Die Kreise und die Landeshauptstadt erhoffen sich durch ein gemeinsames Vorgehen beim Netzausbau Synergieeffekte und eine höhere Förderung.

Böblingen - Das Breitbandkabelnetz an einer Grenze enden zu lassen, macht keinen Sinn. Darüber sind sich die Experten einig – und auch die Landkreise in der Region, die Landeshauptstadt und nicht zuletzt

 

der Regionalverband. Deshalb wollen die Kreise und die Stadt Stuttgart beim Ausbau der Datenautobahn künftig gemeinsame Sache machen. Die Fäden sollen beim Verband zusammenlaufen, der die Planung übernimmt und ein Finanzierungskonzept ausarbeitet.

Alle fünf Kreise in der Region im Boot

Mit im Boot sind die Kreise Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und der Rems-Murr-Kreis, wie Dorothee Lang bestätigt. „Bei der gemeinsamen Grobplanung des Netzausbaus werden Synergieeffekte erzielt“, meint die Sprecherin des Verbands Region Stuttgart. Nach den bisherigen Förderrichtlinien übernimmt das Land bei solchen Pilotprojekten 50 Prozent der Planungskosten. Ein Landkreis, der im Alleingang ein schnelleres Internet plant, erhält lediglich 35 Prozent. Jedoch werden die Fördermodalitäten zur Zeit vom Land überarbeitet. „Wir wollen im Auftrag der Kreise und der Landeshauptstadt mit dem zuständigen Ministerium für den Ländlichen Raum diesbezüglich Kontakt aufnehmen“, erklärt Lang.

Der Kreis Böblingen hat bisher mit Planungskosten in Höhe von 100 000 Euro kalkuliert. „Wenn wir die Planung nun gebündelt ausschreiben, liegen wir deutlich darunter“, sagt der Landrat Roland Bernhard. In der jüngsten Ausschusssitzung des Kreistags stimmten die Räte nicht nur dem gemeinsamen Vorgehen mit den anderen Kreisen und der Stadt Stuttgart zu. Sie gaben ihr einstimmiges Plazet auch für die Lenkungsgruppe Breitband im Böblinger Landratsamt, mögliche Finanzierungs- und Betreibermodelle zu erörtern.

Kein akuter Mangel an Glasfasertrassen im Kreis Böblingen

Die weitere Untersuchung des Netzes im Kreis Böblingen nimmt zudem das Backnanger Büro tkt teleconsult vor, das den Breitbandatlas aus dem vorigen Jahr auf den neuesten Stand bringt. Ein Masterplan dazu soll im Sommer nächsten Jahres vorliegen. „Bei den bestehenden Glasfasertrassen im Kreis gibt es keinen akuten Handlungsbedarf“, bilanziert der tkt-Mitabeiter Thomas Walgenbach schon vorab. Doch seien manche Kommunen noch nicht mit Glasfaser ausgestattet. Das betrifft hauptsächlich ländliche Gemeinden. Gäufelden und Nufringen etwa haben das schnelle Internet inzwischen bekommen, in Jettingen legt die Telekom derzeit neue Kabel, Mötzingen ist demnächst an der Reihe.

Ein hohen Handlungsbedarf sieht Marion Oker vom Böblinger Bezirk der Industrie- und Handelskammer auch noch in den Gewerbegebieten: „Manche sind deutlich unterversorgt.“ Doch seien die Lücken nicht so groß wie etwa im Rems-Murr-Kreis, stellt Walgenbach fest. Dort seien 70 Prozent der Gewerbegebiete nicht ausreichend angeschlossen.

Unterschiedlicher Stand der Ist-Analysen

Immerhin hat der Rems-Murr-Kreis im vergangenen Jahr eine Ist-Analyse erstellt und kann auf dieser Grundlage weiter planen. Der Kreis Esslingen liegt mit der ersten Bestandsaufnahme in den letzten Zügen, während der Kreis Ludwigsburg eine solche erst im April beschlossen hat. Der Kreis Göppingen wiederum hat die Analyse längst abgeschlossen und steht kurz davor, in den Netzausbau einzusteigen. Hinterher hinkt dagegen die Stadt Stuttgart. Wegen des geplanten Modellprojekts der Region ist eine vorgesehene Bestandsanalyse gestoppt worden.