Das Insolvenzverfahren in Eigenregie ist gescheitert. Der Geschäftsbetrieb läuft aber zunächst weiter. Für die Herbst- und Winterkollektion liegen Order in Millionenhöhe vor. Nun wird ein Käufer für die Böblinger Modemarke gesucht.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Die Böblinger Modefirma Passport Fashion steht vor dem Aus: Die seit mehr als einem Jahr laufenden, intensiven Bemühungen zur Sanierung „haben nicht zum erhofften Abschluss geführt“, teilte die Kanzlei Schultze & Braun mit, deren Anwalt Dietmar Haffa zum Insolvenzverwalter bestellt wurde. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, das im vergangenen Mai vom Amtsgericht Stuttgart eröffnet worden war, geht in ein Regelinsolvenzverfahren über. Eigentlich sollte Passport aus eigener Kraft neu aufgestellt werden. Der Geschäftsführer und Anteilseigner Frank Gouder hat zwar die Kosten reduzieren und eine Investorengruppe bilden können. Am Ende war aber keine Bank dazu bereit, den Hersteller von Damenbekleidung weiter zu finanzieren.

 

Passport hat die Kollektion um 40 Prozent verkleinert

Alle Einsparungen haben nichts genützt. Von den ehemals 70 Mitarbeitern sind noch 40 übrig, vom rund 7000 Quadratmeter großen Firmengebäude im Gewerbegebiet Hulb ist rund die Hälfte geräumt und das Sortiment um 40 Prozent verkleinert. Parallel dazu liefen Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern. „Diverse Interessenten sind im Laufe des Sanierungsverfahrens jedoch abgesprungen“, teilt die Kanzlei mit. Außerdem habe sich eine Investorengruppe um den Geschäftsführer Frank Gouder bemüht, das Unternehmen zu retten. „Allerdings hätte für eine Finanzierung des Geschäftsbetriebs nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens keine ausreichende Working Capital Linie, also eine Umlauffinanzierung einer Bank, zur Verfügung gestanden“, erklärt Haffa.

Der Geschäftsbetrieb von Passport läuft zunächst weiter. Die schon gefertigte Frühjahrskollektion ist versandfertig und wird ausgeliefert. Zudem solle für die Marke Passport und die kommende Herbst- sowie Winterkollektion, für die bereits Bestellungen in Höhe von mehreren Millionen Euro vorlägen, ein Käufer gesucht werden. Auslöser der Unternehmenskrise war der kriegerische Konflikt um die Ukraine: Durch die damit einhergehende Aufwertung des Rubels brach für Passport die russische Kundschaft weg. Rund 40 Prozent der Textilien wurden bis dahin exportiert, die Hälfte davon nach Moskau. Hinzu kam, dass in den Jahren 2011 und 2012 die Kollektionen nicht so gut angenommen worden waren wie gewohnt. Beides führte zu Verlusten.

Der Krieg in der Ukraine hat zur krise geführt

Laut Frank Gouder war der Mehrheitsgesellschafter nicht bereit, Geld nachzuschießen. Sein Anteil an der Firma beträgt 35 Prozent, der Rest liegt bei der Frankfurter Beratungsgesellschaft für Unternehmensbeteiligungen Steadfast Capital. Vor 21 Jahren sind die Investoren eingestiegen, als die beiden Firmengründer Passport verkauften. Passport ist seit 38 Jahren am Markt. Die Rendite habe zeitweise bei rund zehn Prozent gelegen, sagt Frank Gouder, der seit 1989 in der Firma ist. Seine stärkste Wachstumsphase hatte Passport zwischen den Jahren 2003 und 2009. Im zuletzt gemeldeten Geschäftsjahr 2012/13 lag der Umsatz noch bei 34 Millionen Euro.