Das Siedlungswerk hofft bald die Baugenehmigung für das Cityquartier am List-Platz zu bekommen. Einige Stadträte haben jedoch Bedenken wegen der Höhe der fünfgeschossigen Häuser.

Böblingen - Im technischen Ausschuss des Böblinger Gemeinderats haben Stadträte am Mittwoch ihre Befürchtung geäußert, das geplante Cityquartier am Friedrich-List-Platz könnte durch eine zu massive Bauweise das Stadtbild negativ verändern. Tatsächlich sollen die Gebäude nun 90 Zentimeter höher werden als geplant. Der

 

Architekt Traugott Lieb begründete dies mit bautechnischen Erfordernissen wie etwa den Brandschutz zwischen den Stockwerken, der bisher nicht in ausreichendem Maße berücksichtig worden sei. Die Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger versuchte die Bedenken zu zerstreuen: „Die Abweichung des bisherigen Entwurfs liegt noch im Rahmen der Vorgaben des Bebauungsplans.“ Andere Stadräte in dem Gremium begrüßten das Vorhaben, den ehemaligen Parkplatz der Volksbank endlich städtebaulich zu nutzen.

Allen voran Helmut Kurtz von der FDP zeigte sich überrascht darüber, dass nun auf den Plänen fünf Stockwerke eingezeichnet seien. Zuvor sei doch nur von jeweils vier Etagen die Rede gewesen. Vertreter des Bauamts klärten ihn auf: Es sei der topgrafischen Lage in Richtung Schlossberg geschuldet, dass je nach Blickwinkel nur vier der fünf Stockwerke zu erkennen seien. Zu große Bauten zu errichten, könnte „erdrückend wirken“, warnte Frank Hinner (Freie Wähler), während Wolfgang Hensel (SPD) und andere Stadräte wie Friedrich Ruoff (CDU) den Entwurf lobten. Hensel wies darauf hin, dass die Diskussion um die Bebauung am Listplatz nun schon 20 Jahre dauere und dass man froh sein müsse, dass sie endlich umgesetzt werde.

Neuer Mini-Stadtteil

Den Räten wurden die Baupläne lediglich zur Kenntnisnahme vorgelegt, abgestimmt werden soll über sie im Plenum des Gemeinderats. Nichtsdestotrotz steht der Bauherr und Investor – das Siedlungswerk – in den Startlöchern. Er soll die Böblinger Innenstadt beleben und das Wohn- und Dienstleistungszentrum für 30 Millionen Euro errichten. Geplant sind insgesamt 59 Eigentums- und zwölf Mietwohnungen, eine Wohngruppe für Rollstuhlfahrer sowie zehn Gewerbeeinheiten für Arztpraxen, für eine Apotheke, für den Einzelhandel und gastronomische Betriebe.

Der neue Mini-Stadtteil besteht aus einem lang gestreckten, leicht gerundeten Gebäude, das sich zwischen dem Kreisverkehr vor der Volksbank und der Kreissparkasse am Friedrich-List-Platz und der Sindelfinger Straße ausdehnt, sowie drei dahinter liegenden Wohnhäusern. Ursprünglich waren zwei u-förmige Wohngebäude geplant. Um den künftigen Bewohnern aber mehr Licht und Luft zu bieten, entschied sich das Siedlungswerk mit dem beauftragten Architektenbüro Lieb & Lieb für die weniger massive Variante. Zwischen den Gebäuden können so Passagen geschaffen werden, „die den Gassencharakter der Altstadt aufnehmen“, sagt Kraayvanger. 250 Menschen sollen dort wohnen und arbeiten können, das neue Quartier soll im Herbst 2017 bezogen werden.

Wohnungen sind sehr gefragt

Zunächst hofft das Siedlungswerk aber erst einmal, dass es noch in diesem Jahr die Baugenehmigung für das Projekt auf dem 50 Ar großen Areal erhält. Die Geschäftsführung des Unternehmens geht davon aus, dass die Eigentums- und die Mietwohnungen „sehr gefragt sind“. Der Bauträger hat auch auf dem Flugfeld einige Wohnhäuser errichtet. Die Wohnungen dort seien alle rasch weg gewesen, sagt Matthias Aigner vom Siedlungswerk. Der Preis für den Quadratmeter Wohnfläche im neuen Cityquartier liege bei etwas mehr als 3000 Euro. In Stuttgart sind für einen vergleichbaren Wohnraum rund 4000 Euro pro Quadratmeter oder auch mehr zu bezahlen.