Die Stuttgartin Alesia Graf besiegt Liliana Martinez durch K.o. Nach sieben Jahren Abwesenheit kann sie so ihr Comeback gelungen feiern – und ihre Fans lassen sie hochleben.

Stuttgart - Da ist er, auf diesen Moment hat sie gewartet. Ihre Gegnerin hängt schon in den Seilen. Noch ein gezielter Schlag – und es ist vorbei. Alesia Graf holt aus, und der Ringrichter springt dazwischen. Ihre Gegnerin wird angezählt. Dann ertönt der Gong. Immer noch kein K. o., Frustration und Enttäuschung stehen ihr ins Gesicht geschrieben. Nach 36 Sekunden in der nächsten Runde ist es dann aber endgültig vorbei. Der Ringrichter hat ein Einsehen und bricht den Kampf ab. Die Stuttgarterin Alesia Graf hat am Samstag in einem Autohaus gegen Liliana Martinez im Superbantamgewicht ihren WBF-Weltmeistertitel durch technischen K. o. in der sechsten Runde verteidigt und ein gelungenes Comeback in Deutschland gefeiert.

 

Es war ein einseitiger Kampf mit immer dem gleichen Bild in jeder Runde. Alesia Graf, die sich selbst „die Tigerin“ nennt, kämpfte entschlossen, zielstrebig und besonnen. Sie stand in der Ringmitte, und ihre Kontrahentin aus der Dominikanischen Republik tänzelte um sie herum. „Es war nicht einfach. Ich habe jeden ihrer Schläge gespürt, und sie schlägt wie ein Pferd“, sagte Alesia Graf, „jetzt darf ich ein wenig feiern.“

Die Fans haben sie nicht vergessen

Ebendies taten auch ihre Fans. Trotz mehr als drei Jahren Abstinenz in Deutschland hat das Stuttgarter Publikum die Boxerin nicht vergessen. Schon zu Beginn des Kampfes, aber auch danach feierten die rund 300 Zuschauer Alesia Graf. Stolz präsentierte sie ihren erfolgreich verteidigten Weltmeistertitel nach Version des WBF, den sie aus Australien mit nach Deutschland gebracht hatte. „Sie hat nicht immer das gemacht, was ich wollte, aber zu einem großen Prozentsatz. Wer in der sechsten Runde durch K. o. gewinnt, kann nicht so viel falsch gemacht haben“, sagte ihr Trainer Heinz Schultz, der über die gesamte Kampfdauer lautstark klare Kommandos erteilte. „Anboxen, Anboxen“ oder „Hab doch Geduld“ ertönte es öfter aus der roten Ecke. „Den höre ich. Der schreit ja laut genug“, sagte Alesia Graf, deren Trainer dabei auch für Erheiterung im Publikum sorgte. „Du sollst lang boxen, verdammt“, rief er – und zwischendurch fragte er seine Boxerin: „Weißt du nicht, was gerade ist?“

Während sich Liliana Martinez nicht für die Niederlage vor sieben Jahren in Karlsruhe revanchieren konnte, hat Alesia Graf ihre Ankündigung wahr gemacht. „Ich möchte einen Sieg durch K. o. – ich bin faul geworden“, hatte sie noch vor dem Kampf gesagt. Und danach meinte sie, dass dies nun der erste Schritt gewesen sei, in Deutschland wieder Fuß zu fassen. Weitere sollen folgen. Trotz ihrer 32 Jahre sind Kämpfe vor größerer Kulisse und weitere WM-Titel das erklärte Ziel. Der nächste Kampf soll bereits 2013 in Stuttgart stattfinden. „Jetzt räumen wir erst einmal das Autohaus auf, dann ist Weihnachten – und im neuen Jahr entscheiden wir“, sagte der Trainer, „wir wollen das Boxen aufwerten und in Stuttgart viel Spaß haben.“

Ein wenig getrübt wurde der Spaß durch den K. o. von Tanja Burk in einem der Vorkämpfe. Die 36-jährige Stuttgarter Boxerin konnte erst gut mithalten. In der zweiten Runde wurde sie dann von ihrer Gegnerin Melanie Zwecker hart k. o. geschlagen. Zur Routineuntersuchung ging es ins Krankenhaus. Graf erkundigte sofort nach dem Zustand ihrer Trainingspartnerin, die zum Glück wieder ansprechbar war.

Und so konnte Alesia Graf dann doch noch für eine Show sorgen, die Lust auf mehr machte: für die Fans und für sie.