Der Billiganbieter DeinBus nimmt Böblingen an sein Fernlinienennetz. Wer früh genug bucht, kann für neun Euro nach München fahren.

Böblingen - Der Vorführeffekt hat es wieder einmal in sich. Mit fast einer halben Stunde Verspätung trifft am Donnerstagmittag der erste Fernbus aus München in Böblingen ein. „Wir hatten auf der

 

Autobahn ziemlich Stau“, erklärt Max Pohl, der Leiter der Geschäftsentwicklung DeinBus. Das Unternehmen bietet ab sofort zwei Busse an, die über Neu-Ulm in die bayerische Landeshauptstadt fahren mit Zwischenstation am Stuttgarter Flughafen. DeinBus setzt mit einer Ausnahme eines Konkurrenten in Kirchheim (Kreis Esslingen) die zurzeit einzigen Fernbusse in den Kreisen rund um Stuttgart ein. „Wir sehen hier ein hohes Fahrgastpotenzial mit den rund 100 000 Einwohnern in Böblingen und Sindelfingen“, sagt Pohl.

Bahnstreik spielt Fernbusbetreibern in die Karten

Knapp zwei Jahre nach der Liberalisierung des Fernbusmarktes wird nun also auch Böblingen an das Liniennetz der Billiganbieter angeschlossen. Rund hundert Fernbusse unterschiedlicher Firmen starten bereits täglich in Stuttgart und bringen ihre Fahrgäste am häufigsten auf der Achse München-Stuttgart-Frankfurt an ihr Reiseziel. Allein DeinBus verzeichnet nach den Angaben Pohls auf dem boomenden Fernbusmarkt mit den preiswerten Tickets eine mittlere fünfstellige Zahl von Nutzern im Monat.

Der jüngste Bahnstreik hat auch DeinBus zusätzlich in die Karten gespielt. „Wir hatten ein goldenes Wochenende“, sagt Pohl über den vergangenen Samstag und Sonntag, als die Fahrzeuge fast aus allen Nähten geplatzt seien und größere Busse hätten eingesetzt werden müssen. „Viele der Zugreisende sind zu uns gekommen“, berichtet der DeinBus-Manager. Freilich mussten sie höhere Fahrpreise in Kauf nehmen als jene Reisenden, die ihre Billets im Internet buchen. Je früher desto günstiger: Wer rechtzeitig dran ist, bezahlt von Böblingen nach München neun Euro. Wer im Bus kurzfristig seinen Fahrschein löst, entrichtet 24 Euro. „Wir sind damit immer noch deutlich preiswerter als die Bahn“, so Pohl.

Länger unterwegs als mit der Bahn

Dafür sind die Fahrgäste von DeinBus aber auch länger nach München unterwegs als mit der Bahn - etwa ein halbe Stunde. Für die Fernbus-Zielgruppe sei das jedoch nicht ausschlaggebend. Bisher seien es in der Regel Schüler und Studenten, jedenfalls Personen unter 30 Jahren, die das Angebot nutzten. Als zweite Zielgruppe werden für DeinBus die Senioren immer wichtiger. In dieser Altersgruppe verzeichne man ebenfalls deutlich wachsende Fahrgastzahlen, so Pohl. „Wir haben Kinder in München und werden auf das Angebot zurückkommen“, sagt ein Rentnerehepaar aus Ehningen, das eigens zur Präsentation des ersten Fernbusses nach Böblingen an den Bahnsteig 14 auf den Zentralen Busbahnhof gekommen ist. „Der Komfort stimmt. Die Sitze sind bequem und man hat auch genügend Beinfreiheit“, konstatieren die beiden. Der Service sei okay. Häppchen jedoch werde es bei DeinBus vorerst keine geben, sagt Pohl, „wir unternehmen schließlich keine Kaffeefahrten“. Jedoch überlege man sich, den Fahrgästen Getränke anzubieten.

Rund 20 Fahrzeuge hat DeinBus zurzeit in der Region im Einsatz und kooperiert mit privaten Busunternehmen, die auch den Busfahrer stellen. „Wir wollen künftig noch mehr mittelgroße Städte anfahren“, sagt Pohl. Je nach dem, wie die Nachfrage sich entwickele. wolle sich DeinBus in der Region noch weiter ausdehnen.

Zu 95 Prozent weniger als fünf Minuten Verspätung

Bei der ersten Böblinger Fahrt am Donnerstagmittag sind lediglich zwei Mitarbeiter von DeinBus in Richtung München gestartet. Mit „Franzl II“ – denn jeder Bus hat einen Namen. Für die Fahrt am Abend – mit „Seppl I“ -hatten sich laut Pohl bereits einige „normale Passagiere“ angemeldet. Vielleicht ist dieser Bus ja dann pünktlich eingetroffen. Die Chance dafür sei in der Regel gut, versichert Pohl, „zu 95 Prozent haben unsere Fahrzeuge weniger als fünf Minuten Verspätung.“