Einige Ladeninhaber des Klettgebäudes fragen sich, ob der Investor Gürkan Akpinar seine Baupläne verwirklicht. Dieser versichert, alles laufe wie vorgesehen.

Böblingen - Steht das geplante Wohn- und Geschäftshaus in der Böblinger Bahnhofstraße auf der Kippe? Das jedenfalls vermuten einige Ladenbesitzer im alten Klett-Gebäude, die ihre Miete nun an das Finanzamt zahlen müssen. Denn offenbar hat der Eigentümer und Investor Gürkan Akpinar Steuerschulden. Ob das Gebäude wie geplant im nächsten Frühjahr abgerissen werde, sei fraglich, meint einer der Geschäftsinhaber. Wie es für ihn und die anderen Ladenbetreiber weitergehe, sei offen. Die Mietverträge liefen für die meisten Ende März kommenden Jahres aus. „Das ist richtig“, sagt Erkan Akpinar, der Bruder des Investors. An den Bebauungsplänen werde aber festgehalten: „Es sollen rund 24 Millionen Euro investiert werden.“

 

Ladeninhaber: Kontakt abgebrochen

„Ob Akpinar sein Vorhaben wahr machen wird, steht für uns in den Sternen“, sagt ein 56 Jahre alte Ladeninhaber, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er wollte seinen Mietvertrag verlängern, doch habe Akpinar dies abgelehnt. Der Kontakt zu ihm sei in den vergangenen Wochen abgebrochen. Völlig überraschend habe die Böblinger Steuerbehörde ihm und den anderen Ladeninhabern in einer Pfändungs- und Einziehungsverfügung vom 31. Oktober mitgeteilt, dass Gürkan Akpinar Steuerschulden in Höhe von 219 000 Euro habe. In der unserer Zeitung vorliegenden Verfügung heißt es, die Forderung aus der Vermietung sei gepfändet: „Sie dürfen, soweit die Ansprüche und Rechte gepfändet sind, nicht mehr an den Vollstreckungsschuldner leisten“, steht in dem Schreiben. „Wir liegen wegen einer alten Sache in einem Streit mit dem Finanzamt. Es laufen Gespräche. Das hat aber nichts mit unserem Bauprojekt zu tun“, erklärt Erkan Akpinar. In puncto Klett-Areal laufe alles wie geplant. Man sei auch mit den Mietern in Kontakt, versichert Erkan Akpinar, sie seien über alles informiert.

Das aber gerade ist es, was der 56-Jährige Ladeninhaber kritisiert. „Zu mir ist Herr Akpinar nicht mehr gekommen. Und das mit dem Finanzamt kam aus heiterem Himmel, nicht nur für mich“, sagt er. Immerhin sei ihm bekannt, dass Akpinar fristgerecht die volle Summe für das marode Gebäude des Reformhauses Klett entrichtet habe: mehr als zwei Millionen Euro.

Niederlassungen in Miami und Istanbul

Das in den 1920er Jahren erbaute und sanierunsbedürftige Wohn- und Geschäftshaus steht auf einem 3100 Quadratmeter großen Grundstück und hat eine Nutzfläche von 2400 Quadratmetern. Akpinar erwarb es von einer privaten Besitzerin und übernahm unter anderem die Tanzschule Bode, ein Reformhaus, einen Kleiderladen, eine Eisdiele und ein Schuhgeschäft als Mieter. Bei letzterem habe sich der Mietvertrag laut den darin festgehaltenen Vereinbarungen automatisch über den 31. März 2015 hinaus um ein Jahr verlängert, weiß der 56-Jährige. Der Schuhladeninhaber selbst möchte darüber aber keine Auskunft geben. „Wir haben allen Mietern fristgerecht gekündigt“, kontert der Unternehmer Gürkan Akpinar, der in Stuttgart-Vaihingen die Immobilienagentur M-Facility betreibt. Er unterhält Niederlassungen in Miami und in Istanbul und jettet ständig hin und her. Er wolle eine gütliche Lösung mit sämtlichen Mietern finden, versichert er. „Wir haben auch allen angeboten, später wieder in das neue Gebäude einzuziehen“, so Gürkan Akpinar. Für den 56-jährigen Ladeninhaber ist das aber keine Lösung: „Ich muss mir einen anderen Standort suchen und werde nur einmal umziehen.“

Was das Bauvorhaben angehe, liege man voll im Zeitplan, versichert indessen Gürkan Akpinar. Ende des Jahres 2016 soll das neue Wohn- und Geschäftshaus fertig sein. Mit Interessenten, die dann dort einziehen sollen, sei man in guten Gesprächen. Auch mit der Stadt werde das Projekt abgestimmt, so der Immobilienmanager. Er plant 70 Wohnungen sowie ein Ladenzentrum mit rund 2000 Quadratmetern Fläche.

Und um den Gerüchten in Böblingen vorzubeugen, sein Unternehmen sei möglicherweise insolvent, entgegnet Gürkan Akpinar: „Das ist nicht der Fall.“ Im Übrigen habe er selbst gegenüber dem Finanzamt noch eine Forderung. Ihm müssten noch 600 000 Euro angerechnet werden, meint der Immobilienmanager.