Mit der Idee eines Kleider-Tausch-Tages ist der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises auf den Kinder- und Jugendtreff Diezenhalde in Böblingen zugegangen. Sinn und Zweck der Aktion: Müll vermeiden.

Böblingen - Neue Klamotten kaufen, ohne einen müden Cent dafür auszugeben – das gibt es. Wo? Im Kinder- und Jugendtreff Diezenhalde in Böblingen – allerdings nur für einen Tag. Denn der Treff beteiligt sich mit einer Kleidertausch-Aktion am Samstag, 28. November, an der Europäischen Woche zur Abfallvermeidung. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto „Nutzen statt Besitzen“. Die Idee zu der Aktion hatte der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises, der nach einem Kooperationspartner suchte und im Kinder- und Jugendtreff in dem Böblinger Stadtteil fand.

 

„Eine tolle Aktion, die wir gerne begleiten und mitgestalten, indem wir Räume, Know-how und personelle Hilfestellung anbieten“, sagt Gabriela Kühner, die Einrichtungsleiterin des Kinder- und Jugendtreffs. Auf ihn gekommen ist der Abfallwirtschaftsbetrieb, weil der Jugendtreff schon einmal einen „Kleiderflohmarkt für unsere Mädchen“ auf die Beine gestellt habe, wie Kühner sagt. Die Plakate für die Aktion hängen, die organisatorischen Fragen sind geklärt: Von 15 Uhr an können beispielsweise Schuhe, Hosen, Jacken und T-Shirts, die ihren Noch-Besitzern entweder nicht mehr gefallen oder nicht mehr passen, geputzt, frisch gewaschen und gebügelt in dem Treff auf der Diezenhalde, Freiburger Allee 44, abgegeben werden. Sie benötigten den Vorlauf für die Vorbereitung und Präsentation der Kleidungsstücke, sagt Gabriela Kühner. Auf Shopping-Tour können Tauschwillige, egal ob männlichoder weiblich, erst von 16 bis 20 Uhr gehen. Sie „bezahlen“ mit vorher ausgegebenen Chips.

Sechste Europäische Woche zur Abfallvermeidung

Zum zweiten Mal beteiligt sich der Böblinger Abfallwirtschaftsbetrieb an der Europäischen Woche zur Abfallvermeidung, die zum sechsten Mal ausgerufen wurde. Eine Woche lang können sich Einzelpersonen und öffentliche Einrichtungen, Behörden ebenso wie Unternehmen und Schulklassen, mit ihren Aktionen an dem EU-weit angelegten Projekt beteiligen. Bei der Premiere im November vor zwei Jahren lernten fast 170 Dritt- und Viertklässler am Beispiel ihres Schulvespers eine Menge über Müllvermeidung, die schon beim Einkaufen beginnt.

Damals wie jetzt erhofft sich der Abfallwirtschaftsbetrieb, „dass die Kinder und Jugendlichen das Bewusstsein der Abfallvermeidung nach Hause tragen“, sagt Dusan Minic, der Sprecher des Landkreises. Der Kreis ist für die Müllentsorgung zuständig. Ob die Rechnung tatsächlich aufgeht, kann niemand sagen. Denn ob die fast 170 Grundschulkinder und deren Familien sich seit der Aktion im November 2013 tatsächlich geändert haben, hat der Kreis nicht abgefragt.

Das Pro-Kopf-Aufkommen von Müll ist nach Erhebungen des Landesumweltministeriums für die Abfallbilanz 2014 in den vergangenen knapp 20 Jahren im Kreis gestiegen. Der Wert für den Haus- und Sperrmüll kletterte von 114 Kilogramm im Jahr 1996 auf 138 im vorigen Jahr. Pro Kreisbürger stieg die Menge an Biomüll in dem Zeitraum von 63 auf 94, bei den Wertstoffen von 154 auf 168 Kilogramm.

Stimmt die Resonanz, ist ein erneuter Tausch-Tag denkbar

Wie der Kleider-Tausch-Tag bei den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ankommt, die sich am Samstag in dem Kinder- und Jugendtreff Diezenhalde einfinden, bleibt abzuwarten. Die Treff-Chefin Gabriela Kühner jedenfalls hofft auf 100 Kunden in den vier Stunden. Sie erwartet nicht nur Mädchen.

Der Treff zieht gerade in der kalten Jahreszeit nach Kühners Schätzungen täglich zwischen 100 und 120 Kinder und Jugendliche an, etwa ein Drittel davon ist weiblich. „Die Diezenhalde ist Böblingens größter und kinderreichster Stadtteil“, betont Gabriela Kühner. Ob der Kleider-Tausch-Tag eine einmalige Aktion sein wird, kann sie noch nicht sagen. Sie wartet erst einmal die Resonanz ab. „Dann können wir ganz schnell entscheiden, ob wir das wieder machen“, sagt die Treff-Chefin.

Preise für die besten Ideen

EU-Aktion
Initiiert hat die EU-Kommission im Jahr 2009 die Europäische Woche der Abfallvermeidung. Deutschland schloss sich ihr im Jahr darauf an. Auf einer eigenen Homepage lassen sich die Aktionen in den verschiedenen Kommunen wie Böblingen und Waldenbuch, Esslingen, Ludwigsburg und Stuttgart sowie EU-weit verfolgen. Akteure wie Kommunen sowie Schulklassen können sich mit ihren Ideen zur Abfallvermeidung an Wettbewerben beteiligen.

Kreis-Initiativen
Die Teilnahme an dem EU-Projekt ist nur ein Baustein zur Müllvermeidung. So betreibt der Abfallwirtschaftsbetrieb online eine Verschenkbörse (www.verschenkboerse-awb-bb.de). Die Umwelt-Initiative „Das bessere Müllkonzept – Vermeiden statt Verbrennen“ organisiert Warentauschbörsen in Herrenberg. Solche gibt es zudem in Böblingen und Sindelfingen. Auch starten immer mehr Repair-Cafés.