Der vor zwei Jahren gegründete Verein Weisses Ballett lud am Montagabend zu einer Gesprächsrunde mit illustren Gästen ein. Die Ehrenamtlichen knüpfen ein Netzwerk und sammeln Geld für gemeinnützige Zwecke. Bisher sind fast 40 000 Euro an Hilfsorganisationen und Einrichtungen geflossen.

Böblingen - Der einstige Fußballstar Hansi Müller als Jungspund, der Sponsor Eduardo Garcia mit einem VFB-Gazi-Trikot, der ehemalige VFB-Präsident Erwin Staudt mit der Meisterschale und Uwe Hück, der Porsche-Betriebsrat, in Boxhandschuhen – über die Leinwand in der Zehntscheuer in Böblingen-Dagersheim flimmern die Fotos der Prominenten, die sich zu einer Talkrunde eingefunden haben. Sie berichten davon, wie sie in Führungspositionen gelangt sind, in Firmen wie auf dem Fußballfeld. „From Zero to Hero“ lautet das Motto der illustren Gäste am Montagabend, die der Verein Weisses Ballett eingeladen hat. Ein kleines Netzwerk haben die Ehrenamtlichen bereits geknüpft, und es soll mit Hilfe solcher Veranstaltungen noch umfangreicher und engmaschiger werden – damit mehr Geld in die Kasse kommt, das Hilfsorganisationen gespendet wird.

 

Mit einer Siegprämie hat alles begonnen

Begonnen hat alles vor sieben Jahren nach einem Fußballturnier in Aidlingen, als ein paar Freizeitkicker den Turniersieg davontrugen. „Wir bekamen 110 Euro Siegprämie“, erinnert sich Steffen Hutfles, der zweite Vorsitzende und Pressesprecher des Vereins, „diese wollten wir nicht für Getränke ausgeben.“ Sie kamen auf die Idee, den Betrag der gemeinnützigen Organisation Eine Welt Pamoja in Sindelfingen zu spenden. „Es gibt so viel Not und Elend“, sagt Hutfles, „da kann man gar nicht anders als helfen.“ Mit seinen Freizeitkickerfreunden sammelte er fortan Spenden und organisierte Veranstaltungen wie Fußball-Kinder-Camps oder Charity-Fußballturniere mit Familienfesten, um auch diese Erlöse in die Fördersummen des Vereins fließen zu lassen. Fast 40 000 Euro sind bisher an gemeinnützige Einrichtungen überwiesen worden.

„Unser soziales Engagement ist einfach so immer weiter gewachsen“, erklärt Hutfles. Vor zwei Jahren gründeten die Freunde den Verein mit einem neunköpfigen Vorstand. Hutfles ist Banker, andere sind Immobilienmakler, Mitarbeiter bei großen Weltfirmen, Industriekaufleute, IT-Spezialisten oder im Marketing tätig. Im großen Geschäft war einst auch Erwin Staudt tätig, bevor er zum VFB-Präsidenten ernannt wurde, er war der Chef von IBM Deutschland. Bei einem Bewerbungsgespräch wurde er einst gefragt, was er mit 50 000 Mark tun würde. „Wie war das damals“, wollte Kara Erdin wissen, der Moderator der Gesprächsrunde in der Zehntscheuer. „Ich sagte, ich würde mir mit dem Geld einen Porsche kaufen“, erzählte Staudt. Er habe Mut zeigen müssen – und so bekam er auch als Berufsstarter seinen seinen ersten Job im IBM-Vertrieb.

Mit Flüchtlingskindern in der Mercedes-Benz-Arena

Auch die Aktiven des Weissen Balletts wollen künftig noch mehr Aufmerksamkeit erwecken. „Tue Gutes – und rede nicht darüber, das hilft uns nicht weiter“, sagt Hutfles. Deshalb lud man die rund 170 Mitglieder und deren Freunde zu dem ersten Star-Talk ein und gewann mit Eduardo Garcia einen erfolgreichen Geschäftsmann als Teilnehmer. Er ist einer der größten Hersteller türkisch beschrifteter Lebensmittel in Deutschland und Europa. Nach dem schweren Erdbeben im Jahr 1999 in der Türkei gründete Garcia die GAZi-Kinderstiftung, wohin ebenfalls schon eine Spende des Aidlinger Vereins floss. Garcia ist ein fußballbegeisterter, einflussreicher Schwabe. Er soll mithelfen, das Weisse Ballett noch bekannter zu machen.

Wie auch Hansi Müller, das ehemalige Mitglied des VfB-Aufsichtsrats, und Uwe Hück, der Porsche-Gewerkschafter und Inhaber einer eigenen Lernstiftung. Die Aktiven um Steffen Hutfles suchten sich für den Dagersheimer Event ganz bewusst Promis aus der Firmenwelt aus, die mit dem Fußball in der Region verbunden sind. Schließlich gibt es in diesem Umfeld eine ganze Reihe potenzieller Sponsoren. Und mitunter zeigt sich das Weisse Ballett auch vor Ort. Wie am Nikolaustag im vergangenen Jahr, als der Verein mit 50 Flüchtlingskindern die Mercedes-Benz-Arena besuchte.