Doch auch bei den beiden jetzt installierten und offenbar halbwegs funktionstüchtigen Absaugsystemen kommt es immer wieder zu Problemen. Mal streikt die Technik, mal löst ein Blitzschlag einen kleineren Brand aus und blockiert vorübergehend die Aktion. Zudem kann auf diese Weise bei weitem nicht alles Öl aufgefangen werden. Die Experimente, den Ölfluss weiter zu reduzieren oder vielleicht ganz zu stoppen, müssen also weitergehen - angesichts der schätzungsweise sieben Milliarden Liter Öl, die sich noch in dem angebohrten Reservoir befinden, bleibt auch gar nichts anderes übrig.

An weltweiten Vorschlägen, wie dies am besten zu bewerkstelligen sei, fehlt es jedenfalls nicht. BP bietet auf seiner Internetseite ein Formular an, in dem mehr oder weniger pfiffige Tüftler ihre Lösungsvorschläge übermitteln können. Weit mehr als 80.000 Anregungen sollen bisher eingegangen sein. Ein russischer Vorschlag, es doch mit einer Atombombe zu versuchen, ist auch dabei - wurde aber gleich verworfen. Ein Expertenteam soll nach Angaben des Unternehmens nun die Vorschläge auf ihre Tauglichkeit prüfen. Dem Vernehmen nach haben es bisher rund 250 Anregungen in die nähere Begutachtung geschafft.

Im August könnte das Bohrloch geschlossen werden


So wird die "Versuch-und-Irrtums-Phase" wohl noch eine Weile weitergehen. Immerhin arbeitet BP mit Hochdruck an der vollständigen Lösung des Problems. Seit Anfang Mai werden zwei Entlastungsbohrungen niedergebracht. Mit ihnen soll das defekte Bohrloch, das mit 20 Zentimeter Durchmesser gerade einmal suppentellergroß ist, oberhalb des angebohrten Ölreservoirs getroffen werden (siehe Grafik). Das Verfahren gilt als Stand der Technik, es war schon bei früheren Havarien erfolgreich: so etwa 1979/1980 bei der verunglückten Bohrinsel Ixtoc 1 vor Mexiko. Allerdings dauerte es damals zehn Monate, bis das Bohrloch verschlossen werden konnte.

Experten merken jedoch an, dass sich die Bohrtechnik seither erheblich verbessert hat. Gleichwohl ist es kein leichtes Unterfangen, ein so vergleichsweise kleines Bohrloch in mehreren Kilometern Tiefe exakt zu treffen. Bei der erst kürzlich geschlossenen Bohrquelle in 200 Meter Tiefe in der Timorsee zwischen Australien und Indonesien soll dies erst nach elf Wochen im fünften Anlauf gelungen sein. Der offizielle Abschlussbericht zu diesem Unglück liegt derzeit aber noch auf Eis.

Wenn im Golf von Mexiko die Entlastungsbohrungen erfolgreich ihr Ziel erreicht haben, wird zunächst schwerer Schlamm in das havarierte Bohrloch gepresst. Sobald der Ölfluss dann zum Erliegen gekommen ist, wird Zement nach unten gepresst und so das Bohrloch endgültig verschlossen. Bis jetzt sind die Arbeiten nach BP-Angaben gut im Zeitplan, so dass im August das havarierte Bohrloch geschlossen werden könnte. Doch die bisherige Erfahrung zeigt, dass noch vieles schiefgehen kann.