Im Prozess vor dem Stuttgarter Landgericht, bei dem es um Absprachen nach dem Eigentümerwechsel des Warenhauses im Jahr 2004 geht, steht Aussage gegen Aussage .

Stuttgart - Im Prozess um die Kaufhauskette Breuninger am Landgericht Stuttgart haben sowohl der Kläger als auch die Beklagten Unterstützung erhalten. Der Stuttgarter Rechtsanwalt Wolfgang Blumers fordert von Willem van Agtmael und Wienand Meilicke, den beiden Haupteigentümern an der E. Breuninger GmbH & Co., eine Unternehmensbeteiligung oder die Zahlung von 220,8 Millionen Euro. Sein früherer Beiratskollege Benno Stratmann bestätigte am Donnerstag im Zeugenstand die Darstellung, wonach Blumers, Stratmann und Theo Henselijn von Meilicke und van Agtmael um eine Unternehmensbeteiligung betrogen worden seien. Helga Breuninger stützte dagegen die Seite der Verteidigung.

 

„Wir waren von der Ehrlichkeit der Beklagten überzeugt und hatten einen derartigen Wortbruch nicht für möglich gehalten“, sagte Stratmann. Meilicke und van Agtmael, die 2004 je 40 Prozent der Firmenanteile übernommen hatten, hätten ihren drei Beiratskollegen zugesichert, sie zu einem späteren Zeitpunkt mit ins Boot zu holen. Diese Zusage, die von den Angeklagten bestritten wird, sei häufig wiederholt, aber nie in die Tat umgesetzt worden: „Ich hätte damals nicht zugestimmt, wenn ich gewusst hätte, dass die beiden das Unternehmen später allein beherrschen“, so Stratmann.

Helga Breuninger will von der Absprache nichts gewusst haben

Seine Aussage bezog sich auf die Auflösung der Heinz-Breuninger-Stiftung im Jahr 2004, die nur durch das geschlossene Votum aller fünf damaligen Stiftungsvorstände zustande gekommen war. Die Initiative zur Beendigung des damals praktizierten Doppelstiftungsmodells war von Helga Breuninger ausgegangen. Die Tochter des 1980 verstorbenen Heinz Breuninger wollte ihre gemeinnützige Breuninger Stiftung GmbH dadurch unabhängig vom Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens machen. Der Erlös des Verkaufs der Anteile floss in den Kapitalstock ihrer Stiftung.

Helga Breuninger will von einer Absprache über die spätere Beteiligung von Beiräten nichts gewusst haben. Dabei hatte sie absolute Offenheit von allen Seiten verlangt: „Ich habe mich darauf verlassen, dass nichts hinter meinem Rücken geschieht“, so Breuninger im Zeugenstand. Ihr sei es vor allem darum gegangen, dem Wunsch ihres Vaters entsprechend dafür zu sorgen, dass die Firma nicht in die Hände Dritter gerät: „Es war nicht mein Ziel, dass aus Breuninger Karstadt oder P&C wird – dann wäre ich eine schlechte Tochter gewesen.“

Harte Rangeleien um die Macht

Der Übergang der Kaufhauskette in die Hände von Männern, denen auch Heinz Breuninger vor seinem Tod sein Vertrauen geschenkt hatte, gelang schließlich. Doch waren Wienand Meilicke und Willem van Agtmael in der Folge alles andere als ein Herz und eine Seele. Harte Rangeleien um die Macht im Warenhauskonzern überlagerten die Diskussionen um die Beteiligung ihrer Beiratskollegen, die zwar keine Anteile hielten, aber nach wie vor gleichberechtigt mitstimmen durften. „Irgendwann haben sie ihren Streit wohl zu unseren Lasten beigelegt“, vermutet Benno Stratmann.

Im Jahr 2010 legten die Mehrheitseigentümer dann doch ein Konzept zur Einbindung von Blumers & Co. vor, das allerdings so gering gewesen sei, dass es Stratmann zufolge einer „Entmachtung des Beirats“ gleichgekommen wäre. Im Juni 2011 seien er und sein Kollege Henselijn allerdings bereit gewesen, ihr Mandat gegen die Zahlung einer Abfindung niederzulegen – was dann wiederum von Wolfgang Blumers verhindert worden sei: Er habe das Angebot stellvertretend für alle drei abgelehnt, so Stratmann, „und zwar ohne unser Wissen“. Blumers klagte, woraufhin es keine weiteren Gespräche über Abfindungen oder Beteiligungen gegeben habe.