Stefanie Kerker kämpft am Samstag im Alten Amtsgericht beim elften Comedyfestival um die Böblinger Mechthild – gegen drei Männer.

- Benannt ist der Böblinger Comedypreis nach einer Frau, Gräfin Mechthild. Gewonnen haben ihn bislang aber nur Männer. Stefanie Kerker hat an diesem Samstag die Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Aufgewachsen ist die Chanson-Kabarettistin im Münsterland. Ihre Jugend dort war geprägt von Pferden, Bäumen – und der Blockflöte. Auf dem Holzblasinstrument spielte sie Konzerte mit namhaften Orchestern und gewann Preise bei Jugend musiziert. Für den Musikwettbewerb ist sie mittlerweile zu alt, aber am Wochenende kämpft sie in der Kongresshalle um die Böblinger Mechthild – als einzige Frau. In einer Außenseiterrolle sieht sie sich deshalb aber nicht.
Frau Kerker, sind Sie nervös?
Ich komme gar nicht dazu, nervös zu sein. Es ist ja Advent. Es gibt so viel zu tun, da bleibt mir keine Zeit, um nervös zu werden. Irgendwie vielleicht schon, und ich kriege das nur nicht mit.
Womit wollen Sie am Samstag punkten?
Ich bin die einzige Frau, das reicht. Nein, Quatsch, ich habe mir schon ein paar Gedanken gemacht. Ich will ein paar gesellschaftspolitische Themen aufgreifen und hoffe, dass das beim Publikum auch ankommt. Aber schreiben Sie doch einfach: Ich möchte mit Charme und Intelligenz punkten. Das ist vielleicht knackiger.
Sie sind am Samstag allein unter Männern, zudem hat noch nie eine Frau die Mechthild gewonnen – fühlen Sie sich als Außenseiterin?
O je, da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Das ist ja ein großes Thema, dass es mehr Männer gibt als Frauen in diesem Bereich. Keine Ahnung, woran das liegt. Aber nein, ich fühle mich am Samstag nicht in einer Außenseiterrolle.
Freuen Sie sich auf Ihre Kollegen?
Ich bin gespannt. Ich habe die Kollegen teilweise schon gesehen, aber in anderen Zusammenhängen, und das ist auch schon länger her. Ich bin froh, dass ich am Samstag gleich als Zweite dran bin, dann kann ich mich entspannt ins Publikum setzen. Den Ersten, Detlef Simon, werde ich mir aber nicht ansehen, so cool bin ich nicht.
Ist die Mechthild etwas Besonderes in der Comedy-Szene?
Würde ich schon sagen. Jeder Preis ist natürlich gut. Aber schon allein dabei zu sein am Samstag, ist schön, ich fühle mich geehrt, nominiert zu sein.
Sie waren 2009 schon einmal für die Böblinger Mechthild nominiert – ist das ein Vor- oder eher ein Nachteil?
Das war damals ja in einem anderen Rahmen, der Saal war kleiner und es waren viel weniger Leute da. Es wird am Samstag sicher der ein oder andere dabei sein, der mich damals schon erlebt hat, aber ich mache dieses Jahr ja ganz andere Sachen, ein anderes Programm. Das ist dann vielleicht ganz spannend, zu sehen, wie ich mich entwickelt habe. Für mich persönlich ist es vielleicht ein Vorteil, dass ich seit dem Jahr 2009 viele Erfahrungen gesammelt habe. Aber dass ich schon einmal in Böblingen nominiert war, das würde ich jetzt nicht als Vor- oder Nachteil sehen. Ich freue mich, dass ich noch mal die Chance bekomme, dabei zu sein.
Sie wohnen als einzige der Nominierten hier in der Region. Bringt Ihnen der Heimvorteil am Samstag etwas?
Das glaube ich eher nicht. Ich bin ja in Norddeutschland aufgewachsen, spreche kein Schwäbisch – mit der Sprache der Herzen kann ich also schon mal nicht punkten. Inzwischen wohne ich seit fast 20 Jahren im Süden und fühle mich hier auch absolut heimisch, aber ich glaube nicht, dass das am Samstag ein Vorteil ist.
Sie haben einst erfolgreich als Blockflötistin bei Jugend musiziert teilgenommen. Führt der Weg zur Böblinger Mechthild auch über die Blockflöte ?
Nein. Ich habe die Blockflöte immer wieder mal im Programm, aber nicht am Samstag. Ein tolles Instrument. Leider wird es oft missbraucht. Dabei ist es ganz schön, wenn man mehr draus macht, als Weihnachtslieder zu dödeln.