Kultur: Stefan Kister (kir)

Seit mehr als dreißig Jahren lebt Sibylle Lewitscharoff nun schon in Berlin, zusammen mit ihrem Mann, dem Künstler Friedrich Meckseper. Doch Degerloch ist der Abgrund der Erinnerung, an den sie immer wieder zurückehrt, aus dem sie Menschen aus Fleisch und Blut hervortreten lässt: Menschen wie jenen Filmproduzenten Montgomery Cassini-Stahl, der in Rom an dem Versuch scheitert, den württembergischen Justizskandal um Josef Süß Oppenheimer neu zu verfilmen.

 

Wo die einen untergehen, gelangen die anderen zu höchsten Ehren. Zurzeit hält sich die Autorin ebenfalls in Rom auf, als Stipendiatin der Villa Massimo. Hier hat sie von der neuen, mit 50 000 Euro dotierten Auszeichnung erfahren. Nach dem Bachmannpreis, dem Preis der Leipziger Buchmesse, nun also der Büchnerpreis: „Ich fühle mich wie eine kleine, tapfere Schriftstellerin im Literaturkanon“, sagte sie zu der Nachricht und vollführte einen Freudentanz. Wir gratulieren.