Das geplante Bürger- und Medienzentrum zwischen dem Landtag und der Konrad-Adenauer-Straße in Stuttgart könnte nach dem Anstieg der Kosten von 17,5 auf 26 Millionen Euro ganz gekippt werden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Das umstrittene Bürger- und Medienzentrum beim Landtag steht angesichts einer erwarteten massiven Kostensteigerung wieder auf der Kippe. Bis zu seiner nächsten Sitzung am 10. Dezember erwartet das Präsidium des Parlaments Auskunft über die Gründe des Kostenanstiegs von 17,5 auf 26 Millionen Euro. Dann soll einem Sprecher zufolge über das weitere Vorgehen entschieden werden – und auch darüber, ob das Projekt „überhaupt fortgesetzt wird“.

 

Von der neuen Kostenschätzung der Architekten vom Büro Larsen (Kopenhagen/München) war die Landtagsspitze am Dienstag Abend völlig überrascht worden. Bisher sollte das weitgehend unterirdische Besucherzentrum, das auf dem Grünstreifen zwischen dem Landtagsgebäude und der Konrad-Adenauer-Straße geplant ist, 16 Millionen Euro kosten, zuzüglich eines Risikopuffers von 1,5 Millionen Euro. Wie es nun plötzlich zu der Schätzung von 26 Millionen Euro kommt, erfuhr das Präsidium zunächst nicht.

Ein externer Berater soll die neue Schätzung prüfen

Auch das für Bauvorhaben zuständige Finanz-und Wirtschaftsministerium von Nils Schmid (SPD) wurde von dem Kostensprung kalt erwischt; man sei „alles andere als erfreut“, verlautete aus dem Ressort. Zur Begründung der Architekten war dort ebenfalls nichts zu erfahren. Die staatlichen Hochbauverwaltung soll in den nächsten drei Wochen nun intensiv prüfen, wie es zu der neuen Schätzung kam; dabei soll auch ein externer Berater eingeschaltet werden. Für Minister Schmid dürfte es besonders ärgerlich sein, dass erneut ein staatliches Bauprojekt solche Probleme aufwirft. Auch beim geplanten Neubau der Cranko-Schule lagen die Kosten weit über dem ursprünglichen Ansatz.

Der Kostenschub dürfte den Kritikern Auftrieb geben, die das Besucher- und Medienzentrum ohnehin für überflüssig halten. So hatte etwa der Bund der Steuerzahler Zweifel geäußert, ob es überhaupt notwendig sei. Der Landtag wünscht sich den Neubau wegen der beengten Verhältnisse im Parlamentsgebäude, das gegenwärtig saniert wird. Man wolle sich damit noch sichtbarer für die Bürger öffnen, hatte Landtagspräsident Guido Wolf bei der Präsentation des Siegerentwurfs gesagt; jährlich werden etwa 40 000 Besucher durch das Parlament geschleust.

Der Entwurf erinnert an ein Amphitheater

Der Entwurf von Larsen Architects erinnert ein wenig an ein Amphitheater. Vorgesehen ist ein rundes Eingangsbauwerk mit Treppenstufen, die nach unten ins Innere führen. Andere Entwürfe hatten offenbar eine unterirdische Verbindung zum Landtag und einen Zugang von dort vorgesehen. Über der Erdoberfläche befindet sich nur ein Aufzugsschacht, alle anderen Gebäudeteile liegen darunter, was besonders die Vertreter Stuttgarts begrüßten.