Friedrich Wilhelm Höfer erhält am Sonntag die höchste Ehrung der evangelischen Landeskirche. Gewürdigt wird er für 30 Jahre ehrenamtliches Wirken.

Ditzingen - Gewiss, Friedrich Wilhelm Höfer freut sich über die bronzene Brenz-Medaille, die er am Sonntag erhalten wird. „Es ist etwas Schönes, wenn die Arbeit gesehen wird“, sagt der Hirschlander. Und doch tut er sich ein wenig schwer mit diesem „Geschenk der Kirche“, das sie laut der Landeskirche tatsächlich auch ist. Denn nun wird er ausgezeichnet, wenngleich es ihm doch immer um die Sache gegangen sei. Auch jetzt will er nicht im Fokus stehen. „Ich sehe es umgekehrt. Ich sehe es als Geschenk, dass ich das alles machen darf. Und dass die Kirchengemeinde den Rahmen gibt, um mit Menschen zusammenkommen zu können.“ 1983 war er als Neubürger für den Kirchengemeinderat geworben worden. Das sei nicht selbstverständlich gewesen und spreche für die „große Offenheit der Gemeinde“.

 

Die Brenz-Medaille wird von der evangelischen Landeskirche Württembergs an Gemeindemitglieder verliehen, die mindestens dreißig Jahre lang in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich für die Gemeinde tätig sind. Höfer erhält die Auszeichnung im Gottesdienst in der Oswald-Kirche. Die Feier beginnt um 10 Uhr.

Gründungsmitglied des Männertreffs

Der Hirschlander war Delegierter des Kirchenbezirks in der Landesarbeitsgemeinschaft Senioren. Für die Ditzinger aber ist Friedhelm Höfer, wie er vielfach genannt wird, auch das Gründungsmitglied des Hirschlander Männertreffs.

Was einst nach der schweißtreibenden Renovierung des alten Pfarrhauses durch Ehrenamtliche als kleines Veranstaltungsangebot begann, ist heute ein monatliches Angebot, das im Schnitt 50 Personen nutzen. Mehr als hundert Interessierte stehen auf Höfers Adressliste. Darunter sind inzwischen aber auch Frauen.

Der Männertreff wurde 2010 mit dem Ditzinger Bürgerpreis gewürdigt. Höfer stellt dies nicht heraus. Eine Sache sollte durch sich wirken, nicht der Auszeichnung wegen, die den Verantwortlichen zu teil wurde. Gerade deshalb tut er sich nun schwer mit der Brenz-Medaille. „Wir sind kein Verein, sondern eine offene Einrichtung. Uns ist der Mensch als Mensch wichtig, nicht wegen seiner Zugehörigkeit zu etwas“, charakterisiert er den Treff. Das gilt gerade auch dann, wenn die Gesundheit schwächelt. Interessierte werden auf dem Laufenden gehalten, der Kontakt weiter gepflegt, über Religionsgrenzen hinweg.

Stärkung des ökumenischen Gedankens

Der ökumenische Gedanke müsse gestärkt werden, meint Höfer. Denn „die Entwicklung darf so nicht weitergehen“, sagt er auch angesichts der Vorfälle in Köln. „Jeder in seiner Richtung, aber wir müssen zusammenkommen“, fordert er. Da ist es hilfreich, dass der Männertreff schon jetzt in die bürgerliche Gemeinde hinein wirkt: So beteiligte sich der Treff etwa an der Ertüchtigung des Spazierwegs am Pflegezentrum Haus Guldenhof. Dabei profitiert der Männertreff und die gesamte Kirchengemeinde immer wieder von den Anregungen, die Höfer nach wie vor aus der Landesarbeitsgemeinschaft bekommt.

Dass der mit 2500 Euro dotierte Bürgerpreis für den Männertreff letztlich doch eine feine Sache gewesen sei, verhehlt Höfer nicht. Schließlich waren er und seine Mitstreiter damit alle Geldsorgen bei der Programmgestaltung los. Vorträge, Museumsbesuche, Ausflüge: die Veranstaltungen sind thematisch breit gefächert. „Wir müssen aber immer aufpassen, dass es nicht zu viel Technik ist“, fügt der frühere Bosch-Ingenieur an. Er sagt dies in seiner ruhigen Art, aber er muss auch schmunzeln. Er selbst ist nach wie vor der Mann der Zahlen und Grafiken. Just diese führten einem manchmal aber Dinge vor Augen, die sonst unerkannt, vor allem aber ungenutzt geblieben wären. Der demografische Wandelt etwa ist auch für die Gemeinde ein Schlagwort: Seit Höfer die Entwicklung der Gemeinde dokumentiert, sank die Zahl der Kinder unter den Gemeindemitgliedern um ein Viertel, die der über 60-Jährigen stieg indes um 20 Prozent.

Höfer selbst wurde vor wenigen Wochen 80 Jahre alte. Jeder solle selbstverständlich seinen Ruhestand so gestalten, wie er das für richtig halte, sagt Höfer. Aber er fordert auch, dass der Mensch „seine Verantwortung, die er nach wie vor hat für die Gesellschaft, sieht und wahrnimmt“. Denn in diesem Punkt, sagt er, „sind wir noch unterentwickelt“.