche es in Badehose, denn man muss immer etwas Neues probieren“, sagte der Stuttgarter. Im Neopren-Anzug wäre die Reise bis Bregenz einfacher, so muss er die Körpertemperatur durch die eigene Bewegung konstant halten. Besonders akribisch strich sich der 110-Kilo-Mann die Füße mit Vaseline ein - und das Hinterteil bis ins Detail, „denn über die Füße und den Bürzel“, wie er sagt, „steigt die Kälte auf“. Die Fehler des ersten Versuchs im Mai möchte Dobelmann unbedingt vermeiden.

Damals musste der Extremschwimmer vorzeitig aufgeben, die Blase hatte sich verkrampft und Rückenschmerzen kamen hinzu. Nach 28 Kilometern stieg er in Hagnau aus dem Wasser. Dieses Mal möchte er die 64 Kilometer bis Bregenz durchhalten, 28 Stunden sind als Schwimmzeit kalkuliert. Am Mittwoch um die Mittagszeit hofft er, in Vorarlberg an Land gehen zu können.

Das Begleitboot gibt die Richtung vor

Begleitet wird Dobelmann von Manager und Freund Oliver Halder, dessen Frau Carina Halder, die stündlich hoch dosiertes Kohlenhydrat-Gel zureicht, einem Kameramann (Mario Raster), einem Bootsführer (Roland Löwenberg) und dem Arzt Dr. Beat Knechtle aus St. Gallen. Das Begleitboot, eine Motorjacht, gibt dem Schwimmer die Richtung vor. Dobelmann wiederum steuert mit seinem gemächlichen Kraulstil und der Zweieratmung das Tempo.

Beat Knechtle betreut in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich die medizinischen Untersuchungen. Die Messsonden prüfen die Körpertemperatur in der Peripherie und im Kern. Beim ersten Versuch im Mai zeigte sich, dass „während des Schwimmens zu keiner Zeit eine Unterkühlung vorgelegen hat“, wie es im medizinischen Bericht heißt. „Somit ist klar, dass schlussendlich nur die Blasenmuskulatur, die wohl leider vom aufgeheizten Kern nicht so viel mitbekommen hatte, dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung machte.“

„Beim Langstreckenschwimmen im offenen Gewässer wird das Fett zentral“, sagt der Arzt Knechtle, der selbst gerne den 3-fachen Ironman mit 40 Stunden Wettkampfdauer absolviert. „Ich würde erfrieren im See. Das Fett schützt, es ist eine Lebensversicherung: Es ist Betriebsstoff und Isolation zugleich“. Fett hat Dobermann mit seinem enormen Bauch und den 110 Kilogramm genug. Die Wasserlage ist vielleicht nicht optimal, aber „er wird nie schnell“, sagt Knechtle. „Er muss einfach Arm um Arm nach vorne schmeißen, bis er fertig ist.“