Trotz der zahlreichen positiven Entwicklungen der letzten Jahre musste auch Scholz Rückschläge hinnehmen. „Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat uns bei der Entwicklung der Gewerbeflächen auf dem Flugfeld zwei ganze Jahre gekostet”, rechnet er vor. Von Ende 2008 bis vor gut einem halben Jahr habe es so gut wie keine konkrete Nachfrage von Gewerbetreibenden nach Grundstücken auf dem Flugfeld gegeben, erinnert er sich. „Dafür brummt es jetzt wieder”, freut sich der Geschäftsführer. Er hofft, die planerisch verlorene Zeit wieder einholen zu können, auch wenn die Krise nicht wirklich schadete. Durch die unverändert hohe wohnwirtschaftliche Nachfrage in dieser Zeit habe man vom Budget her keine Einbußen gehabt, erklärt er. Dabei weiß Olaf Scholz auch, dass er das 80 Hektar große Gelände schon längst hätte bebauen können, wenn er alles und jeden genommen hätte. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht die Anfrage eines großen Handels- oder Logistikunternehmens bei ihm auf dem Tisch landet. Aber hier ist der gebürtige Bad Cannstatter schleckig, wie er gerne von sich behauptet. „Wir nehmen nicht jeden. Es muss zum Gesamtkonzept passen”, erklärt er immer wieder.

Ganz so eng sieht es der Zweckverbandsgeschäftsführer dann aber heute doch nicht mehr. Kontraktlogistiker dürften ruhig bei ihm anklopfen, wenn sie produzieren und neue Arbeitsplätze schaffen. Und Platz hat Olaf Scholz noch im Überfluss. Vier, fünf Hektar seien gar kein Problem, auch noch größere Flächen seien möglich. Dafür müssten sich die Unternehmen allerdings vom Dreischichtbetrieb verabschieden und auch bei der Gestaltung der Produktionsgebäude auf die Architektur des Flugfeldes Rücksicht nehmen. Wer dann noch bereit ist, Grundstückspreise von 250 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen, ist Olaf Scholz herzlich willkommen. Bislang lassen die beiden Gemeinderäte von Böblingen und Sindelfingen ihren Zweckverbandsgeschäftsführer gewähren und drängen ihn nicht, Flächen um jeden Preis zu verkaufen. Dafür gibt es auch keinen wirtschaftlichen Grund. Dank der Wirtschaftskrise konnte sich der Zweckverband das für die Erschließung notwendige Kapital in Höhe von 25 Millionen Euro sehr günstig auf dem freien Finanzmarkt besorgen und im letzten Jahr sogar durch Grundstückskäufe ein positives Jahresergebnis erzielen.

Olaf Scholz weiß aber auch seine Gemeinderäte aus Böblingen und Sindelfingen zu schätzen, die quer durch alle Parteien beim Thema Flugfeld mitziehen würden. Einen wesentlichen Grund dafür sieht der Geschäftsführer auch darin, dass das Projektmanagement von Anfang an auf Transparenz gesetzt habe. „Vom ersten Tag an wurde die Bevölkerung mitgenommen. Selbst dann, wenn etwas nicht so toll lief, haben wir darüber öffentlich gesprochen und uns an einen Tisch gesetzt”, erklärt Scholz den großen Rückhalt in weiten Teilen der Bevölkerung für dieses Projekt. Als Naturschützer vor einigen Jahren den fehlenden Artenschutz auf dem Gelände anmahnten, wurde ein Kompromiss gefunden. Heute brüten die Zugvögel etwas abseits auf einem eigens angelegten Gelände.

Mittlerweile ist man sogar in Berlin auf das Flugfeld Böblingen-Sindelfingen aufmerksam geworden und soll im Konflikt um den Ausbau des Berliner Großflughafens Rat beim Zweckverband gesucht haben. Auch die Bahn soll vor Jahren schon mal bei ihrem ehemaligen Mitarbeiter Olaf Scholz angeklopft haben. Olaf Scholz will darüber aber eigentlich gar nicht reden. Er habe es ja auch viel einfacher mit seinem Zweckverband als die Kollegen in Berlin oder Stuttgart, wiegelt er ab. Bei ihm gebe nur einer den Takt vor, nämlich die gemeinsame Zweckverbandsversammlung beider Städte und nicht eine Handvoll Beteiligte wie bei Stuttgart 21 , wirft er fast schon entschuldigend ein.