Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Nur im Internet habe es „etwas merkwürdige Reaktionen“ gegeben, berichtet Duzica. Sie selbst sei in Srebrenica gut aufgenommen worden, versichert sie: „Es ist zwar schon ein trauriger Ort, aber die Menschen hier sind völlig in Ordnung.“ Was die Leute über ihn reden, interessiere ihn nicht, sagt Almir: „Ich lebe mein Leben – und andere sollen das ihre leben.“

 

Zumindest die Nachbarin kann über die wegen der fehlenden Scheidungspapiere von Dusica noch in wilder Ehe zusammenlebenden Almir und Dusica nur Gutes berichten. Es sei nicht wichtig, dass die beiden verschiedenen Glaubens seien, sagt die alleinerziehende Mutter: „Die beiden leben sehr harmonisch zusammen – und streiten sich nie.“ Ob Bajram oder Weihnachten – in der Familie sollten alle muslimischen und christlichen Festtage gefeiert werden, sagt Dusica: „Almir respektiert meinen Glauben – und ich den seinen: Sobald Jusuf ein wenig größer ist, will ich endlich einmal eine Moschee besuchen.“

Eine österreichische Hilfsorganisation zahlt ein Haus und Ziegen

Zur Geburt von Jusuf erhielt die mittellose Rückkehrerfamilie im Februar von der österreichischen Hilfsorganisation Bauern helfen Bauern eine großzügige Starthilfe: Ein Holzhäuschen mit Stall und drei Ziegen. Der meckernde Familienbesitz hat sich seitdem zwar bereits verdoppelt, aber dennoch blickt Almir eher sorgenvoll in die Zukunft. In dem von 37 000 auf 7000 Einwohner geschrumpften Srebrenica gebe es kaum Aussicht auf einen Job: „Ob Muslime, Serben oder Roma, alle haben hier dasselbe Problem: keine Arbeit.“ An die begehrten Stellen bei der Gemeindeverwaltung oder in den wenigen Fabriken könne man „nur mit politischen Beziehungen“ gelangen: „Und die habe ich nicht.“ Bei der Frage, ob er die Hoffnung hege, dass Jusuf in der entvölkerten Stadt einmal ein besseres Leben führen werde als seine Eltern, zuckt der Vater mit den Schultern: „Niemand weiß, was werden wird.“ Mit Landbau hofft Almir, seine Familie über Wasser zu halten – auch wenn ihm dazu noch die richtige Gerätschaft fehlt.

Über Bosniens Politiker, die nicht zuletzt aus eigenem Interesse die Kriegsanimositäten zwischen den Volksgruppen fleißig am Köcheln halten, weiß der sonst so gutmütige Jungbauer derweil keine guten Worte zu verlieren: „Die sind nur an ihren Posten interessiert – und sonst an nichts.“ Klar werde man in Srebrenica „auf Schritt und Tritt“ an den Krieg erinnert, räumt er ein: „Aber was war, das ist geschehen. Man muss sich über die Vergangenheit auch hinwegsetzen können und nach einer besseren Zukunft streben. Denn ob Muslime oder Serben – wir sprechen die gleiche Sprache und sind die dieselben Menschen.“

Multiethnisches Familienglück

Die Geburt des ersten Kindes eines serbisch-muslimischen Paares in Srebrenica seit dem Krieg schafft es nicht nur im Vielvölkerstaat Bosnien-Herzegowina, sondern in allen Ländern des zerfallenen Jugoslawien in die Schlagzeilen. Überwiegend wurde die Nachricht vom multiethnischen Familienglück zwar positiv kommentiert, doch auch zwei Jahrzehnte nach Ausbruch des Bosnienkriegs leben nationalistische Vorbehalte noch immer fort. Gemischte Ehen würden die Nation der muslimischen Bosniaken „zerstören“, warnten die Macher der Website „Wir erinnern an den bosnischen Völkermord“ vor einer drohenden „Assimilierung“. Serbische Surfer wiederum monierten, dass der kleine Jusuf als Muslim erzogen werden soll. „Die Islamisierung der Serben hält an“, erregte sich auf der Seite des serbischen Boulevardblatts „Kurir“ ein anonymer Marko.

Almir und Dusica respektieren gegenseitig ihren Glauben

Nur im Internet habe es „etwas merkwürdige Reaktionen“ gegeben, berichtet Duzica. Sie selbst sei in Srebrenica gut aufgenommen worden, versichert sie: „Es ist zwar schon ein trauriger Ort, aber die Menschen hier sind völlig in Ordnung.“ Was die Leute über ihn reden, interessiere ihn nicht, sagt Almir: „Ich lebe mein Leben – und andere sollen das ihre leben.“

Zumindest die Nachbarin kann über die wegen der fehlenden Scheidungspapiere von Dusica noch in wilder Ehe zusammenlebenden Almir und Dusica nur Gutes berichten. Es sei nicht wichtig, dass die beiden verschiedenen Glaubens seien, sagt die alleinerziehende Mutter: „Die beiden leben sehr harmonisch zusammen – und streiten sich nie.“ Ob Bajram oder Weihnachten – in der Familie sollten alle muslimischen und christlichen Festtage gefeiert werden, sagt Dusica: „Almir respektiert meinen Glauben – und ich den seinen: Sobald Jusuf ein wenig größer ist, will ich endlich einmal eine Moschee besuchen.“

Eine österreichische Hilfsorganisation zahlt ein Haus und Ziegen

Zur Geburt von Jusuf erhielt die mittellose Rückkehrerfamilie im Februar von der österreichischen Hilfsorganisation Bauern helfen Bauern eine großzügige Starthilfe: Ein Holzhäuschen mit Stall und drei Ziegen. Der meckernde Familienbesitz hat sich seitdem zwar bereits verdoppelt, aber dennoch blickt Almir eher sorgenvoll in die Zukunft. In dem von 37 000 auf 7000 Einwohner geschrumpften Srebrenica gebe es kaum Aussicht auf einen Job: „Ob Muslime, Serben oder Roma, alle haben hier dasselbe Problem: keine Arbeit.“ An die begehrten Stellen bei der Gemeindeverwaltung oder in den wenigen Fabriken könne man „nur mit politischen Beziehungen“ gelangen: „Und die habe ich nicht.“ Bei der Frage, ob er die Hoffnung hege, dass Jusuf in der entvölkerten Stadt einmal ein besseres Leben führen werde als seine Eltern, zuckt der Vater mit den Schultern: „Niemand weiß, was werden wird.“ Mit Landbau hofft Almir, seine Familie über Wasser zu halten – auch wenn ihm dazu noch die richtige Gerätschaft fehlt.

Über Bosniens Politiker, die nicht zuletzt aus eigenem Interesse die Kriegsanimositäten zwischen den Volksgruppen fleißig am Köcheln halten, weiß der sonst so gutmütige Jungbauer derweil keine guten Worte zu verlieren: „Die sind nur an ihren Posten interessiert – und sonst an nichts.“ Klar werde man in Srebrenica „auf Schritt und Tritt“ an den Krieg erinnert, räumt er ein: „Aber was war, das ist geschehen. Man muss sich über die Vergangenheit auch hinwegsetzen können und nach einer besseren Zukunft streben. Denn ob Muslime oder Serben – wir sprechen die gleiche Sprache und sind die dieselben Menschen.“