Investitionen der Autobauer in brasilianische Fabriken sind nur sehr schwer kalkulierbar, meint StZ-Redakteur Harry Pretzlaff

Stuttgart - Wenn man vor ein paar Jahren im Gespräch mit Managern aus der Autoindustrie das Wörtchen „Bric“ fallen ließ, löste dies ein Leuchten in deren Augen aus. Der aus den Anfangsbuchstaben der Länder Brasilien, Russland, Indien und China zusammengesetzte Begriff schien ein Weltwirtschaftswunder zu verheißen. Diese vier Länder, so sagte zum Anfang dieses Jahrtausends ein Investmentbanker von Goldman Sachs voraus, sollten bis 2050 mehr Wirtschaftskraft vereinen als der Club der traditionellen führenden Industrienationen (G 6).

 

Die Prognose mag vielleicht eintreffen. Doch beim Blick in die goldene Zukunft scheint mancher Manager ausgeblendet zu haben, dass der Weg dorthin bisweilen recht holprig sein kann und keineswegs immer nur aufwärts führt. Derzeit gibt das Quartett der wichtigsten Zukunftsmärkte ein eher trauriges Bild ab: China verliert an Schwung, Indien bleibt trotz Wachstums ein Wackelkandidat, Russland hat sich zum Alptraum der Investoren aus dem Westen entwickelt und in Brasilien herrscht nach dem Samba Katerstimmung.

Das Schwellenland ist politisch alles andere als stabil und wirtschaftlich viel zu stark vom Geschäft mit Öl, Ethanol, Soja oder Erz abhängig. Mit dem Einbruch der Rohstoffpreise ist der Traum von einer blühenden Volkswirtschaft nach einer Reihe von Jahren mit hohen Wachstumsraten zerplatzt. Das bekommen auch die Pkw-Hersteller zu spüren, die gerade massiv in den Auf- und Ausbau von Fabriken investieren. Wer mörderisch hohe Importzölle vermeiden will, muss in dem Riesenland auch produzieren. Experten warnen bereits vor Überkapazitäten.

Anders als die Massenhersteller demon- strieren Audi, BMW und Daimler zwar Zuversicht, doch sind deren Absatzzahlen im Verhältnis zum Gesamtmarkt recht bescheiden. Dies gilt ebenso für die Produktionsplanung, was vielleicht auch einer gewissen Vorsicht geschuldet ist. BMW produziert seit 2014 in Brasilien, Audi steht kurz vor dem Start und bei Daimler soll die Fertigung 2016 anlaufen. Die Stuttgarter haben schon einmal erfahren müssen, wie schwer kalkulierbar das Risiko in Brasilien ist. Ende der neunziger Jahre starteten sie dort die Produktion kompakter Wagen – sie entpuppte sich als Flop. Nach nur sechs Jahren lief damals die letzte A-Klasse vom Band.