Seit Wochen geben sich politische Besucher aus dem Westen im Rathaus des Bürgermeisters die Klinke in die Hand – nicht nur wegen seiner deutschen Sprachkenntnisse. Anfang dieser Woche war eine Delegation der Stadt Berlin da. Innensenator Frank Henkel (CDU) führte die Gruppe von Sicherheitspolitikern und Verwaltungsexperten an, unter ihnen der Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt, ein gebürtiger Stuttgarter. Der Gastgeber betonte, die Hauptsache für das Gelingen von Reformen sei der Wille dazu. „Ich will eine Erfolgsgeschichte wie die in Berlin.“ Vorrangiges Ziel seiner ersten Amtszeit, so betont Klitschko in fast jeder Rede, sei die Modernisierung der Strukturen – ohne eine effiziente Verwaltung würden weder Investoren noch neue Arbeitsplätze entstehen. Reformbedürftige Bereiche gebe es viele: Nicht nur die Sicherheitsorgane, auch die Bereiche Bildung, Gesundheit und Energie müssten erneuert werden.

 

Lange bevor Klitschko sein Amt als Stadtoberhaupt antrat, saß er von 2005 bis 2012 im Stadtrat der Hauptstadt. In einer Rede im Parlament sagte er damals: „Ich schäme mich fast immer, wenn ich von einer Reise aus einem EU-Land nach Kiew zurückkomme – weil ich merke, dass hier die meisten Dinge nicht funktionieren, die in Berlin, Paris oder London selbstverständlich sind“, bedauerte er. „Warum gibt es hier keinen modernen Personennahverkehr, warum sind Stempel und das Zahlen von Schmiergeld unerlässlich, um eine Firma zu gründen oder eine Gewerbefläche anzumieten?“ Der bodenständige Vitali Klitschko – verheiratet mit dem Ex-Model Natalia und Vater von drei Kindern – ist wild entschlossen, seine Stadt umzubauen. Die Erfahrungen aus fast 20 Jahren Leistungssport können ihm dabei nur helfen. „Aufgeben ist meine Sache nie gewesen“, pflegt er zu sagen.