Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Der gebürtige Australier hatte das britische Blättchen 1969 übernommen, es zum Zeitungsriesen aufgepäppelt und sich damit die Basis für sein späteres globales Medienempire geschaffen. Unter seiner Ägide wurde die „Sun“ zur Mutter aller Boulevardblätter, die es zu Spitzenzeiten auf mehr als vier Millionen Exemplare und mehr als zehn Millionen Leser brachte. Erfolg war alles für Murdoch. Mit seinem radikalen Bruch mit den Druckergewerkschaften und dem heimlich vorbereiteten Umzug aus Fleet Street in sein eigenes Druckerzentrum Wapping stellte er 1986 ein weiteres Mal seinen Willen zu kompromissloser Neuerung und seine Führungsrolle in der Branche unter Beweis.

 

Wie damals habe der Verleger auch jetzt wieder kühn die Initiative ergriffen, streuten Murdochs Helfer in den vergangenen Tagen. Der unabhängigen „Financial Times“ vertrauten Insider der britischen Murdoch-Besitzungen allerdings an, ihr in New York ansässiger Eigner habe nach London einfliegen und dort die persönliche Kontrolle übernehmen müssen, „weil ihm bewusst war, dass seine Markenartikel zum Teufel gingen“. Grund für diese Sorge war die schwere Krise, in die Murdoch seit vorigem Sommer durch seine britischen Titel geraten ist. Erst jetzt zeigt sich langsam das Ausmaß der jahrelangen systematischen Abhöraktionen seiner Mitarbeiter bei der „News of the World“. Die Mobiltelefone möglicherweise Tausender von Briten scheinen von Privatdetektiven im Auftrag der Redaktion angezapft worden zu sein. Hohe Verlagsrepräsentanten, darunter Murdochs eigener Sohn James, sollen von diesen Aktionen gewusst haben. Den Betreffenden drohen Gefängnisstrafen.

In London hat die Krise auch zu spektakulären Machteinbußen Murdochs geführt. Statt von Premierministern als Gast und stiller Ratgeber behandelt zu werden, muss der alte Herr Parlamentsausschüssen Rede und Antwort stehen. Seit November hat sich die Affäre auf die „Sun“ ausgeweitet. „Sun“-Journalisten sollen Polizisten und Militärs bestochen haben, um an Informationen zu kommen. Zehn Mitarbeiter sind deshalb verhaftet worden.

Klagewelle steht an

300 Millionen E-Mails aus Murdochs Printimperium werden zurzeit von der Polizei ausgewertet. Außerdem steht eine neue Welle an Klagen mutmaßlicher Lauschopfer gegen Murdoch an. Unter anderem zieht Cherie Blair, die Ehefrau Tony Blairs, vor Gericht. Unter diesen Umständen mag es nicht reichen, dass die neue „Sunday Sun“ gestern feierlich „saubere Methoden“ versprach. Selbst ein kommerzieller Erfolg seiner neuen Sonntagszeitung, meinen die meisten Medienexperten in London, werde Murdochs Printimperium und sein Renommee nicht retten.

Rasch und rücksichtslos

An radikalen Maßnahmen hat es Murdoch nie fehlen lassen. So rasch und rücksichtslos er im Sommer den Traditionstitel „News of the World“ zum Tode verurteilte und Hunderte von Journalisten auf die Straße setzte, so dramatisch sucht er nun den verlorenen Sonntagsplatz neu zu besetzen. In der Nacht auf Sonntag ließ er sich in seiner Druckerei in Nordlondon beim Andruck der „historischen“ Sonntagsausgabe der „Sun“ ablichten. Das Bild sollte an die guten alten Zeiten erinnern, in denen ein jüngerer Rupert Murdoch sich an den Rotationsmaschinen im Lichte seiner „Sun“ in London zu sonnen wusste.

Globales Medienempire

Der gebürtige Australier hatte das britische Blättchen 1969 übernommen, es zum Zeitungsriesen aufgepäppelt und sich damit die Basis für sein späteres globales Medienempire geschaffen. Unter seiner Ägide wurde die „Sun“ zur Mutter aller Boulevardblätter, die es zu Spitzenzeiten auf mehr als vier Millionen Exemplare und mehr als zehn Millionen Leser brachte. Erfolg war alles für Murdoch. Mit seinem radikalen Bruch mit den Druckergewerkschaften und dem heimlich vorbereiteten Umzug aus Fleet Street in sein eigenes Druckerzentrum Wapping stellte er 1986 ein weiteres Mal seinen Willen zu kompromissloser Neuerung und seine Führungsrolle in der Branche unter Beweis.

Wie damals habe der Verleger auch jetzt wieder kühn die Initiative ergriffen, streuten Murdochs Helfer in den vergangenen Tagen. Der unabhängigen „Financial Times“ vertrauten Insider der britischen Murdoch-Besitzungen allerdings an, ihr in New York ansässiger Eigner habe nach London einfliegen und dort die persönliche Kontrolle übernehmen müssen, „weil ihm bewusst war, dass seine Markenartikel zum Teufel gingen“. Grund für diese Sorge war die schwere Krise, in die Murdoch seit vorigem Sommer durch seine britischen Titel geraten ist. Erst jetzt zeigt sich langsam das Ausmaß der jahrelangen systematischen Abhöraktionen seiner Mitarbeiter bei der „News of the World“. Die Mobiltelefone möglicherweise Tausender von Briten scheinen von Privatdetektiven im Auftrag der Redaktion angezapft worden zu sein. Hohe Verlagsrepräsentanten, darunter Murdochs eigener Sohn James, sollen von diesen Aktionen gewusst haben. Den Betreffenden drohen Gefängnisstrafen.

In London hat die Krise auch zu spektakulären Machteinbußen Murdochs geführt. Statt von Premierministern als Gast und stiller Ratgeber behandelt zu werden, muss der alte Herr Parlamentsausschüssen Rede und Antwort stehen. Seit November hat sich die Affäre auf die „Sun“ ausgeweitet. „Sun“-Journalisten sollen Polizisten und Militärs bestochen haben, um an Informationen zu kommen. Zehn Mitarbeiter sind deshalb verhaftet worden.

Klagewelle steht an

300 Millionen E-Mails aus Murdochs Printimperium werden zurzeit von der Polizei ausgewertet. Außerdem steht eine neue Welle an Klagen mutmaßlicher Lauschopfer gegen Murdoch an. Unter anderem zieht Cherie Blair, die Ehefrau Tony Blairs, vor Gericht. Unter diesen Umständen mag es nicht reichen, dass die neue „Sunday Sun“ gestern feierlich „saubere Methoden“ versprach. Selbst ein kommerzieller Erfolg seiner neuen Sonntagszeitung, meinen die meisten Medienexperten in London, werde Murdochs Printimperium und sein Renommee nicht retten.

„Da kommt noch eine Menge raus, von dem wir bisher nichts wissen“, glaubt ein Rentner in der kleinen Runde am Hammersmith-Kreisel, wo die neue Zeitung reißenden Absatz findet. Der Zeitungsverkäufer bezweifelt diesmal Murdochs Durchhaltewillen. „Wie kann er das schaffen? Sogar die ,Sun‘ hat im Vorjahr wieder eine Menge an Auflage verloren. Und Sonntagszeitungen werden heute nur noch halb so viele gekauft wie vor zehn Jahren.“ Zyniker glauben, dass Murdoch die Sonntags-„Sun“ nur aus der Taufe hob, um sich einen besseren Verkaufspreis für das gesamte News-International-Paket zu sichern. Der liberale Londoner „Independent“ ist sicher: „Wir sollten uns nicht täuschen lassen. Mr Murdochs Stern ist im Untergehen begriffen.“