Die Kreisbehörde beschäftigt einen Sozialarbeiter, der Langzeitarbeitslose unterstützt, die bei einem Arbeitgeber einen Neustart wagen.

Böblingen - Andreas B. hat zwar eine handwerkliche Ausbildung gemacht, doch er brachte eine Zeit lang seine Drogensucht nicht in den Griff. Vier Jahre lang war er ohne Lohn und Brot. Das Jobcenter erkannte, dass er eine besondere Förderung nötig hatte, um wieder Fuß zu fassen. Es vermittelte ihn nach einer Therapie in das

 

Landesprogramm „Gute und sichere Arbeit“. Daran nimmt der Kreis Böblingen seit zweieinhalb Jahren teil mit dem Ziel, 15 Langzeitarbeitslose bei Firmen, öffentlichen Arbeitgebern und in Beschäftigungsgesellschaften unterzubringen.

Die Bilanz der Kreisbehörde, die dafür eine Betreuungskraft einsetzte, lautet: elf Erwerbslose dieser schwierigen Klientel fanden längerfristig einen Job, bei sieben besteht seit mehr als einem Jahr ein Arbeitsverhältnis. Andreas B. ist auch darunter. Weil das Land jedoch im nächsten Jahr die Fördersumme verringert und danach das Programm beendet, beschloss der Sozialausschuss des Kreistags in seiner Sitzung am Montag, sein Engagement nun zu drosseln.

Arbeitgeber erhält Zuschuss

„Der Kreis wird sich jetzt um keinen neuen Programmteilnehmer mehr kümmern“, teilt das Sozialdezernat mit. Zurzeit gehen noch zwei Frauen und sechs Männer, um die sich ein Sozialarbeiter des Landkreises kümmert, einer Arbeit nach. Von ihnen arbeiten zwei in einem privaten Unternehmen und sechs bei einem gemeinnützigen Arbeitgeber. Ein anderer Programmteilnehmer wurde nach dem Ende der zweijährigen Förderung durch den bisherigen Arbeitgeber auf einer unbefristeten 50-Prozent-Stelle weiter beschäftigt, ein weiterer erhielt einen 450-Euro-Job. „Es war schwierig, Firmen auf dem ersten Arbeitsmarkt im Kreis Böblingen zu finden“, erläutert Clemens Woerner, der Geschäftsführer des Jobcenters im Landkreis. Er kenne zwar keinen Personalchef, der nicht sozial eingestellt sei. Doch hätten ihm viele gesagt: „Wir haben schon Sozialfälle im Unternehmen, die wir nicht entlassen. Wir können niemanden von außen zusätzlich einstellen.“ Deshalb sei man im Kreis verstärkt auf Beschäftigungsgesellschaften zugegangen oder – wie im Falle von Andreas B. – auch auf eine Senioreneinrichtung, wo er seit mehr als einem Jahr seinen Dienst verrichtet.

Die Arbeitgeber erhalten pro Beschäftigten 400 Euro monatlich, sowie einen Zuschuss des Jobcenters von bis zu 75 Prozent der Lohnkosten. Das Land wiederum gewährt dem Kreis pro vermittelten Arbeitnehmer 600 Euro im Monat, mit denen auch die Betreuungskraft finanziert wird. Im nächsten Jahr werden die 15 Teilnehmerplätze aber nur noch pauschal mit 35 400 Euro vom Land bezuschusst, in den Jahren zuvor lag die Fördersumme etwa doppelt so hoch.

Manche sind dem Arbeitsalltag nicht gewachsen

Dem Kreis ist durch die Teilnahme an dem Programm kein Verlust entstanden, im Gegenteil. Er sparte dadurch Zuschüsse etwa für Unterkunft und Heizung, die sonst für Langzeitarbeitslose gezahlt werden. Unterm Strich würde der Kreis Ende des Jahres sogar ein paar Tausend Euro mehr in der Kasse haben. Das ist aber natürlich nicht der Grund, weshalb die Behörde an dem Programm teilnimmt. „Jeder Arbeitslose ist einer zu viel, jeder hat eine Chance verdient“, untermauerte der Landrat Roland Bernhard in der Ausschusssitzung.

Allerdings sei ein Teil der vermittelten Personen wegen gesundheitlicher Probleme der täglichen Arbeit nicht gewachsen, erklärte Mark Striewski vom Amt für Soziales. In einzelnen Fällen habe es Rückschläge gegeben und das Arbeitsverhältnis musste wieder beendet werden. Dennoch seien die meisten hoch motiviert, für ihr eigenes Einkommen zu sorgen.

So wie Andreas B., der als Hausmeister in der Senioreneinrichtung laut seinem Arbeitgeber ein großes Engagement an den Tag legt und verantwortungsbewusst seine Aufgaben erledigt. Der Leiter des Pflegeheims plant, den 47-Jährigen in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis zu übernehmen.