Die Förderkürzungen belasten auch die Solarsparte von Bosch. Mittelfristig sieht der Konzern aber gute Perspektiven für die Fotovoltaik.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Die Kürzung der Einspeisvergütungen für Sonnenstrom und weltweite Überkapazitäten belasten auch die Solarsparte von Bosch. 2011 sind die Erlöse hier nach Unternehmensangaben um knapp zehn Prozent auf rund 800 Millionen Euro zurückgegangen. Das defizitäre Fotovoltaikgeschäft sowie Firmenwertabschreibungen von 560 Millionen in diesem Bereich haben wesentlich zum operativen Verlust von 364 Millionen Euro in der Konzernsparte Industrietechnik beigetragen. „Wenn die Preise in einem Jahr um 40 Prozent sinken, kann man das mit Kostensenkungen nicht kompensieren“, sagte der Bosch-Vizechef Siegfried Dais, der auch für das Solargeschäft zuständig ist.

 

Wie sich die Umsätze der Solarstromsparte mit rund 3500 Mitarbeitern bis zum Ende dieses Jahres entwickeln werden, sei noch nicht absehbar, sagte ein Konzernsprecher. Von einer Bereinigung des Marktes sei derzeit noch nicht viel zu spüren, meinte Dais. „Auch insolvente Hersteller produzieren weiter.“ Und selbst wenn alle angeschlagenen Produzenten aufhören würden, gäbe es noch Überkapazitäten am Markt, sagte der Manager. Bisher hat Bosch nach Angaben von Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer seit dem Einstieg in die Fotovoltaik im Jahr 2008 operative Verluste von 300 Millionen Euro verbucht.

Keine permanente Quersubventionierung

„Mittelfristig muss auch diese Sparte wirtschaftlich arbeiten“, sagte Bosch-Chef Franz Fehrenbach. Eine permanente Quersubventionierung könne es nicht geben. Fehrenbach zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass es im laufenden Jahr gelingen werde, durch technische Optimierungen und Kostensenkungen das Ergebnis im Solargeschäft zu verbessern. In drei bis fünf Jahren, so schätzt der scheidende Bosch-Chef, könnten schwarze Zahlen erzielt werden. Welche konkreten Sparmaßnahmen in der Solarsparte geplant sind, wollte Vizechef Dais nicht sagen. Aktuell sei die Produktion von Solarzellen im Werk Arnstadt komplett ausgelastet. Der Markt bleibe aber zunächst sehr volatil. Trotz der aktuellen Probleme sind die Bosch-Oberen überzeugt, dass die Bedeutung der Sonne als Energiequelle weiter wachsen wird – auch wegen der sinkenden Anlagenpreise bei gleichzeitig steigender Leistung. „Die Kosten pro Kilowattstunde werden bei Fotovoltaikanlagen schon in wenigen Jahren niedriger sein als bei Offshorewindkraftanlagen“, prognostizierte Dais. Zudem lasse sich durch die Kombination von Solar- und Windstrom ein Teil der Stromproduktionsschwankungen ausgleichen.

Schwimmendes Gezeitenkraftwerk

Vom langfristigen Megatrend zur regenerativen Energieerzeugung wollen die Stuttgarter nicht nur im Fotovoltaikgeschäft profitieren. So liefert zum Beispiel die Konzerntochter Bosch Rexroth Getriebe für Windkaftanlagen. Auch beim Bau eines schwimmenden Gezeitenkraftwerks vor den Lofoten ist Bosch mit von der Partie, in einem weiteren Pilotprojekt wird die Abwärme einer Mülldeponie zur Stromerzeugung genutzt. Künftige Wachstumschancen sieht Bosch auch in der effizienten Haustechnik und der Energieberatung. Unternehmen könnten dadurch in bestehenden Gebäuden im Durchschnitt ein Fünftel der Energie einsparen, sagte Fehrenbach. Der Markt für Energiedienstleistungen werde im laufenden Jahrzehnt allein in den zehn wichtigsten Ländern von 14 auf Milliarden Euro wachsen.

Mit der aktuellen Energiepolitik in Deutschland ist Fehrenbach nicht zufrieden. Nach wie vor fehle ein klarer Meilensteinplan für die Energiewende. „Und wenn es mal eine Einigung gibt, wird sie bald wieder infrage gestellt.“ Als Beispiel nannte er die zusätzliche Kürzung der Fotovoltaikförderung in diesem Jahr. Angesichts derart unsicherer Rahmenbedingungen sei es schwierig, langfristige Investitionsentscheidungen zu treffen.