Hunderte Bürger kommen zu einer Mahnwache. Was mit dem abgebrannten Haus neben einer Flüchtlingsunterkunft passiert, ist aber noch unklar. Der Eigentümer der abgebrannten Gaststätte will Anzeige erstatten.

Stuttgart - Als Dirk Schönberger ans Mikrofon tritt, wird sein Gesicht von Hunderten Kerzen erhellt. Sichtlich bewegt hält der Remsecker Oberbürgermeister seine Rede, spricht von einem deutlichen Zeichen, das die Stadt gegen Fremdenfeindlichkeit setzen wolle und davon, dass Remseck eine weltoffene Kommune sei. Um ihn herum stehen bei der Mahnwache am Dienstagabend mehr als 500 Menschen, darunter viele Stadträte, Mitarbeiter der Verwaltung und Helfer aus dem Arbeitskreis Asyl.

 

Polizei hat keine neuen Erkenntnisse

Dessen Vorsitzende Kornelia Vornier-Hoffkamp ist schockiert: „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas hier passieren kann“, sagt sie. Vor allem sind an diesem Abend aber die Remsecker Bürger dem Aufruf ihres Oberbürgermeisters gefolgt. Mit Kerzen und einer Schweigeminute wollen sie deutlich machen, dass ihre Stadt nicht zu „Dunkel-Deutschland“ gehört, wie es Schönberger formuliert. „Wir zeigen: hier ist es hell!“ Noch ist unklar, ob es sich bei dem Brand am frühen Dienstagmorgen in einem leer stehenden Gasthaus im Ortsteil Neckargröningen um ein fremdenfeindliches Verbrechen handelt. Im Hinterhaus wohnen seit mehreren Monaten 50 Flüchtlinge. Laut Polizei gibt es aber auch am Tag danach keine neuen Erkenntnisse, weder zu Tätern noch zu Motiven. Eine 16-köpfige Ermittlungsgruppe wurde eingerichtet, der Staatsschutz ist eingeschaltet. Klar ist, dass in dem Gebäude an mehreren Stellen Brandbeschleuniger gefunden wurde, das Feuer wurde also vorsätzlich gelegt.

Der Landrat Rainer Haas ist „entsetzt und wütend“ über die Ereignisse. Sollte sich der Verdacht eines fremdenfeindlichen Motivs bestätigen, könne er nur seine Abscheu vor den Tätern zum Ausdruck bringen, so Haas.

Gebäudeeigentümer will Anzeige erstatten

Was nun mit dem Gebäude geschieht, ist nach Angaben von Thomas Rettig „noch völlig offen“. Dem Geschäftsführer eines Ludwigsburger Karosseriebau-Unternehmens gehört das Areal. Bis Mitte des kommenden Jahres will er entscheiden, ob das Gasthaus abgerissen oder saniert wird. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 250 000 Euro. Dass in seinem Eigentum Feuer gelegt wurde, kränke und verärgere ihn zutiefst, sagt Rettig. Er wolle deshalb Anzeige erstatten. Noch mehr ärgerten ihn aber die Gerüchte, wonach er möglicherweise selbst den Brand verursacht haben könnte, um das Haus auf Kosten der Versicherung zu sanieren. Er habe sich das Thema Flüchtlinge auf die Fahnen geschrieben, erklärt der Unternehmer.

Laut Rettig besteht seit einiger Zeit ein Angebot an den Kreis, auch in dem nun abgebrannten Haus Flüchtlinge unterzubringen. Dieses Angebot sei auch nicht geheim gewesen. „Davon haben einige gewusst.“